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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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mein Bruder Mahmoud sterben«, gab ich zurück.
    »Du hast Onkel Osman doch gehört. Er hat versprochen, mit Suliman zu reden.«
    »Wann? Morgen? Übermorgen?« Ich ging weiter. »Ich kann keine einzige Minute warten. Wenn Suliman uns wirklich helfen kann, dann muss ich sofort mit ihm sprechen.«
    Das Internetcafé war der erste Ort, an dem wir nachsahen, aber schon durchs Fenster erkannten wir, dass Suliman nicht da war. Nur der Filialleiter bediente einen Haufen Kunden. Wir hätten ihn fragen können, ob Suliman in einem seiner anderen Läden war, aber die Vorstellung, warten zu müssen, bis ich mit ihm sprechen konnte, war schrecklich. Ich musste etwas tun. Also ging ich am Café vorbei die Straße entlang, ohne Abdi zu erklären, was ich vorhatte.
    Aber er erriet, wo ich hinwollte, und fragte: »Kannst du nicht bis morgen warten? Suliman wird sich nur aufregen, wenn du ihn zu Hause belästigst.«
    »Wenn dir nicht gefällt, was ich tue, musst du ja nicht mit mir gehen«,erwiderte ich, ohne langsamer zu werden. Er hätte wissen müssen, wie ich mich fühlte. Wenn jemand eine seiner Schwestern entführt hätte, hätte er dann bis morgen gewartet?
    Suliman Osman wohnte nicht in einer Wohnung wie die meisten anderen Somalier im Battle Hill. Er hatte ein hübsches weißes Haus auf der anderen Seite der Hauptstraße, mit drei Reihen Fenstern und einer Treppe zur Vordertür. Ich ging hinauf und griff nach dem Türklopfer. Er war aus gelbem Metall und wie eine geballte Faust geformt und er erzeugte einen guten, lauten Klang, als ich ihn gegen die Tür schlug.
    Als Suliman die Tür öffnete, rechnete ich damit, dass er überrascht war, mich zu sehen, aber davon keine Spur. Er sah uns nur einen Moment lang ganz still und gefasst an. Dann lächelte er.
    Schnell, bevor er etwas sagen konnte, stieß ich hervor: » Asslaamu alaykum , Onkel Suliman! Bitte hilf mir! Mein Bruder wurde entführt!«
    Sulimans Augenbrauen zogen sich in die Höhe und er sah Abdi an. Ganz langsam, wie ein Geschichtenerzähler, der will, dass man die versteckte Bedeutung erkennt. Nicht dieser Bruder , sagte Sulimans Gesicht. Dann trat er zurück und bat uns einzutreten.
    »Familienangelegenheiten sollten wir nicht auf der Straße besprechen«, erklärte er. »Kommt herein, Amina macht euch einen Tee.«
    Amina kam lächelnd aus einem Zimmer und knotete ihr Kopftuch zu. Suliman brachte uns ins Wohnzimmer. Gleich darauf kam Amina mit Tee und Keksen zurück und einer kleinen Schale Datteln. Aber sie blieb nicht, um zu hören, weshalb wir gekommen waren. Sie servierte nur den Tee, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich, als ob sie es gewohnt sei, dass Leute kamen, um sich privat mit ihrem Mann zu unterhalten.
    Suliman wartete, bis wir unsere Tassen genommen und getrunken hatten. Dann forderte er uns auf: »Und jetzt erzähl mir mal von deinem Bruder.«
    »Nicht Abdi«, sagte ich.
    »Natürlich nicht.« Suliman wedelte mit der Hand, als sei das selbstverständlich.»Ein anderer Bruder anscheinend. Aber nicht in England?«
    Abdi lehnte sich vor und unterbrach mich: »Ihr Bruder wurde in Somalia entführt. Ich habe einen Anruf bekommen …«
    »… und sie werden Mahmoud töten!« Das musste ich selbst sagen, damit Suliman verstand, wie ernst die Sache war. »Der einzige Weg, sein Leben zu retten, ist, ihnen zehntausend Dollar zu schicken.«
    »… sie haben gar nicht zugehört, als ich ihnen gesagt habe, dass Khadija nur eine Schülerin ist …«
    »… und es ist kein Trick, denn sie haben Mahmoud mit mir sprechen lassen …«
    Suliman hörte zu, trank seinen Tee und wartete, bis uns die Worte ausgingen. Dann stellte er sehr sorgfältig seine Tasse ab und sagte: »Das ist wirklich schrecklich. Du hast mein volles Mitgefühl, Khadija. Aber warum seid ihr zu mir gekommen?«
    »Bitte deine Freunde in Somalia, die Entführer zu finden!«, stieß ich heftig hervor. »Sie sollen sie dazu bringen, Mahmoud gehen zu lassen.«
    »Sie dazu bringen?« Wieder zog Suliman die Brauen hoch. Er legte die Hände zusammen und sah uns über die Fingerspitzen hinweg an. »Meinst du, meine Freunde sollen die Entführer finden – und dann mit ihnen verhandeln ? Wie soll das gehen? Was hast du ihnen zu bieten?«
    »Sie hat gar nichts«, antwortete Abdi.
    Suliman sah mich an. Plötzlich wurde sein Blick sehr scharf. »Vielleicht keine zehntausend Dollar. Aber du musst irgendetwas haben. Warum suchen sie sich sonst deinen Bruder aus? Somalia ist voll von Jungen mit Verwandten

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