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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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...«, sagte Herr Robert Parker. 10  
    »Keine Sklaven in Ankh-Morpork!«, rief Adora Belle und richtete den Zeigefinger auf Lord Vetinari. »Das hast du selbst immer wieder gesagt!«
    Vetinari sah sie an und zog eine Augenbraue hoch. Dann hielt er die Augenbraue, wo sie war, und zog auch noch die andere hoch. Doch Adora Belle ließ sich nicht beeindrucken.
    »Fräulein Liebherz,  du  hast selbst erklärt, dass sie keine Chem besitzen. Du kannst sie nicht befreien. Ich bestimme, dass sie bloße Werkzeuge sind, und da sie sich als Diener der Stadt betrachten, werde ich sie als solche behandeln.« Er hob beide Hände, um den allgemeinen Aufruhr zu beschwichtigen, und fuhr fort: »Sie werden nicht verkauft, und sie werden mit Sorgfalt behandelt, wie man es mit Werkzeugen tun sollte. Sie werden zum Nutzen der Stadt arbeiten und ...«
    »Nein, das wäre eine schrecklich schlechte Idee!« Ein Mann im weißen Kittel kämpfte sich durch die Menge nach vorn. Auf dem Kopf trug er einen gelben Südwester.
    »Und du bist...?«, fragte Vetinari.
    Die Gestalt nahm die Kapuze ab, blickte sich um und erstarrte. Mit Mühe entrang sich seiner Kehle ein leises Stöhnen.
    »Bist du nicht Hubert Dylea?«, sagte Vetinari. Huberts Gesicht behielt den starren Ausdruck des Erschreckens bei, sodass Vetinari in freundlicherem Tonfall hinzufügte: »Brauchst du etwas Zeit, um über meine letzte Frage nachzudenken?«
    »Ich ... habe ... gerade ... erst... gehört...«, begann Hubert. Er betrachtete die mehreren hundert Gesichter und blinzelte.
    »Herr Dylea, der Alchimist des Geldes?«, sagte Vetinari. »Vielleicht steht dein Name irgendwo auf deiner Kleidung.«
    »Ich glaube, ich kann hier aushelfen«, sagte Feucht und kämpfte sich zum sprachlosen Wirtschaftsexperten durch.
    »Hubert«, sagte er und legte dem Mann eine Hand auf die Schulter, »all diese Leute sind hier, weil sie von deiner erstaunlichen Theorie hören wollen, die die Unratsamkeit des Vorhabens untermauert, diese neuen Golems als Arbeitskräfte zu nutzen. Du willst sie doch nicht enttäuschen, oder? Ich weiß, dass du nur wenig mit anderen Leuten zu tun hast, aber hier hat schon jeder von deiner wunderbaren Arbeit gehört. Kannst du ihnen helfen, das zu verstehen, was du gerade in den Raum gerufen hast?«
    »Wir sind sehr gespannt«, sagte Lord Vetinari.
    In Huberts Kopf wurde die grässliche Angst vor Menschenmassen vom Drang überwältigt, den Unwissenden zur Erkenntnis zu verhelfen, und das waren alle außer ihm. Seine Hände griffen nach den Aufschlägen seiner Jacke. Er räusperte sich.
    »Nun, das Problem ist, dass die Golems, wenn man sie als Arbeitskräfte betrachtet, in der Lage sind, jeden Tag die Arbeit von einhundertzwanzigtausend Menschen zu erledigen.«
    »Stellt euch nur vor, was sie alles für die Stadt tun könnten!«, sagte Herr Kuhschlick von der Ingenieursgilde.
    »Oh ja. Zunächst einmal würden sie einhundertzwanzigtausend Bürger der Stadt arbeitslos machen«, sagte Hubert, »aber das wäre erst der Anfang. Sie brauchen keine Nahrung, keine Kleidung, keine Unterkünfte. Die meisten Menschen geben ihr Geld für Nahrung, Unterkunft, Kleidung, Unterhaltung und - nicht zu vergessen - Steuern aus. Wofür würden diese Golems es ausgeben? Die Nachfrage nach vielen Waren würde sinken, was weitere Arbeitslosigkeit zur Folge hätte. Wirtschaft ist ein Kreislauf, wie ihr sicherlich wisst. Das Geld fließt, und dabei erzeugt es Vermögen.«
    »Du scheinst darauf hinauszuwollen, dass diese Geschöpfe uns arm machen würden!«, sagte Vetinari.
    »Zumindest hätten wir ... schwere Zeiten zu erwarten«, sagte Hubert.
    »Und welche Maßnahmen würdest du vorschlagen, Herr Dylea?«
    Hubert sah den Lord verdutzt an. »Ich weiß es nicht, Herr. Ich wusste nicht, dass ich auch noch eine Lösung finden sollte.«
    »Jede andere Stadt würde uns angreifen, wenn sie diese Golems hätte«, sagte Lord Witwenmacher, »und auf deren Arbeitsmarktlage müssen wir nun wirklich keine Rücksicht nehmen, nicht wahr? Also wäre die eine oder andere kleine Eroberung doch völlig in Ordnung, oder?«
    »Vielleicht ein Reichlein?«, sagte Vetinari säuerlich. »Wir benutzen unsere Sklaven dazu, uns weitere Sklaven zu machen? Aber wollen wir uns der ganzen Welt mit Waffen entgegenstellen? Denn darauf würde es letztendlich hinauslaufen. Das Beste, worauf wir hoffen können, wäre, dass ein paar von uns überleben. Das Schlimmste wäre, dass wir triumphieren. Triumphieren und verrotten. Das

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