Schon in der ersten Nacht
so viele Gerüchte über angebliche Freundinnen in Umlauf bringen, wie man will. Aber niemand würde ein Foto von uns beiden bekommen. Ich mache gern Werbung für den Film, doch mein Privatleben ist allein meine Sache." Plötzlich lächelte er. "Wenigstens hier, mitten auf dem Meer, sind wir vor Reportern sicher."
"Vielleicht werden wir von einem Satelliten aus beobachtet", erwiderte sie genauso humorvoll und beschrieb träumerisch mit der Hand einen Bogen über dem Kopf. Doch dann ließ sie sich von seinem verführerischen Blick ablenken, und ihr prickelte die Haut unter Sams zärtlicher Berührung.
"Lass sie doch. Ich brauche keine Fotos, um mich daran zu erinnern, wie du im Sonnenschein aussiehst. Ich präge mir jede Einzelheit genau ein. Vielleicht siehst du ganz anders aus, wenn ich dich später einmal im Mondschein liebe."
"Ah ja, davon träumst du also."
"Natürlich hängt viel davon ab, wie kooperativ du bist", sagte er rau und verschloss ihr die Lippen mit seinen.
Da es kühler geworden war, ging Lindy in die Kajüte, um sich einen Baumwollpulli überzuziehen. Eine Stunde lang hatte sie im Cockpit verbracht, und jetzt schwirrte ihr der Kopf von den vielen Fachausdrücken. Sam hatte ihr versichert, dass die Elektronik und Technik das Navigieren sehr erleichterten, doch Lindy war anderer Meinung.
Als sie sich wieder zu ihm gesellte, sah sie ihm sogleich an, dass etwas nicht in Ordnung war.
"Ich habe mit der Küstenwache gesprochen. Das Sturmtief, das für morgen Abend erwartet wurde, hält sieh nicht an den Zeitplan."
"Was heißt das?" Sie versuchte, ihre tiefe Enttäuschung zu verbergen.
"Dass wir noch heute Abend vor Anker gehen müssen."
"Muss es wirklich sein?" Du liebe Zeit, ich darf nicht zu pathetisch werden und mich an ihn klammern, mahnte sie sich, als er ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. "Würdest du es auch tun, wenn du allein wärst?" fragte sie schon viel beherrschter.
"Ich bin aber nicht allein, sondern muss an meine kostbare Fracht denken."
Sekundenlang verstand sie nicht, was er meinte. Doch dann empfand sie tiefe Freude. "Es tut mir Leid, dass ich dir alles verdorben habe." Er sah sie so liebevoll an, dass sie sich sehr geborgen und sicher vorkam. Das war eine ganz neue Erfahrung für sie, und es gefiel ihr. Normalerweise hatten Männer nicht das Bedürfnis, Lindy zu beschützen, dazu wirkte sie zu selbstständig und zu kühl.
Sam legte ihr die Finger unters Kinn. "Du hast mir überhaupt nichts verdorben. Natürlich bin ich auch enttäuscht, aber wir haben noch oft Gelegenheit, tagelang übers Meer zu segeln."
Sein inniger Blick ging ihr unter die Haut. "Ist so eine Landratte wie ich nicht eine Belastung für dich?" fragte sie.
"Ich war auch mal so eine Landratte,"
"Wirklich?" Sie konnte es kaum glauben. Erschien auf dem Meer zu Hause zu sein. Sie beneidete ihn beinah darum, wie geschmeidig, sicher und natürlich er sich auf der dümpelnden Yacht bewegte.
"Ja. Ich komme von einer Farm in Ohio. Mit neunzehn war ich zum ersten Mal auf einem Schiff. Ich arbeitete damals im Hafen. Eines Tages wollte man auf einer Yacht in der Bucht Werbeaufnahmen machen. Einige Kollegen und ich schauten zu. Als das männliche Model jedes Mal grün im Gesicht wurde, sobald die Yacht ablegte, forderte mich die Managerin der Aktion auf, für den jungen Mann einzuspringen. Ich sagte mir, es könne nicht so schwierig sein, in die Kamera zu lächeln, und machte mit.
Das war meine erste Erfahrung mit einer Yacht. Die Fotos erschienen in einem Hochglanzmagazin, danach wurde mir eine Rolle in einer TV-Serie angeboten. Und so ging es weiter. Von der Gage meines ersten Films habe ich die Jennifer gekauft."
Lindy wurde nachdenklich. Sie hatte angenommen, Sam sei der Sohn reicher Eltern. Je mehr sie über Sam Rourke erfuhr, desto besser gefiel er ihr. Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Beziehung so ernst nahm wie sie. Normalerweise hätte sie schon längst die Flucht ergriffen, um sich davor zu schützen, verletzt zu werden. Doch sie hatte sich entschlossen, die Sache durchzustehen, egal, wie sie endete.
Auf der Rückfahrt bestand Sam darauf, dass Lindy genau wie er eine Schwimmweste anlegte. Auch wenn sie keine Ahnung vom Segeln hatte, war sie sehr beeindruckt, wie geschickt er bei den sich rapide verschlechternden Wetterbedingungen den Sandbänken auswich, die immer wieder unter der wilden weißen Gischt auftauchten.
Im Auto schlief Lindy dann ein und wurde erst wach, als sie die Einfahrt entlang
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