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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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und alles drauf. Da kann doch der nichts mehr dabei verdienen. Oder zumindest nicht viel.«
    »U-u-nd warum m-m-acht der Sch-schnabel dann das?«, fragte Stremmel.
    Plotek zuckte mit den Schultern.
    »A-a-aus Mitleid, vielleicht?«
    »Ha, dass ich nicht lache!«, rief Skolny und lachte, dass das ganze Rote Berlin erzitterte. »Der doch nicht. Der Schnabel ist ein knallharter Geschäftsmann, ein penibler Erbsenzähler, einer der nichts, aber auch gar nichts aus Mitgefühl macht. Der will absahnen.«
    »Aber wie?«, fragte Stremmel jetzt stotterfrei.
    »Tja, das weiß nur er selbst«, entgegnete Skolny und schaute dabei Plotek an, als ob der, sollte er was wissen, gefälligst damit rausrücken sollte.
    Wieder zuckte Plotek mit den Schultern.
    Von Schnabel und seinem Luxusbus zu den Reisenden seines Busunternehmens war es natürlich nicht weit. Skolny redete munter drauflos und drückte den anderen beiden sein Gespräch auf. Na ja, Gespräch war das eigentlich nicht. Eher Monolog. Plotek war es recht. Stremmel auch. Beiden war offenbar mehr nach Zuhören als nach Seiberreden zumute.
    »Was glauben Sie, warum alle über Weihnachten hierher nach Karlsbad fahren?«, fragte Skolny an Plotek gewandt.
    Seltsamerweise lallte er, trotz Unmengen Becherovka, die er bereits in sich haben musste, überhaupt nicht. Plotek hatte keinen blassen Schimmer. Das Einzige, was er wusste, war, weshalb er nicht in seiner Münchner Dreizimmerwohnung neben Fritz auf der Couch saß und zweitklassige Western auf einem der vielen Privatkanäle anguckte.
    »Die sind allein«, sagte Skolny. »Alle! Die haben niemand, kein Schwein, das sich um sie kümmert!«
    Skolny zog wieder an seiner Zigarette und Stremmel schaute nachdenklich auf die Flasche und pulte am Etikett herum.
    »Stimmt’s?«, fragte Skolny.
    Stremmel nickte.
    »Das ganze Jahr über nicht und an Weihnachten erst recht nicht. Da können sie noch so mit ihrem Vermögen prahlen, ihrem Haus, dem Grundstück und allem – wie die alte von Ribbenhold. Egal. An Weihnachten ist sie trotzdem mutterseelenallein. Zu Hause kommt nicht einmal ihre verzogene Enkelin auf Besuch.«
    »D-da, schaut mal!«, sagte Herr Stremmel und deutete zum Eingang.
    Wie aufs Stichwort kam jetzt Marie-Louise an der Hand eines jungen Mannes ins Rote Berlin. Sie war rausgeputzt, als ob gleich der tote Erich Honecker zu Besuch käme. Die beiden stellten sich an den Tresen, lachten, legten die Arme umeinander und küssten sich.
    »Das wenn die Alte wüsste«, sagte Skolny und lachte auch.
    »Prost.«
    Apropos, dachte Plotek und fragte: »Und von Alten?«
    Skolny guckte das erste Mal, als ob er nicht genau wüsste, was Plotek damit meinte. Nach zwei, drei Sekunden der Irritation kam er dann doch noch drauf.
    »Eduard von Alten nutzt das aus. Haben Sie das nicht gemerkt, wie der den Samariter spielt, den allzeit sorgenden Herzbuben? Was glauben Sie, warum der das macht?«
    Skolny rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Und die Alten merken es nicht einmal, aus Freude, dass sich irgendjemand, auch wenn es noch so ein großes Arschloch ist, um sie kümmert. Die sind blind! Blinder als die Blinde.« Stremmel nickte heftig und riss das Etikett von der Flasche. Skolny stockte in seinem Redefluss, überlegte und sagte dann nachdenklicher: »Warum die eigentlich in dieser rollenden Begegnungsstätte mitfährt, ist mir allerdings ein Rätsel.«
    Mir auch, dachte Plotek.
    »W-w-weil sie v-v-vielleicht zu Hause nicht bemitleidet werden will!«, sagte Stremmel und Plotek dachte, irgendwie dreht sich bei dem alles um Mitleid.
    Skolny zuckte mit den Schultern. »Und der sich ständig kratzende Herr Wilhelm?« Und beantwortete sich die Frage gleich selbst. »Der buhlt um Aufmerksamkeit. Die kriegt er zu Hause nicht. Und warum nicht? Weil da niemand ist, gar niemand. Da sitzt der Herr Wilhelm alleine und kratzt sich die Knie blutig.«
    »U-u-und Sie?«, fragte Stremmel.
    Skolny schaute jetzt, als ob er Stremmel nicht richtig verstanden hätte. Obgleich der jetzt kaum mehr stotterte. Oder doch richtig verstanden, aber nicht antworten wollte. Jetzt muss man wissen, dass Stremmel umso weniger stotterte, je mehr Becherovka er trank. Bei Plotek war das genau umgekehrt. Er stotterte zwar nicht, aber nach ein paar Gläsern hätte man den Eindruck gewinnen können, seine Worte werden nuschelnder und unverständlicher. Als Plotek aber Stremmeis Frage aufgriff und Skolny fragte: »Und warum sind Sie hier?«, verstand der sie sofort.
    »Bestimmt

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