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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf sie herab. »Siehst Du?«, setzte Beuge hinzu.
    »Was macht er?«, fragte Feucht.
    Beuge verdrehte die Augen. »Das weiß der Teufel, und das mutmaßen die Götter«, sagte er, dann hob er die Stimme. »Hubert? Wir haben Besuch!«
    Ein fernes Plätschern wurde lauter, und eine Gestalt tauchte am Rand des Glaskunstwerks auf.
    Hubert ist, ob zu Recht oder zu Unrecht, einer jener Namen, von deren Träger man sogleich eine konkrete Vorstellung hat. Es mag durchaus große, schlanke Huberts geben, wie Feucht jederzeit eingeräumt hätte, aber dieser hatte die typische Gestalt eines wahren Hubert, nämlich untersetzt und rundlich. Er hatte rotes Haar, was nach Feuchts Erfahrung ungewöhnlich für die Hubert-Standardausführung war. Es wuchs dick und senkrecht von seinem Kopf empor und erinnerte an die Borsten einer Bürste. Bei etwa zwölf Zentimetern Länge schien es mittels einer Schere und einer Wasserwaage gekappt worden zu sein. Man hätte eine Tasse samt Untertasse darauf abstellen können.
    »Besuch?«, sagte Hubert nervös. »Wunderbar! Das kommt hier unten nicht besonders oft vor!« Hubert trug einen langen weißen Mantel, dessen Brusttasche mit Schreibstiften vollgestopft war.
    »Wirklich?«, sagte Feucht.
    »Hubert, das ist Herr Lipwig«, sagte Beuge. »Er ist hier, um ... uns kennen zu lernen.«
    »Du darfst mich Feucht nennen«, sagte Feucht und trat mit seinem schönsten Lächeln und einer ausgestreckten Hand vor.
    »Oh, das tut mir leid. Wir hätten die Regenmäntel gleich neben die Tür hängen sollen«, sagte Hubert. Er blickte auf Feuchts Hand, als wäre sie ein interessanter Apparat, dann schüttelte er sie vorsichtig. »Bedauerlicherweise erlebst du uns heute nicht in Bestform, Herr Lipwig.«
    »Wirklich?«, sagte Lipwig, immer noch lächelnd. Wie macht er es nur, dass sein Haar so hochsteht?, fragte er sich. Benutzt er Klebstoff oder was?
    »Herr Lipwig ist der Postminister, Hubert«, sagte Beuge.
    »Ist er das? Oh, ich komme in letzter Zeit nicht oft aus dem Keller heraus«, sagte Hubert.
    »Wirklich?«, sagte Feucht, sein Lächeln wurde etwas glasiger.
    »Nein, wir haben es schon fast bis zur Perfektion gebracht, musst du wissen«, sagte Hubert. »Ich glaube wirklich, dass wir es fast geschafft haben ...«
    »Herr Hubert glaubt, dass diese ... Apparatur eine Art Kristallkugel ist, mit der man in die Zukunft blicken kann«, sagte Beuge und verdrehte die Augen.
    »In mögliche Zukünfte. Möchte Herr Lipwig das Gerät in Betrieb sehen?«, fragte Hubert bebend vor Eifer und Begeisterung. Nur ein Mann mit einem Herzen aus Stein hätte Nein sagen können, also gab sich Feucht alle Mühe, den Eindruck zu erwecken, dass damit seine größten Träume Wirklichkeit wurden.
    »Das würde ich sehr gerne«, sagte er, »aber was genau macht diese Maschine eigentlich?«
    Zu spät, es ging bereits los. Hubert fasste sich mit beiden Händen ans Revers seines Jacketts, als wollte er eine Versammlung begrüßen, und platzte fast vor Drang zu kommunizieren - oder ausführlich zu monologisieren, in der festen Überzeugung, dass das das Gleiche war.
    »Der Blupper, wie die Apparatur liebevoll bezeichnet wird, ist ein Gerät, das ich als Zitat Analogiemaschine Zitat Ende bezeichne. Sie löst Probleme nicht, indem sie sie als numerische Kalkulation behandelt, sondern indem sie sie tatsächlich in einer Form darstellt, die wir beeinflussen können. In diesem Fall handelt es sich um den Geldfluss und seine Auswirkungen innerhalb der Gesellschaft, repräsentiert durch Wasser, das durch eine Glasmatrix strömt - den Blupper. Durch die geometrische Form gewisser Gefäße, den Einsatz von Ventilen und die - ich bitte das Eigenlob zu entschuldigen - geniale Idee, Überlaufbehälter und Durchflusspropeller zu verwenden, ist der Blupper in der Lage, sehr komplexe Transaktionen zu simulieren. Wir können außerdem die Ausgangsbedingungen verändern, um mehr über die Regeln zu erfahren, die das System bestimmen. Zum Beispiel können wir feststellen, was geschieht, wenn man die verfügbaren Arbeitskräfte um die Hälfte reduziert. Dazu müssen wir nur an ein paar Ventilen drehen, statt auf die Straßen hinauszugehen und Stadtbewohner umzubringen.«
    »Ein großer Fortschritt! Bravo!«, rief Feucht verzweifelt und klatschte.
    Niemand stimmte in seinen Applaus ein. Also schob er die Hände in die Hosentaschen.
    »Äh, vielleicht möchtest du eine weniger, äh, dramatische Vorführung sehen?«, sagte Hubert zögernd.
    Feucht nickte.

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