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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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hasse es, wenn man mich drängt, und antwortete heftig: »Wir haben Ihnen vertraut. Wir haben Ihnen genug vertraut, um die Schule zu schwänzen und unser ganzes Geld für die Bustickets auszugeben. Und was haben wir bis jetzt dafür bekommen? Nichts. Sie haben bereits gesagt, dass Sie Khadija nicht brauchen, warum wollen Sie also mit uns noch reden? Geben Sie uns einfach das Geld für den Heimweg, dann sind wir weg.«
    »Ihr versteht das nicht«, erklärte Sandy Dexter. »Dort oben im Büro hatte ich eine fantastische Idee, für die ich Khadija brauchen kann. Das wird der Schlüssel zu meiner ganzen Kollektion.«
    Ich glaubte ihr kein Wort. »Warum haben Sie dann gesagt, dass Sie sie nicht engagieren würden?«
    »Weil meine Idee nur funktioniert, wenn sie ein Geheimnis bleibt«, antwortete Sandy Dexter ungeduldig. »Und ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Merry Fox es nicht verrät. Also müssen wir sie außen vor lassen und einander vertrauen. Ist das so schwierig?«
    »Vielleicht solltest du ihnen erst einmal vertrauen«, warf Freya ein. »Wenn du ein Risiko eingehst …«
    Der Taxifahrer ließ das Fenster herunter, lehnte sich herüber und rief: »He, Lady, wollen Sie jetzt ein Taxi oder nicht? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Freya machte die Taxitür auf und sah ihre Mutter an. »Lass uns zum Atelier fahren«, schlug sie vor. »Dann kannst du ihnen zeigen, was du für die neue Kollektion geplant hast.«
    Sandy Dexter wurde leichenblass. Noch blasser als zuvor. »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Warum nicht?«, fragte Freya. »Vertraust du ihnen nicht?«
    Sie stieg ins Taxi und winkte uns, ihr zu folgen. Khadija sah mich an. Sollten wir gehen oder nicht? Wie trifft man eine solche Entscheidung?Schließlich siegte die Neugier und ich stieg zusammen mit Khadija ein.
    Sandy Dexter beugte sich zum Fenster des Fahrers und nannte ihm die Adresse, setzte sich dann auf den ausklappbaren Sitz und schloss die Augen. Das Taxi fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
    Ich sah zu dem Gebäude hinauf, das wir soeben verlassen hatten. Hinter einem Fenster im ersten Stock sah ich ein Gesicht. Ein scharfkantiges, gepflegtes Gesicht.
    Diese Fox stand dort und sah auf die Straße.
    Hatte sie gesehen, wie ich mit Sandy gestritten hatte? Hatte sie gesehen, dass wir alle im selben Taxi davonfuhren? Und wenn ja – machte das etwas aus?
    Fast hätte ich Sandy Dexter gefragt. Doch dann hielt ich lieber den Mund.
    Die Sache war auch so schon kompliziert genug.

Ich konnte es nicht fassen, dass Sandy Dexter oben im Büro den Kopf geschüttelt hatte. Aber sie ließ keinen Zweifel an ihren Worten aufkommen. Sie wollte mich doch nicht.
    Also warum fuhren wir jetzt zusammen im Taxi weg?
    Ich flüsterte Abdi auf Somali zu: »Was ist denn passiert?«
    »Wir fahren in Sandys Dexter Atelier«, flüsterte er zurück. »Und das ist wohl eine große Ausnahme, weil sie aus ihren Sachen ein großes Geheimnis macht. Ich glaube, normalerweise lässt sie niemanden sehen, was sie tut. Also halt den Mund und sperr die Augen auf.«
    Das ergab immer noch keinen Sinn für mich. »Warum bringt sie uns dorthin, wenn sie doch nicht will, dass ich für sie arbeite?«
    »Doch, das will sie«, erklärte Abdi. »Aber das muss auch ein Geheimnis bleiben.«
    So viele Geheimnisse.
    Dies war ein Land mit anderen Gesetzen. Ein kleines, enges Land, wo man alles verstecken musste. Ich schloss die Augen und sehnte mich nach der einfachen, sauberen Weite der offenen Wüste.
     
    Als ich die Augen wieder aufmachte, fuhr das Taxi vor einem hohen, düsteren Haus in einer engen Straße vor. So hatte ich mir den Ort, an dem Sandy Dexter arbeitete, nicht vorgestellt. Ich hätte gedacht, dass sie einen großen, lichtdurchfluteten Raum voller glitzernder Spiegel und gazellenhafter Models hatte und dass ihr Name in goldenen Buchstaben außen am Haus stehen müsste.
    Aber es gab gar kein Schild. Nur eine schlichte Holztür mit einer Klingel daneben.
    Sandy bezahlte den Fahrer, sprang aus dem Auto und suchte nach dem Schlüssel.
    »Wir sind da«, verkündete sie. »Kommt, ich stelle euch Carmel vor.«
    Carmel war jung und fröhlich, mit roten Haaren und langen klimpernden Ohrringen. Sie saß an einem Schreibtisch direkt hinter der Tür und bewachte den Zugang zum Rest des Gebäudes.
    »Hi, Freya«, sagte sie, als wir alle zusammen hereinkamen. »Und wer seid ihr?«
    »Das sind Abdi und Khadija«, erklärte Sandy, »und sie sind gar nicht hier, verstanden?

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