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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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Veränderung war so verwirrend, dass wir erst gar nicht bemerkten, dass sie immer noch verschleiert war.
    »Was soll das alles?«, wunderte sich Dad.
    Es sah ihm gar nicht ähnlich, die Pointe nicht zu erkennen. »Sie versteckt sich«, sagte ich.
    Obwohl wir leise sprachen, hörte Sandy uns und lachte. »Genau so wird die Show anfangen«, sagte sie. »Mit Qarsoon der Verborgenen .«
    »Das ist es, was du mit Khadija vorhast?«, fragte ich.
    Sandy nickte. Sie kam wie ein Geist durch die Werkstatt, mit leise raschelnden Gewändern. »Es wird keine Enthüllung stattfinden. Khadija wird verborgen bleiben. Unsichtbar. Niemand wird je erfahren, wer unter diesem Schleier steckt, außer Khadija und ihrem Bruder. Und uns.«
    »Ist das das Somali-Mädchen?«, fragte Dad. »Die vom Battle Hill?«
    Seine Stimme klang angespannt und Sandy richtete sich auf, den verschleierten Kopf hoch erhoben. »Ja«, antwortete sie. »Und bevor du fragst – nein, ich habe meine Pläne nicht geändert. Wir werden die ganze Show immer noch von Somalia aus machen.«
    »Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt«, warnte Dad leise und zornig. »Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe …«
    »Ich habe es gesehen!«, gab Sandy zurück. »Du hast mir jedes einzelne Foto gezeigt, das du gemacht hast, weißt du noch? Und du hast geredet – geredet und geredet, als wolltest du versuchen, deinen Kopf auszuleeren. Aber das war vor fünfzehn Jahren , David. In fünfzehn Jahren kann sich viel verändern.«
    »Bitte misch dich nicht in Dinge ein, von denen du nichts verstehst«, bat Dad. »Bitte, Sandy. Was da passiert, ist wirklich ernst.«
    »Während ich nur Kleider mache?« Plötzlich klang meine Mutter genauso wütend wie er. »Ist es das, was du sagen willst?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn trotzig und hartnäckig an, unsichtbar bis auf ihre Augen. Und ich dachte: Wenn Dad nur ihr Gesicht sehen könnte , dann könnte er sie überzeugen, als ob der Schleier eine Barriere zwischen ihren Gedanken sei. Ich spürte, dass es ihn frustrierte.
    Er starrte Sandy eine ganze Minute lang an, mit geballten Fäusten und bleichem Gesicht. Dann drehte er sich zur Tür um.
    »Mach, was du willst«, sagte er kurz. »Aber erwarte nicht von mir,dass ich komme und dich heraushole. Ich gehe nach Hause. Kommst du, Freya?«
    Er forderte mich auf, Partei zu ergreifen. Das zu erkennen hatte ich inzwischen gelernt – aber ich bin auch ganz gut darin geworden, Kompromisse zu finden.
    »Ich bleibe nicht lange«, erklärte ich. »Kann ich heute Nacht zu dir kommen? Und eine heiße Schokolade trinken, bevor ich ins Bett gehe?«
    Das rief ein schiefes Lächeln hervor. Guter Versuch, Freya. Aber er sagte nicht nein. Er zuckte nur mit den Schultern und ging allein fort.
    Sandy begann die nächsten Knöpfe zu öffnen und kurzzeitig stellte ich mir vor, dass sie weiter ein Kleid nach dem anderen ausziehen würde, bis sie wirklich verschwunden war. Doch als sie dieses auszog, stand sie in Unterwäsche da. Sie trat die High Heels weg und griff nach ihrer Jeans.
    Wie sie so dastand, mit in wirren Winkeln abstehenden Haaren, sah sie sehr klein und verletzlich aus und bevor ich es mir verkneifen konnte, bat ich: »Du wirst doch vorsichtig sein, ja? Bitte!«
    Sie sah mich an. »Es ist O. K . Ich verspreche es. Ich werde mich ernsthaft mit Khadijas und Abdis Eltern besprechen. Und wenn sie sagen, dass es zu gefährlich ist, dann werde ich meine Meinung ändern. Vertrau mir, Freya.«
    Und wenn sie es so sagte, dann tat ich das auch. Sie war schließlich kein Kind mehr. Und auch keine romantisch veranlagte Sängerin mit einem selbstmörderischen Hang zu Drogen und Alkohol wie Meg. Sie war eine äußerst erfolgreiche Modedesignerin, die wusste, was in der Welt vor sich geht.
    Ich grinste. »Hört sich gut an. Vielleicht komme ich ja mit.«
    Es war nur als Scherz gemeint, aber sie sah mich nachdenklich an, als sie ihre Bluse zuknöpfte.
     
    Wir gingen nur ein paar Minuten später und sie setzte mich vor Dads Wohnung ab. Keiner von uns beiden machte den Vorschlag, dass sie noch mit hinaufkam. Sie küsste mich nur flüchtig und machte sich wiederauf den Weg. Ich fuhr allein im Lift nach oben und freute mich auf meine heiße Schokolade und mein Bett.
    Aber noch war es nicht Zeit fürs Bett. Als ich in die Wohnung kam, wartete Dad schon auf mich. Und auf dem ganzen Couchtisch waren Fotos ausgebreitet. Mit der Bildseite nach unten.
    »Du musst dir das ansehen«, verlangte er grimmig,

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