Schokolade für dich (German Edition)

Firma, die eine so wichtige Rolle in der Wirtschaft vor Ort spielte, so knallhart aufzutreten?
    Er warf seinen Kaffeebecher weg und trat hinaus in die Kälte. Statt jedoch in die Bank zurückzukehren, ging er hinunter zum Riverfront Park. Abgesehen von ein paar tapferen Spaziergängern war der Fußweg wie ausgestorben. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer von Darren Short, seinem Bezirksmanager, während er sich gleichzeitig einredete, dass er nicht dabei war, Arnie über die Klippen zu folgen.
    „Blake! Wie geht’s?“, begrüßte ihn Darren. „Haben Sie sich schon wieder eingelebt?“
    „Danke, ja“, sagte Blake. „Aber jetzt, wo ich hier bin, bekomme ich einen besseren Überblick, was das Gesamtbild angeht, als nur mithilfe der Unterlagen.“
    „Aha?“ Auf einmal klang Darren argwöhnisch.
    „Sehen Sie, ich glaube, dass wir ein paar dieser Kredite noch einmal bewerten sollten, vor allem den für Sweet Dreams Chocolates.“
    „Kommen Sie, werden Sie mir jetzt nicht weich“, schalt Darren. „Sie sind da oben, um uns davor zu bewahren, dass wir ausbluten.“
    „Ich weiß.“
    „Dann lassen Sie mich nicht hängen. Sie sind unser Wunderkind, und wir vertrauen darauf, dass Sie die Filiale wieder auf Vordermann bringen, damit sie für Cascade Mutual Gewinn erwirtschaftet. Verdammt, auch die Leute, die da oben arbeiten, sind von Ihnen abhängig.“
    „Ich bin fest entschlossen, das auch umzusetzen, aber …“
    Darren unterbrach ihn. „Gut. Ich habe mich für Sie eingesetzt. Lassen Sie es mich nicht bereuen.“
    „Keine Angst. Ich mache meinen Job“, erwiderte Blake. „Aber dazu gehört auch, dass ich eine Situation genau evaluiere und …“
    Wieder unterbrach Darren ihn. Diesmal mit einem harschen:„Die wurde bereits evaluiert, und ich bin sicher, dass ich Sie nicht an die Bankregularien erinnern muss.“
    „Die habe ich nicht vergessen“, meinte Blake mit zusammengebissenen Zähnen.
    „Freut mich zu hören. Wenn wir uns Freitag sehen, können Sie mir einen vollständigen Bericht geben.“
    „Mach ich.“ Darren würde sogar einen sehr viel ausführlicheren Bericht bekommen, als er erwartete. Blake war wild entschlossen, seinen Chef irgendwie dazu zu bringen, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Das musste er tun. Er würde es nicht ertragen, für den Rest seines Lebens als der kleinste Mann der Welt zu leben.
    Samantha hatte sich schon den ganzen Morgen auf ihren Caramel Latte gefreut, aber nachdem sie zwei Schlucke getrunken hatte, warf sie den Becher weg. Sie machte sich auf den Weg zum Büro, änderte dann aber in letzter Minute die Richtung und ging hinüber zum Gingerbread-Haus, das ihrer Freundin Cassandra Wilkes gehörte.
    Samantha hatte so oft in der Bäckerei und Cass bei Sweat Dreams vorbeigeschaut, dass es gar nicht anders hatte kommen können: Die beiden Frauen waren Freundinnen geworden. Neben ihrer Liebe zum Essen teilten die beiden eine Leidenschaft fürs Geschäft und für Klatsch und Tratsch.
    Cass war alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Jetzt war sie Anfang vierzig und erfolgreich. Doch als sie als enttäuschte Dreißigjährige, frisch Geschiedene nach Icicle Falls gekommen war, hatte sie kaum einen Cent besessen. Sie hatte angefangen, für Dot Morrison in deren Restaurant Breakfast-Haus zu arbeiten. Vor sieben Jahren hatte Dot ihr dann das Geld geliehen, damit Cass eine eigene Bäckerei aufbauen konnte. Cass hatte das Geld genommen und war so schnell sie konnte die Erfolgsleiter emporgeklettert, ohne je einen Blick zurückzuwerfen.
    Samantha öffnete die Tür und wurde von einem Schwall warmer Luft empfangen, die köstlich nach Zimt und Muskatnuss duftete. Hinter dem Glastresen lockten Lebkuchen in allen erdenklichenFormen. Windbeutel in Schwanenform warteten, zusammen mit Sahnetorten, die nach deutschen Originalrezepten gebacken waren, in einer Vitrine darauf, gekauft zu werden. Ein großes Lebkuchenschloss thronte auf dem Tresen, und in den Regalen dahinter konnte man weitere Beispiele von Cass’ Kreativität bewundern.
    Heute stand sie, über und über mit Mehl bestäubt, in der Küche und rollte Keksteig für ihre süßen Pizzas aus. Aber als sie sah, dass Samantha am Tresen stand und mit ihrer ältesten Tochter, der zwanzigjährigen Danielle, sprach, wusch sie sich die Hände, nahm die Schürze ab und entschied, dass sie eine Kaffeepause verdient hatte.
    Obwohl Cass ihr Möglichstes tat, um nicht gut auszusehen, sah sie nicht schlecht aus. Sie machte sich