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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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richtig?«
    »Genau!  Ich selbst hätte es nicht besser formulieren können!«
    »Jeder kann es besser als dieser Blödmann!«, sagte Flett genau hinter ihm. »Seit meiner Zeit ist es mit dieser Stadt ganz schön bergauf gegangen. Wollen wir doch mal sehen, was wir dagegen tun können!«
    »Bevor du das tust, Professor, muss ich unbedingt mit dem Golem sprechen«, sagte Feucht. »Könntest du für mich übersetzen?«
    »Könnte ich, werde ich aber nicht«, gab Flett zurück.
    »Aber du hast auch schon versucht, Fräulein Liebherz zu helfen.«
    »Sie ist  hübsch!  Warum sollte ich dir Wissen übereignen, dessen Erwerb mich ein ganzes Jahrhundert gekostet hat?«
    »Zum Beispiel, weil es da drüben ein paar Idioten gibt, die mit diesen Golems einen Krieg anfangen wollen.«
    »Das hätte immerhin eine drastische Verminderung der Anzahl der Idioten zur Folge.«
    Der einsame Golem stand nun genau vor ihnen. Obwohl er kniete, befand sich sein Gesicht auf Feuchts Augenhöhe. Der Kopf drehte sich, um ihn mit leerem Blick anzusehen. Die Wachen jedoch, die rund um den Golem postiert waren, betrachteten Feucht mit tief empfundenem Misstrauen.
    »Wir werden jetzt einen kleinen Zauber ausführen, meine Herren«, teilte Feucht ihnen mit.
    Der verantwortliche Korporal machte den Eindruck, als würde er dieses Vorhaben nicht gutheißen. »Wir müssen ihn bewachen«, sagte er und musterte kritisch die schwarzen Gewänder und den schimmernden Professor Flett.
    »Kein Problem, wir können auch von hier aus arbeiten«, sagte Feucht. »Bleibt bitte. Ich bin mir sicher, dass keine besondere Gefahr droht.«
    »Gefahr?«, sagte der Korporal.
    »Obwohl es vielleicht besser wäre, wenn ihr den Kreis etwas erweitert, um das Publikum fernzuhalten«, fuhr Feucht fort. »Schließlich möchten wir nicht, dass irgendjemandem in der Menge etwas zustößt. Könntet ihr sie vielleicht etwa einhundert Meter zurückdrängen?«
    »Wir haben den Befehl hierzubleiben«, sagte der Korporal und musterte Feucht von oben bis unten. Dann senkte er die Stimme. »Ah, bist du nicht der Postminister?«
    Feucht erkannte den Blick und den Tonfall sofort wieder. Na gut... »Ja, der bin ich«, sagte er.
    Der Wächter sprach noch leiser. »Hättest du vielleicht, äh, zufällig eine von den Blauen ... ?«
    »Da kann ich dir leider nicht helfen«, sagte Feucht schnell und griff in eine Tasche. »Aber zufällig habe ich hier eine sehr seltene grüne 20-Cent-Kohl-Marke mit dem sehr amüsanten >Fehldruck<, der letztes Jahr für ein wenig Wirbel gesorgt hat, wie du dich vielleicht erinnerst. Das ist die letzte, die ich noch habe. Ein rares Sammlerstück.«
    Ein kleiner Umschlag erschien in seiner Hand. Genauso schnell verschwand er in der Hosentasche des Korporals.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass den Passanten etwas zustößt«, sagte der Polizist, »also schlage ich vor, dass wir sie etwa einhundert Meter zurückdrängen.«
    »Eine gute Idee«, sagte Feucht.
    Ein paar Minuten später hatte Feucht den Platz für sich allein, weil die Wächter sehr schnell darauf gekommen waren, dass sie sich, je weiter sie das Publikum von der möglichen Gefahr wegdrängten, auch selbst von besagter Gefahr entfernten.
    Und nun, dachte Feucht, kommt der Moment der Wahrheit. Nach Möglichkeit jedoch wurde daraus der Moment der plausiblen Lügen, da die meisten Leute damit besser zurechtkamen.
    Die ähmianischen Golems waren größer und schwerer als diejenigen, die man normalerweise in der Stadt sah, aber sie waren auch schöner. Natürlich waren sie es - wahrscheinlich waren sie von Golems  gemacht  worden. Und ihre Erbauer hatten ihnen eine Andeutung von Muskeln gegeben - und ruhige, traurige Gesichter. Trotz der Wachleute hatten es die liebenswerten Kinder der Stadt in der letzten Stunde geschafft, diesem einen schwarzen Schnurrbart anzumalen.
    Also ... gut. Nun zum Professor.
    »Sag mir, Professor,  gefällt  es dir, tot zu sein?«, fragte er.
    »Ob es mir gefällt? Wie könnte es einem gefallen, du Dummkopf?«, gab Flett zurück.
    »Nicht viel Spaß?«
    »Junger Mann, der Begriff >Spaß< ist auf die Existenz nach dem Tod nicht anwendbar«, sagte Flett.
    »Und deswegen hältst du dich häufig im Institut auf?«
    »Ja! Es ist schlimm, dass es heutzutage von Amateuren geführt wird, aber es ist immer irgendwas los.«
    »Gewiss«, sagte Feucht. »Allerdings frage ich mich, ob jemandem mit deinen ... Interessen nicht besser gedient wäre, wenn er sich an einem Ort aufhalten würde,

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