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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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blauen Fisch. »Seht mich gut an, damit ihr mich erkennen könnt.« Sie ließ uns einen Moment Zeit, um sie ansehen, und streckte dann wieder die Hand mit der Karte aus.
    Khadija rührte sich nicht.
    »Denk darüber nach, ja? Aber sag es niemandem außer deinen Eltern. Das ist sehr wichtig.« Die Frau bückte sich und legte ihre Kartevor Khadija auf den Boden. Dann richtete sie sich auf und rief über die Straße. »Komm, Freya, wir gehen.«
    Die andere Frau hatte ich fast vergessen. Aber sie war noch da. Jetzt eilte sie auf uns zu und als sie die Karte sah, stöhnte sie leise auf. Als die beiden fortgingen, hörten wir sie murmeln: »So kannst du nicht herumlaufen, Sandy. Du siehst lächerlich aus! Zieh den Schleier herunter.«
    Sandy war es egal. Sie lachte nur und verschwand um die Ecke, den Niqab über den Kopf zurückgeworfen.
    Als sie außer Sichtweite waren, bückte ich mich, um die Karte aufzuheben, aber ich war nicht schnell genug. Khadija tauchte ebenfalls hinunter, nahm sie und drehte sie um, um den Text auf der Rückseite zu lesen.
    »Was bedeutet das?«, fragte sie.
    Es war ein Name – Meredith Fox  – sowie eine Adresse, in energischer schwarzer Schrift. Darunter stand ein merkwürdiger kleiner Kringel, bei dem es sich um Initialien handeln konnte. S D .
    »Was für ein Freak«, meinte ich. »Glaubst du, dass sie das immer so macht? Herumläuft und Mädchen auf der Straße anspricht?«
    Khadija antwortete nicht, sondern starrte die Karte an.
    »He«, sagte ich. »Nimm es nicht so ernst. Es ist bestimmt ein Schwindel.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Khadija. »Wenn es wahr ist?« Wieder sah sie die Karte an und steckte sie sorgfältig ein. »Ich werde sie morgen überprüfen.«

Seit meiner Ankunft in England war ich wie eingefroren gewesen. Als mein Vater mich dem Hambaar-Mann übergab, hatte er mich in eine Welt geschickt, in der mich niemand kannte und wo sich niemand dafür interessierte, wer ich war. Maamo war freundlich, aber sie wollte nicht über Somalia reden. Wenn ich es versuchte, schüttelte sie nur den Kopf und wandte sich ab.
    In der Schule war es dasselbe. Selbst die Somali-Mädchen konnten nicht verstehen, wie ich mich fühlte. Ein paar der Lehrer boten mir an, ich könnte meine Gedanken aufschreiben, aber sie brauchten alles in Englisch, was für einen Sinn sollte das haben?
    Ich weiß noch, was ich dachte, als mich Maamo das erste Mal schickte, um Eis aus dem Kühlschrank zu holen. Ich sah die Eiswürfel an, die so hart und kalt waren, und dachte: Das bin ich. So muss ich jetzt sein.
    Und so war ich – bis mich Sandy Dexter ansprach.
    Ich wusste nicht, wer sie war oder warum sie in muslimischer Kleidung herumlief, die nicht zu der Art passte, wie sie sich bewegte. Aber als sie sagte: »Du kommst aus Somalia, nicht wahr?«, hatte sie mir direkt in die Augen gesehen. Und sie hatte mich gesehen.
    Niemand hatte ihr gesagt, dass ich Khadija war oder dass Abdi mein Bruder war. Sie interessierte sich nicht für meine Papiere und sie hatte mich nicht nach meinem Clan gefragt. Sie wollte nur – mich.
    Ich verstand nicht alles, was sie sagte, weil sie so schnell redete. Aber zwei Worte waren mir aufgefallen. Arbeit und Geld . Shaqo und Lacag .Sobald sie weg war, hob ich die Visitenkarte auf und las ihren Namen. Sandy Dexter.
    Abdi war sehr misstrauisch. Er versuchte mir klarzumachen, dass man ihr nicht trauen durfte, aber das glaubte ich nicht. Sie hatte mir direkt in die Augen gesehen und mir einen richtigen Job angeboten. Und sie hatte es uns leicht gemacht, zu überprüfen, wer sie war. Wo sollte das Risiko sein?
     
    Wir recherchierten nach Sandy Dexter zusammen in der Schulbibliothek. Abdi gab ihren Namen in den Computer ein und ich sah ihm über die Schulter und wartete, was passierte. Als die Suchresultate auf dem Bildschirm auftauchten, setzte sich Abdi auf und fuhr mit dem Finger die Liste entlang.
    »Sieh mal … sie ist bei Vogue und Elle und Grazia und …«
    Ich sah, dass er beeindruckt war, aber mir sagten diese Namen nichts.
    »Sieh dir mal das hier an«, sagte ich und zeigte auf den Link ganz oben auf der Liste. Es sah aus wie ihre eigene Website: www.sandydexter.com.
    »O.K.« Abdi klickte auf den Link und wir sahen, wie der Bildschirm verschwamm. Langsam, ganz langsam, formten sich Worte in diesem Nebel: Bilder und Storyboards … Geschichte … Lose Fäden … Abdi klickte auf Bilder und Storyboards und auf dem Monitor tauchten Bilder, Musik und kleine Filmausschnitte

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