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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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andere. Dann ging ich zu ihm hinaus.
    »Hat sie dich bezahlt?«, murmelte er leise.
    Ich nickte und klopfte auf meine Tasche, aber ich sagte ihm nicht, was ich sonst noch bekommen hatte – damit er nicht andere Vorstellungen davon bekam, wie meine kostbaren sechzig Minuten verwendet werden sollten. Die waren für mich. Ich hatte sie verdient. Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, allein ins Café zu gehen, ohne jemandem etwas erklären zu müssen.
    Ich hatte geglaubt, dass das ein Problem werden würde, aber als ich am Montagabend in den Laden kam, hatte Tante Safia bereits den Fußboden gewischt. Er glitzerte nass und sie kniete auf einer Gummimatte und füllte Regale auf.
    »Bitte, das ist doch meine Arbeit«, sagte ich.
    Lächelnd sah sie auf. »Ich habe etwas davon für dich getan, denn Suliman sagt, es sei eine gute Zeit, wenn du an einen der Computer möchtest. Also – geh nur. Du kannst hinterher noch in den Laden kommen.«
    »Aber …« Ich war mir nicht ganz sicher, wie sie das meinte.
    »Keine Sorge, du verlierst kein Geld dadurch.« Sie lächelte wieder und winkte mich fort.
    Das war fast zu schön, um wahr zu sein. Ich wollte dringend an den Computer. Also schlüpfte ich so schnell wie möglich aus dem Laden und betrat das Café nebenan.
    Suliman war selbst dort. Er hat vier oder fünf Läden, die, soweit ich weiß, alle von Filialleitern geführt werden, aber an diesem Abend war er als Einziger zuständig und nur ein paar Kunden tranken Kaffee oder lasen ihre E-Mails. Als ich hereinkam, schrieb er gerade selbst eineNachricht auf seinem Computer und ließ mich warten, bis er fertig war. Dann sprang er auf und führte mich zu einem Platz ganz hinten.
    »Der hier ist für dich«, sagte er. »Brauchst du Hilfe?«
    »Natürlich nicht!« Hielt er mich für dumm? Ich setzte mich und loggte mich sofort ein. Noch bevor er wieder vorne im Laden war, hatte ich begonnen, meine E-Mail zu schreiben.
     
    Iska waran, Mahmoud?
    Es ist so lange her, dass du mir geschrieben hast! Was ist passiert? Ich hoffe und bete, dass es euch allen gut geht und dass ihr eine Weide für die Tiere gefunden habt.
    Ich habe eine Arbeit im Laden hier, was bedeutet, dass ich euch bald etwas Geld schicken kann. Es ist nicht viel, aber …
     
    Aber.
    Meine Finger schwebten über der Tastatur. Sag es niemandem , hatte Sandy gesagt. Aber Mahmoud war weit, weit weg in Somalia – wo nie jemand etwas von Sandy Dexter gehört hatte. Und ich wollte sowieso nicht ihren Namen nennen. Nicht einmal gegenüber Mahmoud. Ich wollte ihn nur wissen lassen, dass Hoffnung bestand. Dass ich ihn bald von der Dürre und den Kämpfen wegholen konnte.
    Die anderen Kunden unterhielten sich miteinander. Als ich mich umsah, sah ich Suliman vorne im Café über seinen eigenen Computer gebeugt stehen. Es war niemand in der Nähe, der den Text auf meinem Bildschirm lesen konnte. Ich fühlte mich sicher.
     
    … aber ich habe noch einen anderen Job angeboten bekommen. Einen viel besseren. Kennst du Iman, das berühmte Model aus Somalia? Nun, ich habe einen Job wie den ihren angeboten bekommen! Von einer SEHR berühmten Designerin! Ich weiß, dass du jetzt lachst, wenn du dir vorstellst, dass deine Schwester, die Giraffe, wie Iman sein könnte, aber glaub mir, es ist wahr. Ich kann dir jetzt nicht mehr sagen, weil es ein großes Geheimnis ist, aber ich glaube, es wird wahr, weil diese Designerin mich wirklich will undsie ist jemand, die immer bekommt, was sie will. Es ist besser, wenn du niemandem etwas davon sagst, aber ich will dich wissen lassen, dass es nicht mehr lange dauert, insh’Allah, bevor ich euch wirklich helfen kann. Also
    mach weiter deine schrecklichen Witze, um die anderen bei Laune zu halten, kleiner Bruder.
    DIE ZEITEN WERDEN SICH ÄNDERN !!
    Deine Schwester aus England
     
    Es war so weit. Noch bevor ich weiter denken konnte, drückte ich auf den Sendeknopf und schickte die Nachricht ab. Suliman sah plötzlich auf, als hätte er gesehen, wie ich es tat. Das konnte unmöglich sein, doch es erinnerte mich daran, dass ich vorsichtig sein musste. Ich machte eine Seite mit Nachrichten aus Somalia auf und minimierte sie, damit ich sie jederzeit aufrufen konnte, wenn jemand neugierig durch den Laden ging. Dann suchte ich sandydexter.com auf und klickte auf Kollektionen .
    Ich wollte gerne mehr über die Kleider wissen, die Sandy entwarf. Nicht was sie kosteten – das hatte ich schon gesehen –, sondern wie sie aussahen, wenn sie fertig

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