Schon in der ersten Nacht
lächelte reumütig.
"Zumindest teilweise", gab er zu.
"Wie schön!" Lindy warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.
Hope stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Hände. "Lloyd will sich von Dallas trennen - aber nicht meinetwegen. Er hat sich verliebt, in Shirley, sie gehört auch zum Team. Kennst du sie?"
Lindy nickte. Es gab momentan nichts mehr, was sie überraschen konnte. Shirley war ungefähr Ende dreißig, hatte braunes Haar und ein sympathisches Lächeln. Sie war ein sehr ernster Mensch und ganz anders als Dallas.
"Sie sind jetzt beinah ein Jahr zusammen", fuhr Hope fort. "Lloyd und Dallas leben schon lange getrennt. Ihm war klar, wie Dallas reagieren würde, und es ist ihm auch egal. Aber es gibt da ein Problem: Shirleys Stiefsohn."
"Wieso das denn?" fragte Lindy spöttisch.
"Er ist Politiker, Rosalind", klärte Sam sie auf. "Er bewirbt sich gerade um ein wichtiges Amt. Da er sowieso nicht unumstritten ist, kann er sich keinen Skandal in der Familie erlauben."
"Und du hast es gewusst", fuhr sie Sam zornig an.
"Nein, zunächst nicht. Aber da du Hopes Moral so vehement verteidigt hast, habe ich andere Erklärungen gesucht. Dabei kam ich auf die Idee, dass alles nur ein Täuschungsmanöver sei. Lloyd schien es geradezu darauf anzulegen, dass niemandem seine angebliche Affäre mit Hope verborgen blieb. Das passte nicht zu ihm. Doch um wen es dabei wirklich ging, habe ich auch gerade erst erfahren."
"Es muss unbedingt unter uns bleiben", bat Hope besorgt.
"Als ob ich mit jemandem darüber reden würde!" Lindy war empört. "Du hättest mir vertrauen können. Ich war sehr beunruhigt.
Lloyd hat dich schamlos ausgenutzt!"
"So ein bisschen Gerede kann nicht schaden." Hope lächelte, wirkte jedoch ziemlich angespannt. "In einigen Wochen kommt sowieso alles ans Licht. Ich rufe Mam und Dad an und warne sie, damit sie Bescheid wissen, ehe sie es über die Medien erfahren."
"Sie werden es verstehen", sagte Lindy mitfühlend.
"Das ist ja das Problem. Sie verstehen immer alles. Deshalb fühle ich mich ja so schuldig. Ich finde es schwierig, ihrer bedingungslosen Liebe immer gerecht zu werden. Habt ihr etwas dagegen, dass ich mich verziehe? Ich bin schrecklich müde."
"Offenbar wird es ihr zu viel", meinte Lindy, nachdem ihre Schwester die Tür hinter sich geschlossen hatte.
"Sie wird es scharfen, sie ist sehr stark."
"Und du bist herzlos."
"Vergiss nicht, du bist ihre Schwester, nicht ihre Mutter", antwortete er.
Lindy wurde ganz blass und sah ihn so verletzt an, dass er ihre kalten Hände in seine nahm.
"Was ist denn so schlimm daran?" fragte er bestürzt.
"Nichts ... wirklich nichts." Sie schüttelte den Kopf. Beinah hätte sie ihm alles erzählt. Doch seine Verachtung könnte sie nicht ertragen.
Außerdem wollte sie einem Mann, den sie nach Ende der
Dreharbeiten nie mehr wieder sehen würde, ihr gut gehütetes Geheimnis nicht anvertrauen. Es war interessant und
abwechslungsreich gewesen, beim Entstehen eines Films dabei zu sein, aber sie sehnte sich danach, wieder ganz normal als Ärztin arbeiten zu können.
"Am besten zieht ihr beide hier aus", schlug Sam unvermittelt vor.
"Warum das denn?"
"Die Medien werden dir und Hope keine Ruhe mehr lassen. Ich rede mal mit Lloyd. Unter den Umständen sollte er euch bei sich aufnehmen. Sein Haus wird streng bewacht und ist mit einem hohen Zaun umgeben. Er hat es für die Dauer der Dreharbeiten gemietet." Er nickte entschlossen und kniff die Augen zusammen. "Ja, das wäre die beste Lösung. Er kommt heute Abend aus Los Angeles zurück. Ich versuche, ihn zu erwischen, ehe die Reporter ihn belagern."
"Das hört sich schrecklich an", wandte Lindy ein. "Wie ein Gefängnis. Wird das, was heute passiert ist, sich auf den Film auswirken?"
"Ein ausgesprochen luxuriöses Gefängnis. Dort bist du wenigstens sicher vor weiteren Überraschungen. Um deine Frage zu beantworten: Nein, dieser Zwischenfall hat mit dem Film letztlich nichts zu tun."
Lindy ließ sich jedoch nicht täuschen. Sie spürte, dass er verunsichert war und die Folgen nicht abschätzen konnte. Hätte ich doch den Mund gehalten, dann hätte Sam sich nicht eingemischt, und es wäre nichts passiert, überlegte sie. Sie befürchtete, ihre Beziehung würde darunter leiden.
"Vermutlich willst du heute Nacht nicht hier bleiben, oder?" Sie hatte auf einmal das Gefühl, etwas Wertvolles verloren zu haben.
"Das wäre sicher keine gute Idee." Er betrachtete ihr halb abgewandtes
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