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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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Ende des Tages war ich völlig am Boden zerstört. An diesem Abend war ich nicht bei Dad und als ich (endlich!) nach Hause kam, machte ich mir einen Espresso und einen Käse-Toastie und setzte mich hin, um mir die DVD von West Side Story anzusehen. (Gut, ich weiß, das ist traurig, aber ich brauchte schnell ein paar Kalorien und ein wenig Sentimentalität.)
    Gerade als sich die Jets und die Sharks für ihr Aufeinandertreffen bereit machten, klingelte das Telefon. Beinahe wäre ich nicht rangegangen, aber dann dachte ich, es könnte Ben sein in selbstmörderischer Stimmung. Also drehte ich den Ton leiser und nahm den Hörer ab.
    Es war nicht Ben, es war Dad.
    »Hi Freya«, begrüßte er mich. »Was hältst du von einem Ausflug in Sandys Atelier? Sie möchte dir gerne etwas zeigen.«
    Mein ganzer Körper ächzte bei dem Gedanken, noch einmal hinausgehen zu müssen.
    »Muss das jetzt sein?«
    »Sie möchte es so«, erwiderte Dad. »Ich glaube, sie braucht ein wenig Feedback und kann niemand anderen fragen. Ich kann dich in ein paar Minuten abholen. Bitte, Freya.«
    Ich hätte nein sagen sollen. Aber ich zog mir schon die Turnschuhe an. Sobald mein Dad aufgelegt hatte, nahm ich die Fernbedienung und verabschiedete mich von den Jets und den Sharks. Dann ging ich nach unten, um fertig zu sein, wenn Dad kam.
    »Das muss aber schon aufregender werden als die West Side Story «, verlangte ich, als ich ins Auto stieg. »Was hat Sandy denn vor?«
    Dad zuckte mit den Schultern, als er losfuhr. »Das hat sie schon immer gemacht, schon ganz am Anfang, als sie noch alle Kleider selber nähte. Sie hat alles supergeheim gehalten, bis die Kollektion Gestalt angenommen hatte. Aber sobald es so weit war, musste sie unbedingt eine Reaktion darauf bekommen. Sie hat mich schon früher um drei Uhr morgens angerufen.«
    Ich sah aus dem Fenster. »Und du bist immer hingegangen?«
    Er nickte. »Ja, bin ich. Bis … du weißt schon.«
    Bis ich geboren wurde. Ja, das wusste ich. Ich bin ja nicht blöd. Und Dad auch nicht. Er machte es nicht schlimmer, indem er so tat, als mache es ihm nichts aus. Er drückte mir nur schnell die Hand und schaltete das Radio ein.
     
    Der Summer ertönte, sobald wir auf die Klingel des Ateliers gedrückt hatten. Drinnen war alles dunkel und ich wollte gerade nach dem Lichtschalter tasten, als Dad meine Hand festhielt.
    »Das ist kein Zufall«, erklärte er. »Wenn das Licht aus ist, dann, weil sie es so will. Komm.« Er nahm mich an der Hand und führte mich die Treppe hinauf.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte ich, als wir langsam nach oben gingen.
    »Sie will, dass wir stehen bleiben, wenn wir zum Schneideraum kommen.«
    »Und dann?«
    »Dann sollen wir warten«, sagte Dad.
    Also warteten wir. Drei oder vier Minuten lang standen wir am Eingang des Raumes im Dunkeln.
    Schließlich ging im hinteren Teil ein Licht an. Vor der hinteren Wand war Platz freigeräumt worden und genau in der Mitte stand eine große Gestalt, von Kopf bis Fuß schwarz verhüllt. Es war eine kraftvolle Silhouette, mit breiten, starken Schultern und einen Augenblick lang hielt ich sie für zu groß, als dass es Sandy hätte sein können. Doch dann bewegte sie sich und ich hörte das Klappern ihrer hohen Absätze auf dem Boden.
    Sie ging zwei Schritte auf uns zu und drehte sich dann schnell. Plötzlich leuchtete das ganze lange Gewand hell auf, diagonal von kräftigen roten, grünen und gelben Farbstreifen durchzogen. Einen Augenblick, während sie sich drehte, überwogen die Farben und bildeten ineinander verfließend schillernde Muster.
    Dann blieb sie stehen. Das Gewand fiel langsam in sich zusammen und die Farben verschwanden wieder in den schwarzen Falten. Alles, was man sehen konnte, war die schwarze Gestalt.
    Ich stieß den Atem aus. »Wie hat sie das denn gemacht?«
    Mit meiner Frage ging es mir nicht darum, wie das Kleid geschneidert worden war, und Dad bemühte sich auch gar nicht, eine Antwort zu finden. Wir warteten vielmehr beide, um zu sehen, was Sandy als Nächstes tat.
    Sie stand einen Augenblick lang vollkommen still. Dann öffnete sie das Kleid, nahm den Schleier ab und ließ beides zu Boden fallen. Unter dem schwarzen Gewand trug sie ein anderes, das dieselbe rotbraune Farbe hatte wie die Wand dahinter. Es war, als würde sie verschwinden, so, wie sie fast mit der Wand verschmolz. Das Material des Gewands war sehr fein, aber es war so geschnitten, dass es von ihrem Körper abstand und ihre wahre Gestalt verbarg. Die

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