Schon in der ersten Nacht
hat, dass er meine Schwester auch eingeladen hat, überlegte Lindy.
Der Gedanke, abhängig von Sam zu werden und sich zu sehr an ihn zu klammern, beunruhigte sie immer wieder. Sie sahen sich jeden Tag bei den Dreharbeiten, doch nie gab er durch irgendetwas zu erkennen, dass sie ein per3Önliches Verhältnis hatten. Manchmal fand sie die ganze Situation sehr frustrierend, obwohl sie sich andererseits auch keinen Gerüchten und Spekulationen aussetzen wollte. Aber wenn ihr jemand erzählte, mit wem Sam angeblich eine Affäre hätte, musste sie sich sehr beherrschen, nicht einfach auszurufen: "Nein, nicht mit der oder der, sondern mit mir!"
Während sie übers Wasser glitten, lehnte Lindy sich zufrieden an ihn. Diese Yacht war kein Spielzeug, Sam hatte klargemacht, dass er ihr viel abverlangte, wenn er mit ihr aufs Meer hinausfuhr.
Die Einbauten unter Deck waren aus Eiche, es gab jedoch keinen überflüssigen Luxus. Nur die Elektronik entsprach dem neuesten Stand der Technik. Sonst sah alles eher etwas spartanisch aus.
Sam blickte Lindy leicht belustigt an, als sie anbot, in der Kombüse den Lunch zuzubereiten.
"Keine Sorge, ich habe nur an einen Salat mit Brot gedacht. Ich bin nicht so ein Kochgenie wie du", erklärte sie rasch.
"Du hast ganz andere Talente", neckte er sie und legte die Hand auf ihren Po.
"Ach, du bist unmöglich", erwiderte sie gespielt empört, ehe sie unter Deck verschwand.
"Anders willst du mich ja gar nicht." Lachend folgte er ihr.
In der Kombüse sang Lindy leise vor sich hin. So heiter und fröhlich wie in den letzten drei Wochen war sie noch nie gewesen.
Obwohl sie immer wieder von Zweifeln gequält wurde und ihre Stimmung oft unvermittelt umschlug, hatte sie jeden einzelnen Tag mit Sam genossen.
Eine halbe Stunde später tauchte Lindy mit einem Tablett in den Händen wieder auf dem Deck auf.
"Ich bin beeindruckt", sagte Sam und nahm es ihr aus der Hand.
"Hoffentlich."
Schweigend und in völliger Harmonie aßen sie den Salat und das Brot. Dann streckte er sich auf der Wolldecke aus und schloss die Augen, weil ihn die Sonne blendete.
"Segelst du immer allein?" fragte sie schließlich.
"Meist. Ich liebe die Illusion, völlig frei zu sein, und ich genieße es, ganz allein zu entscheiden, wohin und wann ich segle. Wenn man die Elemente so hautnah spürt und erlebt, bekommt man eine ganz andere Sicht der Dinge."
"Was ist denn mit Sam Rourke, dem Superstar, und seinen schnellen Sportwagen, den Edelclubs und den glamourösen Freundinnen geschehen?"
"Ich hoffe, das Kinopublikum findet sich leichter als du damit ab, dass ich auch andere Rollen spielen kann."
"Deine Rollen meine ich doch nicht", wandte sie ein. Sie kniete sich neben ihn und legte ihm die Hände auf die nackten Oberschenkel.
"Es fällt mir nur ziemlich schwer, den Sam Rourke, den ich jetzt kennen gelernt habe, mit dem aus den Hochglanzmagazinen in Einklang zu bringen. Nachts wache ich auf und frage mich, was Sam Rourke eigentlich in mir sieht. Diesen Sam hier mag ich viel lieber", gestand sie rau ein. "Ich mag ihn sogar sehr."
Sie wünschte, seine Miene erkennen zu können, doch die Sonne blendete sie. Lindy bekam Herzklopfen. Ihre Beziehung war herzlich und liebevoll. Sie lachten viel und liebten sich oft. Aber sie war sich bewusst, dass alles früher oder später enden würde, denn über die Zukunft wurde nicht geredet.
Obwohl es sie schmerzte, akzeptierte sie es, weil sie ihn liebte.
Würde er sich jetzt zurückziehen?
"Manchmal mache ich mir Gedanken. Du scheinst so losgelöst von allem zu sein ..."
Plötzlich zog er sie auf seinen Schoß. Seine Miene wirkte triumphierend. Lindy legte ihm die Arme um den Nacken, und zum ersten Mal erlaubte sie sich, an das Unmögliche zu glauben. Vielleicht gab es für sie beide doch eine gemeinsame Zukunft.
"Du weißt, ich bin kein Freund von großen Worten."
"Wie konnte ich das vergessen? Aber eigentlich kenne ich dich viel zu wenig."
Obwohl er mit seinem Charme alle verzaubern konnte, versuchte er es bei ihr nicht. Und er versuchte auch nicht, sie mit großartigen Versprechungen zu etwas zu drängen. Lindy begriff, dass er genauso vorsichtig war wie sie. Plötzlich schien die Vergangenheit sie wie ein breiter Strom zu trennen. Kann ich jemals mit irgendeinem Menschen über meine schlimme Erfahrung sprechen? überlegte Lindy.
"Ich habe dich letzte Woche sehr vermisst - seit ich wieder auf der Yacht bin", sagte er.
Lindy lächelte zufrieden. "Mir ist kaum aufgefallen,
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