Schokolade für dich (German Edition)

es doch so viele andere Berufe gab …
    Ach ja. Er hatte den Menschen helfen wollen, ihre Geldprobleme zu regeln, hatte helfen wollen, ihre Träume wahr werden zu lassen, bla, bla, bla. So was von naiv … Banken kurierten keine finanzielle Dummheit. Sie profitierten davon. Er war kein Held. Er war ein Profitjäger.
    „Dann seien Sie nicht der Bösewicht“, drängte sie ihn. „Arbeiten Sie mit uns zusammen.“
    Sie sah so hilflos, so verzweifelt aus. Er hätte gern die Arme um sie geschlungen und ihr versichert, dass er einen Weg finden würde, um ihr zu helfen.
    Moment mal. Was dachte er da gerade? Natürlich dachte er gar nicht. Bei Frauen wie dieser hier setzte bei Männern der Verstand völlig aus. Er ermahnte sich streng, dass Samantha Sterling nicht der einzige Mensch in der Stadt war, der Geld brauchte. Auch die Bankangestellten und andere Bankkunden verließen sich auf ihn.
    Aber keiner seiner anderen Kunden sah so aus wie diese Kundin hier.
    Oh nein. Er würde nicht dem alten Arnie über die Klippe folgen und die Bank mit sich reißen. Sicher, Männer taten massenhaft idiotische Dinge für Frauen. Sie gaben Geld für sie aus, das sie nicht besaßen, stahlen, ja, mordeten sogar für sie. Aber er musste den Heerscharen nicht folgen.
    „Wir sind dabei, etwas zu planen, das nicht nur Sweet Dreams, sondern der ganzen Stadt nützen könnte“, sagte Samantha ernst.
    Na also. Sie würde es schon schaffen. Das hatte er doch die ganze Zeit gewusst.
    Dies hier war eine Stadt voller Kämpfernaturen. Schon seit damals, als man das Sägewerk geschlossen und die Eisenbahn umgeleitet hatte, wodurch Icicle Falls während der Depression in arge Bedrängnis geraten war. In den Fünfzigerjahren war der Ort fast zu einer Geisterstadt verkommen, doch die Einwohner von Icicle Falls hatten sich selbst am Schopf aus dem Sumpf gezogen: Anfang der Sechzigerjahre hatten sie begonnen, ihre Stadt in ein nachgemachtes Alpendorf und ein Mekka für Skifahrer zu verwandeln. Dieser Erfolg spiegelte sich auch in der Firmengeschichte von Sweet Dreams Chocolate wider: Man hatte harte Zeiten überstanden, doch die Stadt konnte stolz darauf sein, dass sie es geschafft hatte. Und die Geschichte, wie Sweet Dreams gegründet worden war, war inzwischen legendär. Samantha Sterling war eine Kämpferin, genauso wie die anderen Einwohnervon Icicle Falls. Sie würde die Krise überstehen.
    „Wenn wir nur noch ein bisschen mehr Zeit hätten“, fügte sie hinzu.
    Das schon wieder. So viel zu dem rosigen Bild, das er von ihr gemalt hatte. Sein Morgenkaffee schmeckte auf einmal bitter. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen“, sagte er. Und das tat er wirklich. Das war keine Lüge.
    Wieder schoss die Augenbraue in die Höhe. „Tatsächlich?“
    Ja, verdammt. Aber was sollte er denn tun? Die Bank für sie ausrauben? Sah er aus wie ein Geldbaum, dem die Hundertdollarscheine aus den Ohren wuchsen? „Wie ich schon sagte …“
    „Ich glaube, ich möchte nicht hören, was Sie bereits gesagt haben“, fuhr sie ihn an. „Es war schon beim ersten Mal deprimierend genug.“
    In weniger als einer Minute war es ihr gelungen, ihn von einer Größe von gut einem Meter achtzig auf fünfzig Zentimeter zu reduzieren, den kleinsten Mann der Welt mit dem kleinsten Herzen der Welt. „Wenn es irgendeine andere Möglichkeit gibt, wie ich helfen kann …“, begann er.
    „Sie helfen schon genug“, erklärte sie eisig und marschierte mit stocksteifem Rücken zum Tresen.
    Aber der Hintern war alles andere als steif. Wow, wie schafften Frauen es eigentlich, so zu gehen? Unglaublich … und so verdammt erotisch.
    Na toll, Preston, schalt er sich. Du bist dabei, ihr den Familienbetrieb wegzunehmen, und schwärmst von ihrem Hintern. Was bist du bloß für ein Mistkerl? Seine Exfreundin würde es ihm vermutlich haarklein erläutern können.
    Es war eine oberflächliche Beziehung gewesen, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Nachdem sie sich getrennt hatten, hatte er sich geschworen, vorsichtiger zu sein und sich seinen Verstand nicht von einem hübschen Gesicht vernebeln zu lassen. Oder von einem knackigen Po.
    Also, denk an zum Scheitern verurteilte Beziehungen – Samantha Sterling ist nichts für dich. Trotzdem, das bedeutete ja nicht, dass er nicht noch einmal einen Schritt zurückmachenkonnte, um ihre Situation erneut zu analysieren. Vielleicht kam er dann zu einem anderen Ergebnis. Mal ehrlich: War es klug von der Bank, sich gegenüber einer