Schon in der ersten Nacht
Hardcastle ausgegangen. Lindy hatte sie sogar zusammen bei den Dreharbeiten gesehen. Sam hatte zugelassen, dass Diana sich bei jeder Gelegenheit an ihn hängte. Nein, er hatte bestimmt keine Zeit verschwendet, sich anderweitig zu trösten.
Lindy sah auf die Uhr. Sie musste sich wieder auf ihr Zimmer zurückziehen, denn die Party fing bald an. Damit wollte Lloyd nachträglich eine Auszeichnung feiern. Außerdem sei es eine gute Gelegenheit, Werbung für den neuen Film zu machen, hatte er erklärt.
Und Hope hatte sie gewarnt, dass Sam auch eingeladen sei.
"So eine Party ist nicht mein Ding", hatte Lindy deshalb Lloyd gegenüber behauptet, und irgendwie stimmte es sogar. Hope hingegen würde sich wohl fühlen unter all den schönen Menschen. Sie würde als Lloyds Partnerin auftreten, um die Gerüchte nicht verstummen zu lassen, und in dem Designeroutfit aus roter Seide fantastisch aussehen.
Lindy drehte den Kopf im Kreis herum, um die verspannten Nackenmuskeln zu lockern. Wie gut, dass ich rechtzeitig erkannt habe, was für ein Mensch Sam wirklich ist, sonst hätte ich ihn heute Abend begleiten müssen, und das hätte mir nicht gefallen, überlegte sie. Sam fühlte sich sowieso wohler in der Gesellschaft von Glamourgirls, die genauso oberflächlich waren wie er.
In einem unbeobachteten Moment verließ Sam die Party und ging in Lloyds Arbeitszimmer, wo er sich ein Glas Scotch einschenkte.
Nachdem er die Krawatte gelöst hatte, trank er die hellbraune Flüssigkeit in einem Zug aus. Dann warf er einen Blick auf den Fernseher, auf dem irgendeine Sendung lief, die ihn nicht interessierte.
Er hatte seine Pflicht getan. Mit Lloyd hatte es eine heftige Auseinandersetzung gegeben, weil er ihn mit der Party vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Demnächst soll ich vielleicht noch ein Einkaufszentrum eröffnen oder dergleichen, dachte Sam und lachte ironisch auf. Aber die Arbeit lenkte ihn wenigstens von den Gedanken ab.
Im Gegensatz zu Lloyd liebte Sam die Öffentlichkeitsarbeit nicht.
Er kümmerte sich lieber um die kreative Seite der Filmproduktion, nicht ums Marketing. Wahrscheinlich klappte deshalb die Zusammenarbeit mit Lloyd auch so gut, jedenfalls normalerweise. Mit finsterer Miene stellte Sam das Glas viel zu heftig auf den Schreibtisch, so dass einige Papiere auf den Boden flatterten. Er fluchte leise und bückte sich, um sie aufzuheben. Plötzlich entdeckte er den braunen Lederschuh, in dem ein schmaler Fuß steckte. Er ging um das Ledersofa herum - und atmete tief ein. Er hatte sich schon gedacht, wessen Fuß es war.
Lindy lag zusammengerollt da, den einen Arm unterm Kopf, den anderen seltsam hilflos ausgestreckt. Ihre Brüste hoben und senkten sich im Rhythmus ihres Atmens. Im Schlaf wirkten ihre Gesichtszüge ruhig und friedlich, doch die tiefe Linie zwischen ihren Augenbrauen schien diesem Eindruck zu widersprechen. Sam merkte, dass sich ihre Lippen leicht bewegten.
Vielleicht spürt sie, dass ich hier bin, meine Perfidität dringt sogar bis in ihre süßen Träume, überlegte er und verzog verbittert die Lippen. Momentan wünschte er ihr jedenfalls keine angenehmen Träume, so selbstlos war er nicht. Als sie den Kopf unruhig hin und her warf, beugte er sich über sie. Sie sagte etwas, immer wieder dasselbe. Schließlich kniete er sich neben sie und versuchte, die Worte zu verstehen.
"Nicht das Baby ... nicht das Baby ... bitte!"
Er richtete sich auf und runzelte die Stirn. Im selben Moment fuhr sie hoch und machte die Augen entsetzt auf. Ihr durchdringender Schrei übertönte den Klamauk im Fernsehen, aber nicht den Lärm von der Party nebenan.
Panik breitete sich in ihr aus, und sie rang nach Luft. Sie konnte sich nicht an den Albtraum erinnern, aber das Gefühl von etwas Schrecklichem war immer noch da.
"O Sam", sagte sie leise und barg den Kopf an seiner muskulösen Brust. Sie erbebte, als er ihr sanft den Rücken streichelte. Doch plötzlich versteifte sie sich. "Nein!" rief sie aus und wollte ihn von sich stoßen.
Er hielt sie jedoch an den Armen fest. Unter seinem intensiven, sehnsüchtigen Blick wagte sie nicht, sich zu rühren. Sekundenlang sah er ihr in die Augen, ehe er ihren Körper voller Verlangen betrachtete.
Sie fühlte sich immer noch wie betäubt und wusste nicht, wieso sie überhaupt hier mit ihm zusammen war. Ihre Sehnsucht nach ihm und ihr Verlangen waren genauso stark wie seine Gefühle. Deshalb wehrte sie sich nicht, als er ihr Gesicht umfasste und ihre Wangen mit den
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