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Schon in der ersten Nacht

Schon in der ersten Nacht

Titel: Schon in der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence
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eine Fremde.
    "Ben ist..."
    "Wenigstens weißt du, wie dein Kind heißt", unterbrach sie ihn spöttisch.
    "Ben ist beinah dreizehn."
    "Wie viele seiner Geburtstage hast du mit ihm zusammen gefeiert, Sam?"
    Sekundenlang wirkte seine Miene gequält, doch Lindy bemerkte es nicht. Sie war viel zu sehr mit ihrer Enttäuschung und ihrem Schmerz beschäftigt. Wie konnte ich nur so dumm sein? fragte sie sich immer wieder. Letztlich war Sam auch nicht anders als Paul. Sie war auf seinen Charme hereingefallen.
    "Die Umstände lassen es nicht zu ..."
    "Natürlich", unterbrach sie ihn, "es sind ja immer die Umstände, beispielsweise Charakterschwäche, mangelnder Anstand und dergleichen. Jetzt verstehe ich, warum du Ohio verlassen hast. Du bist vor der Verantwortung davongelaufen." Sie steigerte sich in ihren Zorn.
    "Wenn du mir eine Minute zuhören würdest, könnte ich dir alles erklären. Du liebe Zeit, wir waren erst achtzehn!"
    "Wir! Immerhin erinnerst du dich noch daran, dass das Kind auch eine Mutter hat."
    Dass er damals noch jung und unerfahren gewesen war, wollte Lindy nicht als Entschuldigung gelten lassen. Sie war auch jung und naiv gewesen, trotzdem wäre es für sie selbstverständlich gewesen, sich um ihr Kind zu kümmern. Die Mutter von Sams Sohn tat ihr Leid.
    "Ich habe weder Ben noch Marilyn vergessen." Er sprach nicht lauter als sonst, hörte sich jedoch sehr feindselig an. "Seltsam, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, es gäbe für dich nur Schwarz oder Weiß."
    "Dafür, dass Männer ihre Kinder im Stich lassen, kann es keine Entschuldigung geben. Du bist noch nicht einmal so anständig und gibst zu, was du getan hast."
    "So viel Überheblichkeit hätte ich dir nicht zugetraut, Rosalind." Er ließ sie seine Verachtung deutlich spüren. "Ich gebe zu, ich habe den Fehler gemacht, dich für eine warmherzige, sensible Frau zu halten.
    Hoffentlich hast du wenigstens Mitleid mit deinen Patienten."
    "Mein Mitgefühl spare ich mir für die Frau und das Kind auf, die du verlassen hast", fuhr sie ihn an. Er verdrehte alles und tat so, als wäre sie im Unrecht.
    "Ich habe niemanden verlassen. Aber darüber möchte ich mich mit dir nicht unterhalten."
    "Weil ich nicht das einfältige Dummchen bin, für das du mich gehalten hast?"
    "Du bist jedenfalls nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe."
    Es klang so endgültig, dass Lindy zum ersten Mal das Gefühl hatte, etwas verloren zu haben. Aber gab es für sie überhaupt etwas zu verlieren? Sie hatte einen Schwindler geliebt und ihn entlarvt.
    "Dann ist es gut, dass es nichts anderes war als eine flüchtige Affäre während der Dreharbeiten. So hast du es selbst ausgedrückt", erklärte sie kühl und beherrscht.
    Ihm war klar, dass sie mit dieser Behauptung nur ihr Gesicht wahren wollte. Er zuckte die Schultern und öffnete die Tür. "Auch wenn ich meinen Sohn nicht oft sehe, kann ich zumindest sicher sein, dass er nicht von einer verstockten, selbstgerechten und scheinheiligen Mutter großgezogen wird", antwortete er gleichgültig.
    Als sie einen zornigen Laut ausstieß, lachte er auf. "Was gefällt dir nicht? Scheinheilig oder selbstgerecht? Hast du vielleicht selbst etwas zu verbergen?" Er weidete sich offenbar an ihrem Schmerz. "Wie ich sehe, habe ich Recht. Aber keine Sorge, Doktor, ich bin nicht daran interessiert, herauszufinden, was es ist." Dann schlug er die Tür heftig hinter sich zu.
    Als Lindy zwei Stunden später zu ihrem Wagen ging, begegnete sie ihrer Schwester. Man merkte ihr nicht mehr an, dass sie geweint hatte, und sie zitterte auch nicht mehr. Doch Hope fiel auf, wie leer Lindys Blick wirkte, und ihr war sogleich klar, dass Lindy die Mauern um sich her wieder aufgebaut hatte.
    "Ihr habt euch gestritten", stellte Hope fest. "Sam hat jeden gereizt angefahren, der ihm über den Weg lief. Es war zum Fürchten. Sogar mich hat er angeschrien. Normalerweise ist er sachlich, beherrscht und behält immer die Übersicht, doch heute haben wir ihn von einer ganz anderen Seite kennen gelernt." Sie bemühte sich, mit ihrer Schwester Schritt zu halten.
    "Freut mich, dass ich nützlich sein konnte", erwiderte Lindy verbittert.
    "Es tut mir Leid, dass ich den Eindruck erweckt habe, gefühllos zu sein. Aber ich bin sicher, ihr kommt wieder zusammen. Will schließt schon Wetten darauf ab, und er verliert selten."
    "Dann hat er dieses Mal aufs falsche Pferd gesetzt. Ich verachte und verabscheue Sam Rourke. Es kann mir nicht schnell genug gehen, wieder nach Hause

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