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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gerne dorthin zurückkehren, wo man noch nie davon gehört hat, was eine junge Dame alles an einer Stange machen kann?«

Kapitel 11
    Die Golems gehen  -  Wahre Werte - Diener einer höheren Wahrheit bei der Arbeit  -  Schon wieder in Schwierigkeiten - Der wunderschöne Schmetterling - Der Wahnsinn Vetinaris  -  Herr Beuge wacht auf - Mysteriöse Bedürfnisse
    Die Stimmung im Konferenzraum heizte sich immer mehr auf. Für Lord Vetinari war das kein Problem. Er fand es gut, wenn sich tausend Stimmen Gehör verschafften, weil das bedeutete, dass er nur denen wirklich zuhören musste, die etwas Sinnvolles zu sagen hatten - wobei »sinnvoll« in diesem Fall nach klassischer politischer Art als »meinem Standpunkt entsprechend« definiert war. Nach seiner Erfahrung belief sich die Anzahl dieser Stimmen meist auf weniger als zehn. Die Leute, die tatsächlich eintausend Stimmen hören wollten, meinten damit meistens, dass sie sich selbst Gehör verschaffen wollten, während man die anderen 999 ignorieren konnte, und zu diesem Zweck hatten die Götter Komitees erfunden. Vetinari kam wunderbar mit Komitees zurecht, vor allem, wenn Drumknott Protokoll führte. Was für dumme Tyrannen die Eiserne Jungfrau war, war für Vetinari ein Komitee. Es war nur ein klein wenig kostspieliger 11  , hinterließ längst nicht so viel Dreck, arbeitete erheblich effizienter, und das Beste war, dass man die Leute nicht dazu zwingen musste, was bei einer Eisernen Jungfrau anders war.
    Er wollte gerade die zehn lautesten Redner dazu auffordern, ein Golem-Komitee zu gründen, damit sie in einem fernen Büro weggesperrt werden konnten, als ein Dunkler Beamter erschien, als hätte er sich aus einem Schatten materialisiert, und Drumknott etwas ins Ohr flüsterte. Der Sekretär wandte sich ebenso leise an seinen Meister.
    »Ah, wie es scheint, sind die Golems fort«, sagte Vetinari fröhlich, als der pflichtbewusste Drumknott zurücktrat.
    »Fort?«, sagte Adora Belle, die versuchte, durch ein Fenster nach draußen zu schauen. »Was meinst du damit?«
    »Sie sind nicht mehr hier«, sagte Vetinari. »Wie es scheint, hat Herr Lipwig sie fortgebracht. Sie haben die Stadt ruhig und friedlich verlassen.«
    »Aber das kann er nicht tun!«, rief Lord Witwenmacher aufgebracht. »Wir haben noch gar nicht entschieden, was wir mit ihnen machen wollen!«
    »Er offenbar schon.«
    »Es sollte ihm verboten werden, die Stadt zu verlassen! Er ist ein Bankräuber! Kommandeur Mumm, tu deine Pflicht und verhafte ihn!« Diese Forderung kam von Cosmo.
    Mumms Blick hätte einen normalen Menschen erstarren lassen. »Ich bezweifle, dass er sich allzu weit entfernen wird,  Herr«,  sagte er. »Wie lauten deine Befehle an mich, Euer Lordschaft?«
    »Der erfindungsreiche Herr Lipwig scheint einen bestimmten Zweck damit zu verfolgen«, sagte Vetinari. »Also sollten wir vielleicht hinausgehen und in Erfahrung bringen, was es damit auf sich hat.«
    Die Menge drängte sich zur Tür, wo sie stecken blieb und anfing zu rangeln.
    Als die Leute schließlich auf die Straße strömten, legte Vetinari die Hände hinter den Kopf und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. »Ich liebe die Demokratie. Ich könnte mir den ganzen Tag lang diese Debatten anhören. Lässt du bitte eine Kutsche vorfahren, Drumknott?«
    »Es geschieht bereits in diesem Augenblick, Herr.«
    »Hast du ihn dazu angestiftet ?«
    Vetinari öffnete die Augen. »Fräulein Liebherz, es ist mir wie immer ein Vergnügen«, murmelte er und wedelte den Rauch fort.
    »Ich dachte, du wärst gegangen. Stell dir mein Entzücken vor, nunmehr festzustellen, dass dem nicht so ist.«
    »Und? Hast du?«, bohrte Adora Belle nach, deren Zigarette sichtlich kürzer wurde, als sie einen weiteren Zug nahm. Sie rauchte, als wäre es eine Art Feldzug.
    »Fräulein Liebherz, ich glaube, es wäre mir unmöglich, Feucht von Lipwig zu irgendetwas Gerährlicherem anzustacheln als den Dingen, die er aus eigenem Antrieb unternimmt. Während du fort warst, hat er aus Spaß hohe Gebäude erklettert, jedes Schloss im Postamt geknackt und sich mit der Bruderschaft des Extremniesens eingelassen, einer Gruppe von Wahnsinnigen. Er braucht eine kräftige Prise Gefahr, um sein Leben lebenswert zu machen.«
    »Solche Sachen macht er nie, wenn  ich  hier bin!«
    »Allerdings. Darf ich dich einladen, mit mir zu fahren?«
    »Was hast du gemeint, als du mit dieser seltsamen Betonung >al-lerdings< gesagt hast?«, fragte Adora Belle

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