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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Schweiß und Schmutz ab, sondern er spülte auch die sentimentalen Gefühle weg, die zu seinem Ferienleben gehörten: die Liebe zu violetten Disteln, zum Fischfang, zu den Glockenblumen im Hochmoor, zum Perlmuttglanz der Morgenröte und zu den Tieren, die mit ihm da draußen lebten.
    Als Ryan das Bad verließ, um sich anzuziehen, streifte er mit dem Leinenanzug, mit dem Seidenhemd und mit der Armani-Krawatte den Unternehmer über, der sein Imperium mit eiserner Hand führte, der weder Faulheit noch Unzuverlässigkeit, weder Schlamperei noch Nachlässigkeit duldete, dafür aber Fleiß und Loyalität hoch belohnte. Ryan war ein harter Mann. Er wurde dafür geliebt und gehasst, aber das störte ihn nicht. Er hatte von der Pike auf gelernt, die Firma zu führen, und der Erfolg bewies, dass er es richtig machte. Er gab seinen Arbeitern das Gefühl von Sicherheit und Gerechtigkeit, und das, so wusste er, berechtigte ihn dazu, Höchstleistungen zu erwarten. So war es ihm gelungen, in kürzester Zeit auf den Werften den schleppenden, kaum noch einträglichen Bau von Schiffsrümpfen einzustellen und stattdessen Bohrinseln zu bauen. Er hatte erkannt, welche Ausmaße der Ölboom in der Nordsee annehmen würde.
    Seine Zuchterfolge bei den schwarz glänzenden Angus-Rindern waren mittlerweile legendär. Auch das war ein Ergebnis von Härte und Durchsetzungsvermögen. Nicht zu vergessen der McGregor-Tweed aus der Wolle seiner Schafe: Er wurde in der ganzen Welt hoch geschätzt.
    Als Ryan herunterkam, war der Tisch gedeckt. In dem kleinen Frühstücksraum hinter der Küche duftete es köstlich nach Kaffee, Speck und Eiern. Ryan langte mit großem Appetit zu. Kurz noch genoss er die Morgensonne auf seinem Gesicht und schaute hinaus zum träge dahinfließenden Dee. Dann rief er die Zentrale der Firma an. Es war kurz nach halb sechs, keine ungewöhnliche Zeit für die Mitarbeiter, denn auf den Werften wurde in vier Schichten rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Ryan ließ sich mit dem Schichtleiter des Werkschutzes verbinden. Nicht nur die Arbeiter auf den riesigen Plattformen mussten mit Funkgeräten arbeiten, auch der Werkschutz war damit ausgerüstet. Kurz darauf hatte er Gary McDonald am Apparat.
    »McDonald, ich brauche umgehend sechzig Funkgeräte. Können Sie die besorgen?«
    »Jawohl Sir, sie werden sofort geladen und bereitgestellt.«
    »Gut, ich bin in einer halben Stunde vor der Zentrale, sorgen Sie dafür, dass die Geräte dann in mein Auto gebracht werden. Außerdem brauche ich sechzig einfache, verständliche Gebrauchsanweisungen. Fotokopien genügen.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Ryan wusste, dass im Magazin genügend Geräte vorhanden waren. Wenn Bestellungen herausgingen, wurde immer in großen Mengen gekauft, das verbilligte die Anschaffungen und ersparte Transportkosten. Jetzt mussten die Geräte nur noch mit Spezialbatterien ausgerüstet werden, dann waren sie einsatzfähig.
    Als er wenig später auf das Werksgelände einbog, hatte sich sein Kommen bereits herumgesprochen. Von allen Seiten kamen leitende Mitarbeiter, überrascht und zum Teil erschreckt, um ihn zu begrüßen. Noch nie hatte er seinen Urlaub unterbrochen, und alle rätselten über die georderten Funkgeräte. Ryan öffnete den Kofferraum, zeigte den Männern vom Werkschutz, wo sie die Kartons hinstellen sollten, und begrüßte einige seiner engeren Mitarbeiter.
    »Ich hoffe, ich habe keinen aus dem Bett gescheucht?«
    Einige schüttelten den Kopf, andere sagten: »Macht doch nichts, Sir«, und sein geschäftsführender Direktor, der mit dem Wagen in halsbrecherischem Tempo aufs Gelände fegte, rief, kaum dass er ausgestiegen war: »Was um Himmels willen hat das zu bedeuten?«
    Man hatte ihn tatsächlich aus dem Bett geholt, als Ryan anrief.
    »Charles, tut mir Leid, ich wollte nicht, dass man hier so einen Wirbel macht. Kommen Sie, gehen wir in die Kantine, ich spendiere einen Kaffee.«
    Die beiden Männer gingen hinüber zum Verwaltungsgebäude, wo die Kantine für die Mitarbeiter des Hauses Tag und Nacht geöffnet war. Ryan bestellte Kaffee und trank ihn schwarz und bitter, wie er ihn mochte.
    »Ryan, ich dachte, hier steht alles in Flammen.«
    »Nein, ich habe nur ein kleines Urlaubsproblem.«
    »Und dafür brauchen Sie sechzig Funkgeräte?«
    »Ja, wir wollen eine Treibjagd veranstalten.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst. Sie sind doch nicht so unsportlich, dass Sie Wild mit Funkern eintreiben.«
    »Nein, im Vertrauen gesagt, wir

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