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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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Wenn du sie je wiedersehen solltest, erkennst du sie gar nicht. Wir gehen nach oben.«
    Carmel lächelte und zog die Augenbrauen hoch. »Hallo, ihr Unsichtbaren! Ihr müsst etwas ganz Besonderes sein. Dort oben kommt sonst kaum jemand hin.«
    Sandy eilte bereits am Tresen vorbei. Als sie nach oben ging, rief Carmel ihr hinterher: »Bist du hier, falls jemand anruft?«
    »Noch nicht«, rief Sandy zurück. »Du hast keine Ahnung, wo ich bin!«
    Überall Geheimnisse.
    Im ersten Stock kamen wir in einen großen Arbeitsraum. Es war ein wildes Durcheinander von Tischen, Maschinen und Zeichnungen, die an die Wände geheftet waren. Models waren keine zu sehen. Nur ein Dutzend beschäftigter, eifrig nähender Frauen, zu deren Füßen Stofffetzen und Fäden herumlagen. Und ein großer, ernster Mann im Hintergrund, der aus einer Rolle wunderschönen, hellen Stoffes Formen ausschnitt.
    Sie hatten keine Besucher erwartet. Als ich mit Abdi eintrat, hielten sie in ihrer Arbeit inne, und zwei von ihnen sahen sich schnell im Raum um, um zu prüfen, was wir sehen konnten.
    Sandy winkte ihnen zu. »Keine Sorge«, sagte sie fröhlich, »Abdiund Khadija sind gar nicht hier. Ihr habt sie nicht gesehen.« Dann zog sie mich am Arm zu sich. »Sieh dich um«, lud sie mich ein. »Du kannst überall hingehen. Und wenn du genug gesehen hast, gehen wir rüber in mein Atelier.«
    Zuerst wusste ich gar nicht, was ich mir ansehen sollte. Es war ein Wirrwar aus Formen und Farben. Der große Mann mit der Schere beobachtete mich, als ob ich ihm Angst machte.
    »Schon gut, Etienne«, sagte Sandy. »Ich erkläre dir alles.« Sie ließ mich allein und ging zu ihm hinüber, beugte sich über seinen Tisch und sprach leise mit ihm.
    »Er ist ein ausgezeichneter Zuschneider«, murmelte Freya, »aber er ist autistisch veranlagt und mag keine Überraschungen.«
    Ich wusste nicht, was sie meinte. Ich verstand überhaupt nichts an diesem Ort oder der Art, wie sich die Leute verhielten.
    Freya gab mir einen kleinen Stoß. »Mach dir um ihn keine Sorgen. Geh und sieh dir Sandys Geheimnisse an. So eine Chance bekommst du nie wieder.«
    »Das stimmt«, murmelte mir Abdi ins Ohr. »Schau dich um und sieh dir an, was sie hier machen.«
    Ich hatte ein komisches Gefühl dabei, herumzulaufen und den Leuten bei der Arbeit zuzusehen. Aber am anderen Ende des Raumes stand ein Ständer mit Kleidern, ein wenig abseits der Tische. Ich ging hinüber, um sie mir anzusehen. Und sie waren genauso merkwürdig wie alles andere.
    Es waren viele verschiedene Formen – Kleider, Mäntel und Jacken, lang und kurz, weit und eng –, aber nichts war richtig fertig. Alle Säume waren grob und unsauber. Und alles hatte dieselbe Farbe – die Unfarbe ungebleichten Stoffes.
    War das das große Geheimnis? Keine Farben? Warum sollte jemand für solche Kleider Geld ausgeben?
    Hinter dem Ständer stand eine große gepolsterte Schneiderpuppe in einer Ecke, sie war in eine einzige lange Stoffbahn gehüllt. Ich hatte meine Großmutter ein- oder zweimal in ein solches Gewand gekleidetgesehen, vor langer Zeit – aber der Stoff war anders. Er sah eher aus wie die rot-weiß gemusterten Sachen meines Vaters, wenn er somalische Kleidung trägt.
    Ich ging hinüber und berührte das Gewand. Als ich den Stoff des Suuf zwischen meinen Fingern fühlte, tat mir vor Sehnsucht das Herz weh. Es gibt Dinge, von denen man nicht einmal weiß, dass man sie vermisst, bis man sie wiederfindet.
    Auf der anderen Seite des Raumes zog Abdi eine Grimasse, um mir anzudeuten, dass er sich langweilte. Sandy drehte sich um, bemerkte es und begann zu lachen.
    »Nicht ganz, was ihr erwartet habt? Kommt mit nach oben, vielleicht könnt ihr da eher sehen, um was es geht.«
    Im zweiten Stock kamen wir in einen engen, dunklen Gang, mit geschlossenen Türen auf einer Seite. Sandy öffnete die erste Tür und steckte den Kopf ins Zimmer.
    »Hi Stefan«, sagte sie und ein junger Mann sah auf und blinzelte uns an.
    Er war sehr dünn und blass und so blond, dass er fast ganz weiß erschien, abgesehen von den hellblauen Augen. Als mich diese Augen ansahen, leuchteten sie plötzlich auf.
    »Ist sie das?«
    »Das ist sie.« Sandy winkte uns, hereinzukommen. Freya kam mit und Sandy schloss hinter uns die Tür. »Sie ist gekommen, um sich umzusehen.«
    »Bitte sehr!«, lud Stefan mich eifrig ein. »Was soll ich dir zeigen? Möchtest du ein paar Zeichnungen sehen?« Er schlug eine Mappe auf und breitete einen Stapel hastig hingeworfener

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