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Schönheit der toten Mädchen

Schönheit der toten Mädchen

Titel: Schönheit der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Irrtum, nicht alle Detektive sind häßlich. Dieser zum Beispiel ist sehr schön.
    Das Herz erschauert wohlig, wenn ich sehe, wie er immer engere Kreise zieht, um mich zu fassen. Hide and seek.
    Es wäre nicht uninteressant, so einen der Welt zu eröffnen – außen ist er fast genauso schön wie innen.
    Aber ich kann zu seiner Erleuchtung beitragen. Wenn ich mich in ihm nicht irre, ist er ein außergewöhnlicher Mensch. Er wird nicht erschrecken, sondern würdigen. Ich weiß, es wird ihm sehr weh tun. Am Anfang. Aber dann wird er mir dankbar sein. Vielleicht wird er gar mein Gleichgesinnter? Mir scheint,
ich fühle die verwandte Seele. Womöglich zwei verwandte Seelen? Sein japanischer Diener entstammt einem Volk, das wahre Schönheit versteht. Der höchste Augenblick des Daseins besteht für die Bewohner dieser fernen Inseln darin, vor aller Welt die Schönheit des eigenen Leibs bloßzulegen. Wer auf diese wunderbare Weise stirbt, gilt in Japan fast als Held. Der Anblick der dampfenden Innereien erschreckt dort niemanden.
    Ja, wir werden zu dritt sein, ich fühle es.
    Wie sehr ich der Einsamkeit überdrüssig bin! Die Last der Verantwortung zu zweit oder dritt tragen – das wäre unsägliches Glück. Denn ich bin keine Gottheit, sondern nur ein Mensch.
    Verstehen Sie mich, Herr Fandorin. Helfen Sie mir.
    Aber zuerst muß ich Ihnen die Augen öffnen.

Das scheußliche Ende einer scheußlichen Geschichte
    9. April, Ostersonntag, Nacht
    Zok-zok-zok, fröhlich klapperten die beschlagenen Hufe übers Straßenpflaster, weich schurrten die Gummireifen, gleichmäßig wippten die Stahlfedern. Feierlich rollte der Dekorateur durchs nächtliche Moskau, bei einer leichten Brise, beim jubelnden Geläut der Osterglocken und bei Kanonenböllern. Der Twerskoi-Boulevard war illuminiert, bunte Lämpchen brannten, und links, wo der Kreml war, leuchtete der Himmel in allen Regenbogenfarben – dort wurde ein Feuerwerk abgebrannt, der Ostersalut geschossen. Der Boulevard war voller Menschen. Stimmen, Gelächter, bengalische Feuer. Die Moskowiter grüßten Bekannte, tauschten den Osterkuß, irgendwo knallte sogar ein Champagnerkorken.
    Abbiegen in die Kleine Nikitskaja. Hier war es dunkel und öde, keine Menschenseele.
    »Halt, mein Guter, wir sind da«, sagte der Dekorateur.
    Der Kutscher sprang vom Bock und öffnete den Schlag der mit Papiergirlanden geschmückten Droschke. Er riß die Mütze herunter und sprach die geheiligten Worte: »Christ ist erstanden.«
    »Er ist wahrhaftig erstanden«, antwortete der Dekorateur gefühlvoll, lüftete den Schleier und küßte den Rechtgläubigen auf die stopplige Wange. Dann gab er ihm einen ganzen Rubel Trinkgeld. So eine lichte Stunde war das.
    »Ergebensten Dank, gnädige Frau.« Der Kutscher verneigtesich, tief gerührt nicht so sehr von dem Rubel wie von dem Kuß.
    Dem Dekorateur war wohl und frei ums Herz.
    Sein untrügliches Gespür sagte ihm: Heute ist eine große Nacht, alle Mißgeschicke und kleinen Fehlschläge gehören der Vergangenheit an. Vor ihm, zum Greifen nahe, ist das Glück. Alles wird gut, sehr gut.
    Ach, was für einen tour-de-force 1 hat er sich ausgedacht! Herr Fandorin als Meister seines Fachs wird nicht umhin können, ihn zu würdigen. Er wird ein Weilchen trauern und weinen – schließlich sind wir alle Menschen –, und dann wird er über das Geschehene nachdenken und es verstehen, unbedingt verstehen. Er ist ja ein kluger Mensch und vermag Schönheit zu sehen.
    Die Hoffnung auf ein neues Leben, auf Anerkennung und Verständnis wärmte dem Dekorateur das dumme, vertrauensvolle Herz. Es war schwer, das Kreuz der großen Mission allein zu tragen. Auch Christus hatte Hilfe bekommen, Simon von Kyrene hatte seine Schulter unter das Kreuz gehalten.
    Fandorin jagt jetzt mit dem Japaner zum Rogoshski-Wall. Dann suchen sie im »Zargrad« das Zimmer 52, dann warten sie. Und wenn der Beamte etwas argwöhnt – in dem drittrangigen Hotel gibt es kein Telephon.
    Er hat Zeit. Er braucht sich nicht zu beeilen.
    Die Frau, die der Kollegienrat liebt, ist fromm. Jetzt ist sie noch in der nahen Himmelfahrtskirche, aber die Messe ist bald zu Ende, und gegen ein Uhr wird sie kommen, um den Ostertisch zu decken und auf ihren Mann zu warten.
    Da war das durchbrochene Tor mit der Krone darauf, dahinter der Hof, die dunklen Fenster des Seitenflügels. Hier.
    Der Dekorateur schlug den Schleier zurück, sah sich nach allen Seiten um und trat durch die Eisenpforte.
    Mit der Haustür mußte er

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