Schottische Ballade
mit den Hufen.
„Ruhig, mein Junge. Es dauert nicht mehr lange.“ Er hatte Blantyre Castle lange zuvor verlassen, und Padruig musste auf seinem Heimweg diesen Weg nehmen. Jeden Augenblick sollte er vorbeikommen, Lion würde seine Aufgabe vollbringen und dann fortreiten.
Sein Pferd erschrak und legte die Ohren an.
„Nähert er sich?“ Lion nahm die Zügel fest in die Hand, um den Hengst zu beruhigen, beugte sich vor und spähte durch die Zweige der Kiefer. Ein einzelner Mann führte sein Pferd an den felsigen Ufern des rauschenden Wildbaches entlang.
„Himmel, er muss von Sinnen sein, ohne Deckung zu reiten, als gäbe es weit und breit keine Gefahren“, murmelte Lion. Er sollte ihn sich selbst überlassen, doch sein Gerechtigkeitssinn ließ dies nicht zu.
Als Padruig an seinem Versteck vorbeikam, brach Lion mit seinem Pferd hervor.
„Was um ...?“ Die tödliche Klinge glänzte im schwachen Licht, als Padruig sein Schwert zog. „Wer bist du?“
„Ein Freund.“ Lion hielt seine bloßen Hände hoch.
„Freunde lauern einem Mann nicht in der Dunkelheit auf.“ Padruig war ein großer, hagerer Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, mit dünnem Haar und dem narbigen Gesicht eines Kriegers. Wie hatte Rowena ihn nur zum Mann nehmen können? Es schmerzte Lion, wenn er daran dachte, dass Rowena diesen Mann geküsst, das Lager mit ihm geteilt und sein Kind geboren hatte.
„Ihr habt Blantyre in rechter Eile verlassen. Und da meine Mission geheim ist, schien es angebracht, Euch hier zu treffen.“ „Tretet hervor, damit ich Euch besser sehe.“
Lion führte sein Pferd aus dem Schatten der dichten Äste. Padruig blickte erstaunt, als er Lions Gesicht erkannte. „Lion Sutherland.“ Ein scharfer Unterton begleitete diesen Ausruf.
„Ja.“ Sie waren sich nicht begegnet in den wenigen Stunden, die Padruig in Blantyre verbracht hatte, wohin Lions Oberherr, Alexander Stewart, Earl of Buchan, ihn gerufen hatte. „Woher kennt Ihr mich?“
Padruig zuckte mit den Schultern. „Ich hatte Grund, Euren Namen zu erfahren. “
Hatte Rowena von ihm gesprochen? Hatte sie ihrem Gatten verraten, dass sie seinetwegen nicht als Jungfrau in die Ehe trat? Es bereitete Lion große Befriedigung, dass er der Erste war, der die süße Frucht genossen hatte. Das war zwar nicht viel, doch alles, was ihm geblieben war, um den Schmerz über den Verlust erträglicher zu machen. „Ich verstehe“, sagte Lion scharf und fragte sich, ob er vielleicht einem eifersüchtigen Ehemann gegenüberstand. Das wäre für ihn das erste Mal, denn er war kein Leichtfuß.
„Das bezweifle ich. Doch dann... “ Padruigs dünne Lippen verzogen sich zu einem grimassenhaften Lächeln. „Seid Ihr hier, um mich dafür zu töten?“
Lion runzelte die Stirn. Obgleich Padruig wie ein offener, gradliniger Mann wirkte, schwangen Untertöne in seinen Worten mit. Geheimnisse, für deren Entdeckung Lion jetzt keine Zeit verschwenden konnte. „Ihr habt die Forderung des Earls abgewie-sen, ihm bei der Unterwerfung der Gesetzlosen, die das Hochland unsicher machen, mit Euren Männern zur Seite zu stehen.“ „Gesetzlose unterwerfen?“ Padruig fluchte und spie auf den Boden. „Das ist doch nur eine Ausrede, um unsere Unabhängigkeit zu beschneiden und unser Eigentum zu rauben. Alexander Stewart will jene Clans ausrotten, die sich ihm widersetzen und ihr Land übernehmen. Eines Tages macht er sich noch zum König des Hochlandes, merkt Euch meine Worte.“
Lion war erstaunt, wie gut Padruig die Lage verstanden hatte. Viele Clanführer, die Alexander folgten, waren durch seine schönen Worte getäuscht worden oder dachten, Macht für sich selber zu gewinnen. Diejenigen, die sich ihm nicht angeschlossen hatten, waren entweder Gesetzlose, die in der Tat gezügelt werden mussten, oder einige wenige Clans, die die dunklen Absichten des Earls durchschaut hatten und ihn aufhalten wollten.
Dies war eine gefährliche, wenn nicht sogar unmögliche Aufgabe. Sie hatte Lion dazu gebracht, als Spion an Alexanders Hof zu leben. „Wenn Alexander so ehrgeizig und gewissenlos ist, wie Ihr sagt ...“, und Lion wusste, dass dem so war, „dann wart Ihr ein Narr, Euch ihm so offen zu widersetzen.“
„Pah! Er wird die paar Männer nicht vermissen, die ich für sein Heer gebracht hätte. Wir Gunns sind ein kleiner, abseits lebender Clan.“
„Er ist kein Mann, der ein Nein so einfach hinnimmt.“
Padruig stieß einen Fluch aus.
Lion seufzte. Er konnte sich seine
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