Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Zigarette auf die Wiese und begann zu schluchzen. »Ich komme mit dem Gedanken nicht zurecht, dass er sich tatsächlich umgebracht haben könnte. Er wollte nicht, dass ich bei der Aufführung dabei bin, meinte, es könnte einen Skandal geben. Wieso einen Skandal? Und wieso Selbstmord?«
Nein, Jan hat sich nicht umgebracht, grunzte Kim und schob ihren Rüssel durch das Gatter, um Sabeth am Bein zu berühren. Da waren zwei schwarzgekleidete Menschen, die ihn kaltblütig ermordet haben, aber natürlich verstanden Dörthe und Sabeth sie nicht.
»Siehst du«, sagte Dörthe mit einem matten Lächeln. »Sogar meine Schweine wollen dich trösten.« Doch gleichzeitig schob sie Kims Rüssel mit der Hand zurück.
Sabeth hat recht, wollte Kim erneut schreien, ihr Freund hat sich nicht getötet. Als Dörthes Hand sie immer heftiger abwehrte, drehte sie jedoch ab und verzog sich auf den hinteren Teil der Wiese.
Deng, bemerkte sie, stand in der Tür und blickte zu den Frauen hinüber. Hatte er auch mitbekommen, was die beiden gesprochen hatten? Kim war sich beinahe sicher. Wo nur hatte er das Gewehr versteckt? Vermutlich auf dem Heuboden über ihnen. Ein einfacheres Versteck gab es auf dem ganzen Hof nicht.
Wie nur, ging ihr durch den Kopf, sollte sie Dörthe mitteilen, was sie wusste?
Von den anderen beachtete sie lediglich die kleine Cecile.
»Che meint, dass wir den wilden Schwarzen eine Rede halten sollen«, sagte sie, während sie eifrig neben Kim herlief. »Wir müssen ihnen mitteilen, dass sie unsere Kampftruppen sind, weil wir weiß sind und sie schwarz.«
»Eine prima Idee«, erwiderte Kim ohne jede Begeisterung. »Am besten erklärt er das mal der fetten Bache Emma. ›Hallo, Emma‹«, sie verstellte ihre Stimme und versuchte so tief wie Che zu sprechen, »›wir sind die Schweine erster Klasse, und ihr Schwarzen seid Schweine zweiter Klasse. Deshalb müsst ihr zuerst in den Kampf ziehen und euch abschlachten lassen.‹« Gegen ihren Willen musste sie lachen. Was für ein Dummkopf Che doch war!
»Eigentlich solltest du bei den Schwarzen eine Versammlung abhalten, meint Che«, fuhr Cecile mit ihrer Piepsstimme fort, »weil du bei ihnen sozusagen ein und aus gehst.«
»Ich?« Kim schaute das Minischwein entgeistert an. »Gestern wollte Che mich noch auf einen winzigen Flecken Wiese verbannen, und heute soll ich seine Botschafterin sein?«
»Oh!« Cecile riss ihre Äuglein weit auf. »Botschafterin ist ein schönes, vornehmes Wort. Muss ich gleich Che sagen, bevor ich es vergesse.« Damit machte sie einen Satz und hüpfte auf Che zu, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte.
Erneut rauschte ein Wagen auf den Hof. Erst wollte Kim sich zwingen, nicht hinzusehen, doch gegen ihre Neugier war sie machtlos.
Der Wagen war leuchtend rot. Der blonde Mann mit dem Namen James öffnete die Fahrertür, er trug eine Mütze und ein kariertes Jackett. Aus der anderen Tür stieg ein Mann mit grauen Haaren, der ganz in Schwarz gekleidet war. Er bewegte sich sehr langsam und würdevoll, als er auf Dörthe und Sabeth zuging. Vor den Frauen hob er die Hand und malte ein Zeichen in die Luft.
»Ich segne Sie«, erklärte er feierlich.
Sabeth und Dörthe senkten den Kopf. »Vielen Dank, Pfarrer Husemann«, erwiderten sie wie aus einem Munde.
Dann setzten die vier sich auf die Stühle unter dem Sonnenschirm. Diesmal brachte Dörthe Gläser und eine Flasche mit einer tiefroten Flüssigkeit herbei.
Während James sich zurücklehnte und Dörthe verstohlen musterte, begann der Schwarzgekleidete zu sprechen. »Eine Tragödie!«, sagte er und hob abermals seine rosigen Hände, von denen der Geruch eines seltsamen Krauts ausging. »Deshalb bin ich gekommen, um Ihnen Trost zuzusprechen. Wir wollten ein Fest für unsere Kirche feiern, und dann das! Selbstmord spricht immer für abgrundtiefe Verzweiflung und die erfolglose Suche nach Gott. Früher hat man solche Menschen jenseits der Friedhofsmauern verscharrt, doch heute ist die Kirche nicht mehr so streng.« Er lächelte die beiden Frauen an und entblößte ein makelloses Gebiss.
Kim begann das Interesse an der Unterredung zu verlieren.
Dörthe antwortete beflissen ein paar Worte, und auch Sabeth schien es etwas besser zu gehen, jedenfalls hatte sie keine Tränen mehr in den Augen.
Am interessantesten fand Kim noch den schweigsamen James. Unter dem Tisch, so dass kein anderer es sehen konnte, fuhr er mit dem rechten Bein an Dörthes linker Wade entlang. Sie ließ es geschehen, ja,
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