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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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hast mich um den kleinen Finger gewickelt, ich unterstütze jede deiner verrückten Ideen, die du dir ausdenkst. Aber was willst du jetzt? Du willst losziehen und sterben! Für ein bisschen billige Publicity. Toll! Danke, San! Soll ich dir das Ticket kaufen, ja? «
    Meine Mutter ließ ihn sich heiser schreien und griff wieder nach der E-Mail. »Das verstehst du falsch«, sagte sie. »Es geht nicht um Publicity. Es geht um das, was Freya gesagt hat.«
    Er nahm das Blatt und während er es las, wünschte ich mir, ich könnte die Worte vom Papier und aus Sandys Kopf löschen. Aber dafür war es zu spät. Ich konnte nur noch auf Dads Reaktion warten.
    Er las zu Ende und sah mich an. »Warum musst du immer alles so ernst nehmen?«, fragte er mich.
    Es wäre leicht gewesen, zu sagen: Ich habe es nicht so gemeint. Ich war nur so genervt, weil Sandy mich ignoriert hat. Aber plötzlich wusste ich, dass das nicht wahr war.
    »Es muss ernst sein«, meinte ich. »Warum habe ich sonst mein ganzes Leben lang immer die zweite Geige gespielt?«
    Dad betrachtete eine Weile seine Hände. Dann sagte er: »Das wird nicht leicht werden, Sandy, hast du darüber nachgedacht, wer deinen lächerlichen Plan in Somalia in die Tat umsetzen soll?«
    Zum ersten Mal zögerte Sandy. »Ich dachte … ich könnte mich vielleicht an einige deiner Kontakte wenden?«
    »Die meisten meiner Kontaktleute sind tot«, entgegnete Dad brüsk. »Und außerdem werde ich dir bestimmt nicht dabei helfen, dein Leben zu riskieren. Da brauchst du gar nicht erst zu fragen.«
    Sandy holte tief Luft. »Dann werde ich eben meine eigenen Kontakte bemühen müssen, nicht wahr?«, meinte sie, griff in ihre Tasche und holte ein weiteres Stück Papier hervor. Es war stark zerknittert, aber ich erkannte das große A und die Handynummer.
    »Und wenn das nicht funktioniert?«, fragte ich, bevor ich nachdenken konnte. »Wenn sie es sich nun anders überlegt hat oder ihre Eltern nicht überreden konnte?«
    »Sie bekommt das irgendwie hin«, sagte Sandy. »Glaub mir.« Sie strich das Papier glatt und griff nach Dads Telefon.
    Aber bevor sie es nehmen konnte, schlug er ihre Hand weg. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich dir dabei nicht helfen werde.«
    Sandy zuckte mit den Achseln und nahm ihr eigenes Handy. »Bitte sehr.« Im Raum war es so still, dass wir das Tipp-Tipp der Tasten hören konnten, als sie wählte. Und wir hörten, wie am anderen Ende ein Anrufbeantworter ansprang.
    »Verdammt«, sagte Sandy leise. Sie wartete eine Minute und versuchte es dann erneut. Und noch einmal.
    Nichts. Entweder war der Akku leer oder Abdi hatte das Telefon ausgeschaltet.
    Ich spürte, wie sich Dad entspannte. Aber wenn er glaubte, dass sie aufgab, hatte er sich getäuscht. Sie wählte noch einmal und hinterließ dieses Mal eine Nachricht. Hier ist Sandy. Ruf mich an. So schnell wie möglich.
    Das war alles. Zehn Worte, hingeworfen wie Steine in einen See. Keiner von uns ahnte – oder hätte sich auch nur träumen lassen – wie weit die Wellen sich ausbreiten würden …

A ls die Männer kamen, saß Mahmoud mit seinen Schwestern hinter dem Zelt und kratzte Zahlen in den Sand. Sagal fand es schwierig, aber Zainab lernte recht schnell. Sie löste die Rätsel fast so schnell, wie er sie zeichnen konnte.
    Die Männer blieben hinter Mahmoud stehen, sodass ihre Schatten vor ihm auf den Boden fielen. Er blickte sich um und sah, dass sie zu zweit waren. Große Männer in Jeans und T-Shirts und Gewehren über der Schulter.
    Eben noch waren ein Dutzend andere Kinder um sie herum gewesen und hatten den Zahlenspielen zugesehen. Ganz plötzlich waren sie alle verschwunden. Mahmoud und seine Schwestern waren allein mit den Fremden, in einem Winkel zwischen zwei Zelten verborgen.
    Einer der Männer sagte seinen Namen. Noch bevor er die Stirn runzeln konnte, nickte Sagal und da war es zu spät, so zu tun, als sei er jemand anderes. Der Mann schnippste mit den Fingern und befahl den Mädchen zu gehen. Mahmoud bedeutete ihnen zu verschwinden. Was auch immer geschehen mochte, es war besser, wenn sie nicht dabei waren.
    Bis zum letzten Moment hoffte er auf eine Chance zur Flucht. Bestimmt würden die Männer einen Augenblick unaufmerksam sein, damit er aufspringen und zwischen den Zelten hindurch verschwinden konnte. Er wusste genau, wie er es tun würde, wie er sich durch die engen, gewundenen Gänge schlängeln und sich so lange wegducken würde, bis sie seine Spur verloren.
    Aber sie wurden nicht

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