Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
anderer, der noch viel ekelhafter ist.
»Wollen Sie mir drohen?«, fragte Dörthe und reckte ihren Bauch vor.
Der Mann lächelte wieder. »Noch nicht«, sagte er, »noch appellieren wir an Ihre Vernunft. Sie haben hier Wohnrecht auf Lebenszeit, gewiss, doch mehr auch nicht. Das Anwesen gehört dem Bruder des toten Malers, aber er will offensichtlich nichts gegen Ihren Willen unternehmen. Also, ich bin befugt, mein wirklich sehr gutes Angebot um fünfzehn, nein, sagen wir zwanzig Prozent zu erhöhen, wenn Sie zum Jahresende Ihre Sachen gepackt und Ihre Schweine irgendwohin verfrachtet haben.«
Dörthe lachte, dann stand sie auf, ohne den Mann weiter zu beachten, und ging zu dem Gatter hinüber. Kim hatte den Eindruck, dass ihr Bauch in den letzten zwei Tagen noch dicker geworden war. Ein matter Schein lag auf Dörthes Gesicht, das Gehen bereitete ihr offenbar bereits Mühe.
»Hallo, Kim«, sagte sie, »hast du das gehört? Da kommt so ein schmieriger Makler und glaubt, uns mit Geld von hier vertreiben zu können. Wie albern!« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, das sich einen Spaß erlaubt hatte.
Der Mann mit Namen Marten hatte sich ebenfalls erhoben, er strich seinen Anzug glatt, dann eilte er Dörthe nach. »Ich habe es im Guten versucht«, sagte er. Die Abfuhr, die Dörthe ihm erteilt hatte, hatte ihm die Zornesröte ins Gesicht getrieben. »Aber wir können auch anders, Frau Miller. Wenn Sie Ärger haben wollen, kriegen Sie ihn. Der Waffenstillstand ist zu Ende, der Krieg hat begonnen.«
Er wandte sich ab und stolzierte zu seinem Wagen. Dörthe hatte sich nicht einmal nach ihm umgedreht, sondern tat so, als wäre er längst weg.
»Weißt du was?«, sagte sie zu Kim. »Ich glaube, das Kind kommt vor der Zeit. Es tritt nachts immer heftiger, aber ich habe immer noch keinen Namen. Es darf nicht kommen, ohne dass ich einen Namen weiß.« Sie griff in ihre Hosentasche und zog eine Packung Zigaretten hervor. Eine holte sie heraus und schob sie sich in den Mund, ohne sie jedoch anzustecken. In letzter Zeit hatte sie es sich nur selten gestattet, einen Glimmstängel zu rauchen.
Hinter ihr sprang der Motor des Wagens an, und mit einem lauten und, wie Kim fand, unfreundlichen Hupen raste der Mann vom Hof.
»Sabeth ist vollkommen am Boden zerstört«, sprach Dörthe ungerührt weiter. »Vielleicht sollte ich das Kind Jan nennen, wenn es ein Junge wird. Aber nein, das wäre vielleicht ein schlechtes Omen. Oder doch Robert? Munk im Himmel würde sich bestimmt freuen. Und wenn es ein Mädchen wird? Ja, hoffentlich wird es ein Mädchen …« Sinnend blickte sie über die Wiese.
Kim kam noch weiter an das Gatter heran. Wenn Dörthe so sanft und nachdenklich war, fühlte sie sich ihr richtig nahe, dann wusste sie, dass es Unsinn war, was Che erzählte – dass Menschen und Schweine natürliche Feinde waren und dass die Schweine sich endlich gegen deren Herrschaft auflehnen mussten.
Plötzlich tauchte Sabeth aus dem Haus auf. Sie hatte sich über Nacht ziemlich verändert. Ihre Kleidung war schwarz, sogar in ihrem Haar steckte ein schwarzes Band, und dunkle Schatten unter ihren Augen verrieten, dass sie wenig oder gar nicht geschlafen hatte.
Sie lehnte sich neben Dörthe an das Gatter. »Wer war das?«, fragte sie, doch Dörthe winkte ab und hielt ihr die Zigarettenschachtel hin. »Ein Makler, der auf dieses Grundstück scharf ist – nicht der Rede wert. Nimm eine Zigarette für mich – ich darf ja leider nicht mehr.«
Sabeth nickte und sog tief den Rauch ein. »Ich verstehe das alles nicht«, sagte sie. »Wieso sollte Jan sich umbringen? Aus einer Laune heraus, wo er endlich als Schauspieler im Mittelpunkt stand, auch wenn es nur ein Passionsspiel war? Und weshalb wollte er nicht, dass ich ihm zusah, sondern einen Tag später komme?« Sie nahm wieder einen Zug. »Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
Dörthe berührte Sabeth sanft am Arm. »Du kannst so lange bleiben, wie du willst«, sagte sie. »Ich bin froh über deine Gesellschaft. Ich mochte Jan … er wirkte ein wenig sprunghaft, aber vollkommen integer … Er hatte sogar geplant, sich im Dorf eine Wohnung zu nehmen, um weiter mit mir zusammenzuarbeiten. Wir haben überlegt, gemeinsam etwas aufzuführen – nach meiner Schwangerschaft.«
»Ja, ich weiß«, entgegnete Sabeth. »Vielleicht sollte ich ihn auch hier begraben lassen, auf eurem kleinen Friedhof. Er hat ja kein richtiges Zuhause gehabt. Hätte er sich das gewünscht?« Unvermittelt warf sie die
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