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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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werden.« Aufmunternd klopfte er Plotek auf die Schulter und setzte sich neben ihn aufs Riesenbett. »Das schaffst du schon. Ich hab noch ein paar andere organisatorische Dinge hier zu erledigen und werde mich deswegen kaum um die Gäste kümmern können.«
    Easy, alles total easy und lockerer Job, fielen Plotek jetzt wieder Schnabels Worte aus dem Froh und Munter ein. Offenbar easy, aber nicht total easy, und der lockere Job schien doch stressiger zu werden als angekündigt. Zumal wenn sich Schnabel jetzt auch noch aus dem Staub macht, dachte Plotek.
    »Wenn was ist, ich hab Zimmer 164 auf dem gleichen Flur. Kannst jederzeit kommen.«
    Na was jetzt, dachte Plotek, also doch nichts mit Fliege machen. Wieder Schnauzbartstreicheln und tiefer Blick von Schnabel. Dann legte er seine Hand auf Ploteks linkes Knie und rückte noch ein wenig näher an ihn heran, so nah, dass Plotek Schnabels Mundgeruch riechen konnte. Magensäureüberproduktion, dachte Plotek. Irgendwie war es ihm nicht ganz wohl bei der ganzen Sache. Er musste wieder an Pfarrer Thanwälder denken und das Pfaffenlaster, an Altmännerwollust, den geilen Goethe, an rasierte Pudel und den schwulen Faust. Jetzt war ihm schlecht. Er stand auf.
    »Bei ganz dringenden Fällen oder Katastrophen ist hier meine Handynummer.« Schnabel lächelte und legte seine Visitenkarte auf die Glasplatte des Nachttischchens. »Wenn du allein nicht mehr zurechtkommst und Hilfe brauchst, kannst du auch auf den Eduard zurückgreifen, der hilft gern.«
    Eduard?, dachte Plotek und: Kennen sich Schnabel und von Alten also schon länger. Wieder Schnauzbartstreicheln.
    »Und pass ein bisschen auf die blinde Zicke auf. Die scheint mir nicht ganz koscher zu sein.«
    Du auch nicht, dachte Plotek und merkte, wie es ihm immer übler wurde von Schnabels Mundgeruch und seinen Assoziationen. Schnabel saß noch ein wenig auf dem Bett, rauchte seine Zigarette zu Ende und drückte sie im Aschenbecher aus. Dann stand er auf und ging zur Tür.
    »Schön ist es hier, oder?«, sagte Schnabel. »Da kann man’s aushalten, was?«
    Plotek zuckte, ganz blass im Gesicht, gleichgültig mit den Schultern.
    »Also, bis zum Abendessen!«
    Unangenehmer Typ, dachte Plotek, als Schnabel draußen war. Er öffnete das Fenster, um Schnabels Mundgeruch, nach dem mittlerweile das ganze Zimmer roch, schleunigst wieder loszuwerden. Beim Blick hinaus sah er den weißen Luxusbus vor dem Hotel neben dem Weihnachtsbaum stehen. Aber nicht lange. Als er sich gerade vom Fenster abwenden wollte, fing der Bus an zu rollen. Komisch, dachte Plotek, Schnabel war doch noch vor drei Sekunden hier im Zimmer, wie kann er jetzt schon im Bus sitzen und davonfahren. Zwei Möglichkeiten. Erstens: Schnabel kann zaubern. Oder zweitens: Jemand anderes sitzt jetzt im fahrenden Bus. Dass in Tschechien Pkws geklaut werden wie anderswo Handtaschen, hat Plotek schon oft gehört. Aber Busse? Eher unwahrscheinlich, weil erstens auf dem Parkplatz vor dem Hotel immer ein uniformierter Page ein Auge auf die Fahrzeuge hat. Und zweitens Schnabel jetzt aus dem Hotel schlenderte und dem Bus hinterhersah. Jetzt aber schnell, schnell, dachte Plotek am Fenster – aber vergiss es. Schnabel steckte sich seelenruhig eine HB an, nahm zwei kräftige Züge und blies den Rauch in die kalte Karlsbader Luft. Dann wechselte er ein paar Worte mit dem Karl-Dall-Verschnitt in Uniform und Schildmütze und ging anschießend ganz gemütlich los. Komisch, dachte Plotek und schloss das Fenster wieder.
    Kaum waren Schnabel und der Bus verschwunden, klingelte schon Ploteks Zimmertelefon.
    »Wilhelm hier, Walter Wilhelm, Herr Plotek könnten Sie ganz schnell zu mir kommen. Zimmer 132. Es ist dringend.«
    Als Plotek in Herrn Wilhelms Zimmer trat, saß Herr Wilhelm nur in Hemd und Unterhose auf dem Bett. Die Hose hing heruntergelassen an den Füßen, die beiden Knie waren ganz weiß.
    »Psoriasis«, sagte Herr Wilhelm.
    So kann man Wahnsinn auch nennen, dachte Plotek und guckte, als ob er wieder mal wenig verstehen würde.
    »Schuppenflechte«, konkretisierte Herr Wilhelm und deutete auf die weißen Knie.
    Ekelhaft, dachte Plotek und wollte auf dem Absatz schon wieder kehrtmachen.
    »Bleiben Sie, Herr Plotek, es ist nicht ansteckend. Keine Gefahr für Sie. Dafür umso unangenehmer für mich. Ganz besonders in den Kniekehlen und Armbeugen setzt sich die Hautflechte fest. Das gibt dann schuppige, krustenbildende Hautausschläge. Weit verbreitete und wie gesagt nicht übertragbare

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