Schöne Lügen: Roman (German Edition)
die Nacht hier verbringen. Zusammen mit mir.«
3. KAPITEL
Mit verständnislosem, verblüfftem Blick wandte Erin sich zu diesem Mann um, der sie mit Gewalt daran hinderte, das Zimmer zu verlassen. Sein Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken, er sah sie nur ernst an.
Als Erin in ihrer Verwirrung endlich begriffen hatte, was er gesagt hatte, schob sie mit einer heftigen Geste seine Hand beiseite und entfernte sich einige Schritte von ihm.
»Sie müssen den Verstand verloren haben, Mr. Barrett.«
»Das wäre wohl der Fall, wenn ich Sie jetzt dieses Haus verlassen ließe, ohne genau zu wissen, wer Sie sind und warum Sie heute nachmittag hier auf Lymans Matte gestanden haben.«
Er wandte sich ab, als sei dieses Thema für ihn erledigt, und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Aber wie die Dinge liegen, bin ich ein ganz vernünftiger Mensch.« Er lächelte sie charmant und freundlich an, und Erin ärgerte sich maßlos. »Sie müssen mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe zu arbeiten. Machen Sie es sich gemütlich, Sie haben dieses Zimmer ganz für sich.«
»Fahren Sie zur Hölle«, zischte sie.
Sein Lächeln wurde noch breiter. »Alles zu seiner Zeit!«
Er hatte die Tür hinter sich geschlossen und gerade zwei Schritte gemacht, als Erin die Tür aufriß. Mit einer tödlichen Geschmeidigkeit wirbelte er zu ihr zurück.
»Sie können mich hier nicht wie eine Gefangene halten«, kreischte sie.
»Kann ich das nicht? Wer sollte mir das verbieten?« forderte er sie heraus und entspannte sich ein wenig, als er begriff, daß sie für ihn keine wirkliche Bedrohung bedeutete.
Sie öffnete den Mund zu einer nachdrücklichen Beleidigung, doch kein Wort kam heraus. In der Tat, wer sollte ihn davon abhalten? Hoffnungslos sank sie in sich zusammen und seufzte tief. Warum versuchte sie, gegen einen Panzer anzukämpfen? Für eine Nacht würde sie es schon ertragen. Am Morgen würde sie in Houston anrufen, man würde ihre Identität bestätigen und auch den Grund für ihren Besuch bei Kenneth Lyman. Und wenn dann alles zu seiner Zufriedenheit erledigt war, würde sie diesem Mann nie wieder in ihrem Leben begegnen müssen.
Lance Barrett beobachtete Erin gründlich, er konnte beinahe die Gedanken lesen, die ihr durch den Kopf gingen. Es war sein Job, hinter das zu kommen, was andere Menschen wirklich dachten und fühlten, im Gegensatz zu dem, was sie erzählten, und er war auf diesem Gebiet ein As.
Verdammt! Sie ist eine wunderschöne Frau, dachte er. Als er ihr die Haustür geöffnet und sie auf der Schwelle gestanden hatte wie eine lebendig gewordene Figur aus einer Modezeitschrift, hatten sich seine Eingeweide schlagartig in Watte verwandelt. Natürlich war dieser erste Eindruck gleich wieder verschwunden, und seine professionelle Vorsicht hatte die Oberhand gewonnen. Doch auch jetzt konnte er die Blicke kaum von ihr losreißen.
Sie war mehr als wunderschön und sexy, darüber bestand keinerlei Unklarheit. Sie besaß Schlagfertigkeit und Verstand.
Sie war kein kriecherischer Duckmäuser, die er normalerweise mit seinen Blicken in ein zitterndes Bündel verwandeln konnte. Erin O’Shea hatte sich ihm jetzt schon ein paarmal widersetzt. Mist, beinahe hatte er ihren Streit genossen.
Er hätte sie nicht küssen sollen. Wenn irgend jemand davon erfuhr, dann war er schneller zurück in Washington als wünschenswert. Und sie hatte recht, die Art, wie er sie durchsucht hatte, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Gib es zu, Kumpel, du wolltest sie ganz einfach zu fassen bekommen.
Klar doch, ein Mann brauchte sie nur anzusehen, und er konnte jede Kurve, jede Form ihres Körpers unter diesem gut geschneiderten und perfekt sitzenden Kostüm erkennen. Verdammt! Es hatte ganz bestimmt mehr gekostet, als er in einer Woche verdiente, und das hatte ihn erbittert.
Er beobachtete sie auch jetzt, als sie sich auf ihre volle Unterlippe biß mit den wohlgeformten Zähnen. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich ihre Gefühle wider, als würde ein Film ablaufen. Sie war keine Verbrecherin, das wußte er. Die Geschichte, die sie ihm erzählt hatte, war viel zu phantastisch, als daß sie sich jemand hätte ausdenken können. Wenn morgen die Wahrheit ans Licht kam, würde er sie einfach gehen lassen und einen seiner Männer hinter ihr herschicken, der sie im Auge behalten sollte.
Aber warum tat er es dann nicht gleich?
Lance war dazu ausgebildet worden, keinerlei Regung in seinem Gesicht zu zeigen. Deshalb ahnte Erin nichts von
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