Schottische Disteln
treiben einen Schafsmörder.«
»Einen Wolf etwa?«
»Nein, einen Menschen, der die Tiere bestialisch abschlachtet und den Krähen überlässt.«
»Mein Gott, so etwas gibt es?«
»Leider ja. Aber das muss hier nicht bekannt werden.«
»Selbstverständlich. Kann ich sonst irgendwie helfen? Wir könnten Helikopter einsetzen, es wäre eine Kleinigkeit für uns.«
»Nein, so weit wollen wir nicht gehen. Die Bauern schaffen das schon. Für die Männer in den Highlands bin ich ein kleiner Schafzüchter, nichts sonst. Die Sache mit den Funkgeräten wollten sie mir schon nicht glauben, wenn ich jetzt auch noch mit Helikoptern anrücke, habe ich ihr Vertrauen total verloren. Das will ich nicht. Meine Ferien da oben bei ihnen sind für mich etwas ganz Besonderes, ich möchte sie nicht aufs Spiel setzen.«
»Und wie erklären Sie das mit den Funkgeräten?«
»Nun, erst hielten sie mich wohl für kriminell und warnten mich vor ›krummen Sachen‹, aber ich habe einen Freund vorgeschoben, der mir die Dinger leiht, das haben sie dann akzeptiert.«
»Werde ich erfahren, wie die Sache ausgegangen ist?«
»Sicher. Ich rufe Sie an. Die Geräte bringe ich im September mit zurück.«
»Hm, dann kann ich Ihnen nur mit ›Halali‹ Erfolg wünschen. Ein bisschen makaber, nicht wahr?«
»Sie sagen es. So, und jetzt muss ich los. Ich will noch zu Hause Kleidung und Auto wechseln, damit sie mich da oben wiedererkennen, und dann müssen wir uns auf die Suche machen, damit nicht noch mehr Schafe draufgehen.«
»Seien Sie vorsichtig, ein in die Enge getriebener Irrer kann gefährlich werden.«
Die Männer gingen zu ihren Wagen zurück. Bis auf den Werkschutzleiter waren alle anderen wieder auf ihre Posten gegangen, und Ryan bedankte sich bei McDonald für die schnelle Erledigung. Aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet.
Drei Stunden später war Ryan wieder in den Highlands. Er hatte sich mit Jeans, Boots und Poloshirt wieder in den Schäfer verwandelt, der den Bauern vertraut war, und die Funkgeräte im Landrover verstaut. Von Forres aus fuhr er langsam und wachsam durch das Gelände, bemüht, so viele Weideflächen wie möglich zu kontrollieren. Ein paar Mal begegneten ihm andere Wagen. Man grüßte kurz, tauschte schnell Beobachtungen aus und fuhr weiter. Außer dem kopflosen Tier der letzten Nacht hatte man keine weiteren Opfer gefunden.
Ryan fuhr zunächst zu seinem Gelände, kontrollierte flüchtig das Haus und stellte den Wagen ab. Er schob seinen Revolver hinter den Gürtel, verschloss das Auto und lief dann hinüber zu seiner Herde, die seine Freunde aus dem Gatter herausgelassen hatten, damit die Tiere grasen konnten. Die Hunde kamen ihm eifrig und hungrig entgegen. Er streichelte und beruhigte sie und ging mit ihnen zurück zum Haus, nachdem er festgestellt hatte, dass auf der Weide alles in Ordnung war.
»Kommt, ihr zwei, Schmusestunden und Kuschelecken im Wohnzimmer müssen leider ausfallen.«
Als er das Haus betrat, gebärdeten sich die Hunde wie wild, rannten umher, schnüffelten und bellten. Mit einem Blick sah Ryan, dass sein Gewehrschrank offen und seine beste Büchse verschwunden war. Auch die dazugehörende Munition fehlte. Ein Waffenexperte, schoss es Ryan durch den Kopf. Noch dazu einer, der sich hier auskannte und der gewusst hat, dass ich in dieser Nacht nicht zu Hause bin und die Hunde draußen die Herde bewachen. Er durchsuchte gründlich das Haus, aber im Obergeschoss war alles in Ordnung, und die Hunde zeigten auch kein Interesse an der Treppe und den oberen Räumen. Doch sie drängten zur Küche und zur Abstellkammer. Das kleine Fenster war aufgebrochen, hier war der Kerl eingestiegen. Außer dem Gewehr fehlten nur noch die drei Kaninchen, die er gestern geschossen hatte. Ryan schüttelte den Kopf. Welch ein Irrer nahm drei magere Wildkaninchen mit, wenn er die dicksten Hammelkeulen achtlos den Krähen überließ?
Draußen fuhr ein Auto vor. Die Hunde stürmten raus und bellten den Fahrer an, der nicht wagte auszusteigen. Ryan rief die Hunde zurück und ging zum Auto. »Hallo, Bob, wie sieht‘s aus?«
Der bullige Großbauer schälte sich aus seinem Fahrzeug.
»Das wollte ich dich gerade fragen, man hat mir gesagt, dass du zurück bist. Hast du die Geräte?«
»Ja, sie liegen hinten im Rover. Bei mir ist heute Nacht eingebrochen worden. Der Kerl hat jetzt mein bestes Gewehr.«
»Verdammt. Fehlt sonst noch etwas?«
»Nein. Doch. Drei armselige Wildkarnickel. Komm herein. Auf den
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