Schon in der ersten Nacht
zu fliegen," Lindys Stimme klang so entschlossen und kalt, dass Hope zurückwich.
"So bist du sonst nicht. Und vergiss nicht, du musst noch drei Wochen mit ihm zusammenarbeiten. Danach kannst du machen, was du willst."
"O nein", stöhnte Lindy auf. "Daran habe ich nicht gedacht. Das schaffe ich nicht." Bei der Vorstellung, ihm noch drei Wochen lang jeden Tag zu begegnen, verkrampfte sich ihr der Magen.
"Wenn ich Sam erkläre, wie du dich fühlst und wie aufgewühlt du bist, wird er wahrscheinlich nicht darauf bestehen, dass du den Vertrag erfüllst."
"Aufgewühlt?" wiederholte Lindy vorwurfsvoll und besann sich auf ihre Stärke. "Ich bin doch nicht aufgewühlt. Und dieser hinterhältige Kerl soll ja nicht glauben, ich würde unter der Situation leiden. Ich werde ihm das Gegenteil beweisen." Sie schnippte mit den Fingern und hob herausfordernd den Kopf.
6. KAPITEL
Die Leute vom Partyservice waren im ganzen Haus und im Garten beschäftigt. Lindy war es leid, sich im Schlafzimmer aufzuhalten, und ging in den kleinen Raum, den Lloyd als Arbeitszimmer benutzte. Er war ein großartiger Gastgeber, und sie hatte ihre Vorurteile ihm gegenüber abgelegt, obwohl sie immer noch meinte, er hätte die Freundschaft ihrer Schwester ausgenutzt.
Aber das war Hopes Problem, nicht ihres.
Lindy vermisste die gemütliche Atmosphäre von Hopes reizvollem Haus, das ihr in der kurzen Zeit irgendwie ans Herz gewachsen war, und das Rauschen des Meers. Wenigstens erinnert mich in dieser luxuriösen Umgebung nicht alles an Sam, tröstete sie sich und betrachtete den übergroßen Bildschirm des Fernsehers. Sekundenlang zögerte sie, das Gerät einzuschalten. Doch dann nahm sie die Fernbedienung und stellte den Fernseher an.
In Lloyds Haus war nichts klein und bescheiden. Zu Anfang ihrer Bekanntschaft mit Sam Rourke hätte sie sich ihn gut in dieser extravaganten und luxuriösen Umgebung vorstellen können. Plötzlich Sah sie die saubere und zweckmäßig eingerichtete Kajüte von Sams Yacht vor sich und bemühte sich, das Bild rasch wieder zu verdrängen.
"Und was hältst du davon, Sam?" Lindy konzentrierte sich auf den Fernseher. Die Frau, mit der Sam redete, war einen Kopf kleiner als er. Sie hatte kurzes silberblondes Haar und trug ein Kleid aus Goldlame, das so unverschämt eng war, als hätte sie es sich auf ihren Körper mit den üppigen Rundungen aufmalen lassen. Sam musste Diana Hardcastle gut kennen, zumindest beruflich, denn in den letzten beiden Filmen war sie seine Partnerin gewesen.
Bei Sams Anblick wünschte Lindy, sie hätte das Gerät ausgelassen.
Die Sehnsucht nach ihm stürzte auf sie ein wie eine Flutwelle, und sie war schrecklich eifersüchtig auf die Frau. Natürlich hätte sie den Fernseher jederzeit wieder abschalten können.
Sie tat es jedoch nicht.
Als Sam redete, lauschte Lindy nur seiner Stimme und achtete nicht auf die Worte. Er hatte das besondere Talent, den Leuten den Eindruck zu vermitteln, er würde direkt zu ihnen sprechen. In den vergangenen Jahren hatte er viele Auszeichnungen erhalten, und an diesem Abend führte er zusammen mit Diana durch die Sendung, wenn auch widerstrebend, wie Lloyd behauptet hatte. Aber da sein neuer Film dabei erwähnt werden sollte, hatte Sam schließlich eingewilligt, den Abend und seine Freizeit zu opfern. Was in Sam wirklich vorging, wagte Lindy nicht mehr zu beurteilen. Außerdem war es ihr egal, wie sie sich immer wieder einzureden versuchte.
Die Show war so wie alle anderen dieser Art. Wer dieses Mal die Auszeichnungen erhielt, interessierte Lindy nicht. Sie achtete nur auf Sam. Nachdem die Sendung beendet war, ließ sie sieh erschöpft auf dem bequemen Ledersofa zurückfallen und schloss die Augen.
Vom Verstand her war es leicht, sich Sam als egozentrischen, selbstgefälligen, oberflächlichen Menschen vorzustellen und ihn zu verurteilen. Aber ihre Gefühle ließen sich vom Verstand nicht beeinflussen. Es fiel ihr immer schwerer, mit ihm
zusammenzuarbeiten und dabei so zu tun, als wäre er ihr völlig gleichgültig. Noch schwieriger würde es für sie werden, wenn sie sich in einer Woche endgültig von ihm verabschiedete.
Sie fuhr sich durch das lange goldblonde Haar. Was soll ich nur tun? überlegte sie. Sollte sie sich zu Hause jede Woche zwei Videofilme mit ihm ansehen und sich langsam entwöhnen? Ich muss mich zusammennehmen, mahnte sie sich schließlich. Wenn es stimmte, was man sich erzählte, war Sam in den vergangenen zwei Wochen mehrmals mit Diana
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