Schokolade für dich (German Edition)
nie die Mühe, sich zu schminken, und wenn ihr dunkles Haar nicht in einem Netz steckte, war es zu einem nachlässigen Knoten zusammengerollt. Sie hatte dreißig Pfund Übergewicht und war stolz darauf, und sie trug selten etwas anderes als Jeans mit Sweat- oder T-Shirt. Vermutlich lag es aber eher an ihrer Haltung als an ihrem Aussehen, dass sie immer noch Single war. Während Muriel ausstrahlte: Ruf mich an, sendete Cass Signale aus, die besagten: Denk nicht mal dran.
Jetzt musterte sie Samantha mit ihrem durchdringenden Blick und fragte: „Okay, wen willst du heute umbringen?“
Angesichts des Einfühlungsvermögens ihrer Freundin musste Samantha lächeln. „Weder meine Mutter noch mich selbst.“
„Das ist doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung“, erwiderte Cass, griff sich ein bisschen Keksbruch und setzte sich mit Samantha an einen Tisch in der Ecke.
„Aber vielleicht den neuen Filialleiter in der Bank.“
„Zum Tag der offenen Tür habe ich es nicht geschafft, aber heute Morgen habe ich eine Einzahlung gemacht und unseren Footballhelden gesehen, der zu uns zurückgekehrt ist.“ Cass schüttelte den Kopf und lächelte. „Ich muss schon sagen: Obwohl mein Traummann aus Lebkuchenteig besteht, hat der gute Blake meine Hormone doch kurz wieder in Schwung gebracht.“
„Ich wusste ja schon immer, dass du ein männermordender Vamp bist“, neckte Samantha sie.
„Und? Warst du bei ihm, um mit ihm über das Durcheinander zu reden, das Waldo hinterlassen hat?“
Cass und Charley waren die Einzigen, die wussten, dass Samantha Probleme in der Firma hatte. Aber keiner von ihnen hatte sie erzählt, wie dramatisch die Lage wirklich war. „Er ist keine Hilfe“, sagte sie und ließ es dabei bewenden.
Cass schüttelte den Kopf. „Der Mann muss ein Herz aus Stein haben.“
„Wahrscheinlich. Wir wollen versuchen, andere Wege zu finden, wie wir die Firma wieder sanieren können. Gestern Abend hab ich mit Mom und meinen Schwestern überlegt, und wir hatten eine Idee, die ich gern mit dir besprechen möchte.“ Cass war eine clevere Geschäftsfrau. Wenn sie auf ihrer Seite war, half das sicher, den anderen Mitgliedern in der Handelskammer die Idee schmackhaft zu machen.
Cass lehnte sich zurück und legte einen Ellenbogen über die Rückenlehne ihres Stuhls. „Ich höre“, meinte sie unverbindlich.
„Wir haben uns überlegt, ein Schokoladenfestival zu sponsern.“
Cass nickte nachdenklich. „Klingt interessant. Erzähl mir mehr.“
Genau das tat Samantha, und während sie redete, änderte sich Cass’ skeptische Körperhaltung. Sie beugte sich vor, legte die Arme auf den Tisch und hörte aufmerksam zu. „Weißt du was? Das könnte echt gut werden“, sagte sie schließlich.
„Meinst du, es klappt?“
„Warum nicht? Wir versuchen doch ständig, neue Besucher in unsere Stadt zu locken. Wann wollt ihr die Sache veranstalten? Ihr müsst sicherstellen, dass es sich nicht mit irgendwelchen anderen Veranstaltungen überschneidet.“
„Nächsten Monat.“
Cass blinzelte und ließ sich auf ihrem Stuhl zurückfallen. „Nächsten Monat?“
„Mir ist schon klar, dass das ein bisschen überstürzt ist.“ Daswar ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Ein bisschen?“ Cass hob beide Augenbrauen. „Du weißt schon, wie lange es dauert, so etwas zu planen, oder?“
Samantha sank in sich zusammen. „Es ist aussichtslos, oder? Ich wusste es.“ Sie hatte sich etwas vorgemacht – genau das taten Leute, die den Verstand verloren hatten.
„Das habe ich nicht gesagt. Aber verdammt …“
„Wir könnten klein anfangen“, schlug Samantha vor.
„Warum Februar?“
„Ich brauche bis Ende nächsten Monats massenhaft Geld. Cass, es ist meine letzte Chance.“ Es tat weh, das laut zugeben zu müssen. Samantha blinzelte gegen die Tränen an.
„Nicht unbedingt. Du hast hier in der Stadt Freunde.“ Samantha schüttelte den Kopf. „Für das, was ich der Bank schulde, habe ich nicht genügend Freunde. Und sowieso würde ich meine Freunde nicht damit belasten wollen. Wenn die Bank mit mir zusammengearbeitet hätte …“ Es war sinnlos, den Satz zu beenden.
„Okay, warum also nächsten Monat?“
„Der Valentinstag fällt in diesem Jahr auf einen Montag. Wir würden es gern an dem Wochenende davor veranstalten.“
Cass nickte langsam. „Ein Schokoladenfestival am Wochenende vor dem Valentinstag. Perfektes Timing. Damit sollte man einen Haufen Paare hierher locken können. Das ist gut
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