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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Finlay. Du musst hier bleiben und über Paddy wachen.“
    „Eneas mag ein rauer Bursche sein, doch er liebte Padruig. Er würde seines Bruders Sohn kein Leid antun“, wiederholte Finlay.
    Wenn Eneas erfuhr, dass Paddy nicht Padruigs Sohn war, dann würde er nicht zögern, ihn zu töten.
    Paddys Kichern unterbrach ihre düsteren Gedanken. „Ich glaube nicht, dass es die Leute noch den Hügel hoch schaffen, viel weniger, dass sie Vater hinauftragen können.“
    Rowena beobachtete die Gunns, die sich für den Marsch zum Kirchhof aufrafften. Sie waren so betrunken, dass viele Männer und Frauen gleich wieder umfielen. „Es überrascht mich nicht. Sie leerten zehn Fass Bier seit dem Morgengrauen.“
    „Ja. Doch du hast Recht getan.“ Finlay grinste, als er ihr aufhalf. „Er hat nie viele Worte gemacht und seine Gefühle nicht gezeigt, doch Padruig zollte dir Respekt, Mädchen.“
    Rowena nickte und dachte an ihre kalte, liebeleere Ehe und an ihre ungewisse, gefährliche Zukunft.
    „Macht Platz“, rief Wat, der Tafelmeister, und stieß die Leute zur Seite, als er den Weg für die nächsten Angehörigen des verstorbenen Lairds freimachte.
    Jennie kam Rowena am äußeren Tor entgegen. „Ich brachte Eure fellgefütterte Chamarre und die des jungen Laird.“ Sie gab Finlay Paddys Umhang und half dann Rowena. Jennie war drei Jahre älter als Rowena, eine plumpe, aber hübsche Magd mit rotem Haar und Sommersprossen, die so zahlreich waren wie ihre Freier. Als treue und zuverlässige Dienerin hatte sie Tarbert verlassen, um mit ihrer Herrin bei den Gunns zu leben. Ohne ihren Beistand hätte Rowena es keine zwei Wochen als Padruigs Braut ausgehalten. „Ihr seid weiß wie Schnee“, jammerte Jennie.
    „Kein Wunder.“ Rowena presste ihre Hand an die Schläfe, um den stechenden Schmerz zu lindem.
    „Was hat Euch Eneas schon wieder angetan?“
    „Jennie ..."
    „Eneas weiß, wie sehr ich ihn hasse.“
    „Ja, doch das war früher.“ Rowena blickte nach vorn.
    Jemand hatte das Tor geöffnet und eine erfrischende kalte Brise hereingelassen. Eneas stand am Eingang. Eine Vorahnung beschlich sie, er könnte sie und Paddy für immer auslöschen ...
    „Von jetzt an hältst du deine scharfe Zunge im Zaum, Jennie MacBean“, sagte Rowena rasch. „Da Padruig tot ist, müssen wir alle darauf achten, was wir tun.“
    „Und was hinter unserem Rücken geschieht.“
    „Ja.“ Rowena erschauderte und wandte sich um. Sie beruhigte sich, als sie Finlay beobachtete, der Paddys Umhang mit der schweren Schmucknadel, dem Symbol der Führerschaft, befestigte. Gott schütze ihn.
    „Mutter?“ Paddy ergriff ihre Hand. „Wenn ich Vaters Grabstein ganz hoch baue, mag er mich dann lieber?“
    „Dein Vater hat dich geliebt“, sagte Rowena.
    Paddy blickte zu Boden und zeichnete mit der Schuhspitze einen Kreis auf den Steinboden. „Das hat er niemals gesagt. Manches Mal blickte er mich an ...", seine schmalen Schultern hoben und senkten sich unter dem schweren Umhang, „... als hätte ich mich in einen Topf voll Kohl verwandelt.“ Das Essen, das Paddy am wenigsten mochte.
    Rowena seufzte, litt mit ihrem kleinen Sohn, fand indes keine Worte des Trostes. „Er musste an so vieles denken, Liebes. Wenn er mürrisch war, war das nicht deinetwegen. Du warst ihm sehr wichtig. Komm, die anderen warten schon. Lass uns zusammen  gehen und deinem Vater das letzte Geleit geben.“
    Seine Hand, wenn auch klein, lag warm und sicher in der ihren. Sie fragte sich, wer wohl wem half, als sie sich auf den langen Weg bergauf zur Kirche machten. Letzte Nacht hatte es geregnet, und der Boden dampfte in der eisigen Luft und hüllte den Totenzug in einen gespenstischen Nebel. Wäre dies alles doch nur ein Traum, und sie könnte aufwachen, Padruig am Leben und ihr eigenes Leben unverändert vorfinden. Wenn sie schon beim Träumen war, könnte sie sich nicht wünschen, die letzten sechs Jahre wären nur ein Albtraum gewesen, und sie wäre noch immer Rowena MacBean, jung, fröhlich und verliebt in Lion Sutherland?
    Nein, denn dann gäbe es Paddy nicht.
    Als sie der Menge der Trauernden folgte, schwor Rowena bei Padruigs Seele, dass sie einen Weg finden wolle, Paddy zu beschützen, gleich, was sie dafür tun musste.

2. KAPITEL
    Der Ritt nach Blantyre war so schrecklich, wie Finlay vorausgesagt hatte. Der Regen hatte die durchfurchten Wege in Schlamm verwandelt, und sie kamen nur langsam über die Bergpässe. Die Zweitagereise dauerte nun bereits endlose fünf

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