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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das Geld in dieser Bank sprechen konnte, flüsterte es.
    Der Hauptkassierer öffnete eine kleine und ziemlich unauffällige Tür, die hinter der Treppe lag und halb von einigen Topfpflanzen verdeckt wurde.
    »Bitte sei vorsichtig, der Fußboden ist hier immer etwas feucht«, sagte er und ging über ein paar breite Stufen in den prächtigsten Keller voraus, den Feucht jemals gesehen hatte. Hübsche Steingewölbe trugen wunderschön gekachelte Decken, die sich im Zwielicht verloren. Überall waren Kerzen, und in mittlerer Entfernung befand sich etwas, das funkelte und die Säulengänge mit einem blau-weißen Schein erfüllte.
    »Dies war früher die Krypta des Tempels«, sagte Beuge, während er weiterging.
    »Willst du damit sagen, dass dieses Gebäude nicht nur wie ein Tempel  aussieht ?«
    »Es wurde ursprünglich als Tempel gebaut, ja, aber nie als solcher benutzt.«
    »Wirklich?«, sagte Feucht. »Für welchen Gott?«
    »Für keinen, wie sich herausstellte. Einer der Könige von Ankh ordnete den Bau vor neunhundert Jahren an«, erklärte Beuge. »Ich vermute, dass er eher aus spekulativen Gründen gebaut wurde. Das heißt, man hatte dabei keinen bestimmten Gott im Sinn.«
    »Hatte man etwa gehofft, dass schon irgendeiner daherkommen würde?«
    »Genau, Herr.«
    »Wie ein Blaumeisen-Pärchen?«, fragte Feucht und blickte sich um. »Dieses Gebäude war so etwas wie ein himmlisches Vogelhäuschen?«
    Beuge seufzte. »Du drückst dich in sehr farbenfrohen Bildern aus, Herr Lipwig, aber ich vermute, dass es der Wahrheit recht nahe kommt. Auf jeden Fall hat es nicht funktioniert. Anschließend wurde das Haus als Lager für Notzeiten genutzt, danach wurde es zu einer Markthalle und so weiter, und dann ging es in den Besitz von Jocatello La Vice über, als die Stadt ein Darlehen nicht zurückzahlen konnte. Das steht alles in der offiziellen Geschichte. Sind die Kurven und Rundungen nicht wunderbar?«
    Nach kurzem Zögern sagte Feucht vorsichtig: »Sind sie das?«
    »Findest du nicht? Hier gibt es mehr davon als sonstwo in der Stadt, wie mir gesagt wurde.«
    »Tatsächlich?«, sagte Feucht und blickte sich um. »Haben sie sich hinter den Pfeilern versteckt?«
    »Was redest du da?«, sagte Beuge. »Siehst du nicht, wie sie sich auf den starken Pfeilern emporrecken? Wie die hoch aufragenden Säulen sie ermutigen, sich in gewagten Posen aufzubäumen?«
    »Ich muss zugeben«, sagte Feucht nervös, »dass mir Wölbungen ... anderer Art lieber sind als diese Busen und Backen aus Stein.«
    »Ich finde es besorgniserregend«, erwiderte Beuge mit gerunzelter Stirn, »dass du beim Anblick dieser Architektur derart wollüstige Vergleiche ziehst, Herr Lipwig!«
    Feucht sah ihn einen Moment lang schweigend an. »Es lag nicht in meiner Absicht, das Gespräch auf ein derart unangemessenes Thema zu lenken«, sagte er. »Verzeih mir bitte.«
    Und dann sah Feucht den Blupper, der zwischen den gewölbten Steinbogen leuchtete.

Kapitel 3
    Der Blupper - Ein wahrer Hubert  -  Eine sehr dicke Matratze  -  Einige Bemerkungen zum Tourismus  -  Gladys macht ein Sandwich - Das Blindbriefbüro  -  Frau Üppigs Testament  -  Ein unheilvoller Brief  -  Fluchtplanung  -  Ein noch unheilvollerer Brief, auf jeden Fall noch unheilvoller als der erste  -  Herr Lipwig besteigt die falsche Kutsche
    Feucht hatte mal gesehen, wie Glas geblasen wurde, und über das Geschick der Leute gestaunt, die es machten - wie nur jemand darüber staunen konnte, dessen einziges Geschick im Umgang mit Worten bestand. Wahrscheinlich hatten einige jener Genies hieran gearbeitet. Aber genauso hatten es ihre Pendants auf der hypothetischen Anderen Seite getan. Glasbläser, die ihre Seelen an einen geschmolzenen Gott verkauft hatten, um die Fähigkeit zu erwerben, Glas zu Spiralen und miteinander verbundenen Flaschen und Formen zu blasen, die sich sehr nahe zu sein schienen, aber gleichzeitig sehr weit voneinander entfernt waren. Wasser sprudelte, schwappte und, ja, bluppte durch Glasröhren. Es roch nach Salz.
    Beuge stieß Feucht an, zeigte auf einen unmöglichen Garderobenständer aus Holz und reichte ihm wortlos einen langen Ölmantel und einen dazu passenden Südwester. Er selbst hatte bereits ähnliche Sachen angelegt und sich wie durch Zauberei von irgendwo einen Regenschirm beschafft.
    Das ist wegen der Zahlungsbilanz«, sagte er, während Feucht sich in den Mantel zwängte. »Er kriegt es nie richtig hin.« Irgendwo krachte es, und Wassertropfen regneten

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