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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Hündin, die ihr feuchtes Fell an seinen nackten Beinen rieb und dann, ihre Pfoten gegen seinen Brustkorb gestemmt, beglückt versuchte, sein Gesicht abzuschlecken.
    Strahlender Sonnenschein und eine fröhliche Hündin, die sich am Fußende seines Bettes räkelte, was absolut verboten war, weckten ihn am nächsten Morgen. Am Stand der Sonnenstrahlen auf seinem Fußboden sah er, dass es schon recht spät sein musste. Er sprang auf, ging unter die Dusche und ließ den heißen Strahl auf seinen Körper prasseln. Er war noch dabei, sich anzuziehen, als ein Wagen vor dem Haus hielt. Neun Uhr, wer konnte das sein? Dann fiel ihm die Verabredung mit dem Chef der Vogelwarte ein. Er hielt Bella fest, die böse knurrend hinter der Haustür wartete, und öffnete.
    »Ich bitte um Entschuldigung, dass ich so früh störe. Ich bin Gerald Jason vom Hill of Fearn. Wir haben gestern telefoniert.«
    »Kommen Sie herein, ich bin Ryan.« Und zu Bella gewandt: »Setz dich, es ist alles gut.« Er lachte. »Man muss sie schon ernst nehmen, sonst ist sie beleidigt, und das möchte ich Ihnen nicht zumuten.«
    Zögernd folgte ihm der Mann ins Haus. »Ich komme so früh, weil ich etwas beunruhigt bin. Unsere Praktikantin ist gestern nicht nach Hause gekommen. Karen ist sonst sehr zuverlässig.«
    »Kommen Sie, ich mache uns erst mal einen Kaffee. Ich bin heute spät dran, daran war der Nebel schuld, der mich letzte Nacht zu einem Fußmarsch gezwungen hat.«
    »Ja, ich habe heute Morgen in den Verkehrsnachrichten davon gehört. Es hat wohl eine ganze Reihe von Unfällen gegeben.«
    »Ich musste mein Auto auf einer Weide abstellen. Um diese Jahreszeit tauchen die ersten Herbstnebel auf, und man ist einfach noch nicht darauf eingestellt.«
    »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie nachher zu Ihrem Wagen.«
    »Das wäre nett.«
    Ryan hatte den Kaffee fertig, stellte Tassen, Sahne und Zucker auf den Tisch und setzte sich. »Erzählen Sie mir von Karen Brendan. Sie hat einen etwas zweifelhaften Eindruck auf mich gemacht.«
    »Sie ist eine fleißige und zuverlässige Mitarbeiterin. Ab Oktober studiert sie wieder in Glasgow, aber sie wollte unbedingt das Praktikum bei uns machen.«
    »Interessiert sie sich wirklich so für Vögel, oder sucht sie Abenteuer?«
    »Nein, nein, das ganz bestimmt nicht. Uns stört etwas anderes, und hätten wir es vor ihrer Einstellung gewusst, wären wir wohl nicht auf ihre Anfrage eingegangen.«
    »Machen Sie es nicht so geheimnisvoll.«
    »Karen gehört einer fast militanten Umweltorganisation an. Sie liebt Tiere und Natur, das ist ganz außer Zweifel, aber sie ist so stark im Umweltschutz engagiert, dass sie keinen Unterschied zwischen korrekten und kriminellen Handlungen macht. Das hat uns mehrmals starken Ärger eingebracht.«
    Ryan überlegte. Welche Umweltprobleme gab es hier im Norden?
    »Hat sie bei uns wirklich einen Adler gesucht, oder war sie irgendwelchen anderen Dingen auf der Spur?«
    »Uns ist tatsächlich ein Jungadler weggeflogen.«
    »Karen Brendan sprach immer von einem Golden Eagle, ich habe die Bezeichnung Goldadler noch nie gehört.«
    »Wir nennen ihn so, weil sein Federkleid in der Sonne wie Gold glänzt. Es war ein sehr schönes Tier, fast ausgewachsen. Und Sie haben es gefunden?«
    »Ja, unter sehr mysteriösen Umständen. Ein Teil seines Körpers, ganz passte er nicht hinein, war in einen schwarzen Motorradhelm gequetscht, einen solchen Helm hatte Miss Brendan auf, als sie hier herumfuhr. Und dieser Helm war, zusammen mit einem Gewehr, das mir kurz zuvor gestohlen wurde, in eine Decke gewickelt und etwa zehn Kilometer von hier entfernt im Schilf versteckt. Ein Fischer brachte mir gestern die Sachen, weil er mein Gewehr erkannte.«
    »Könnte ich den Helm und den Adler sehen?«
    »Natürlich, kommen Sie mit, ich habe die Sachen im Schuppen.«
    Als Ryan das Schuppentor öffnete, spürte er sofort, dass etwas verändert war. Er schob auch das zweite Tor zurück, um mehr Licht zu haben, und holte das graue Bündel aus der Ecke. Die Decke war noch feucht, als er sie nach draußen trug. Dann rollte er sie auseinander. Das Erste, was er sah, war ein weißes Pappschild mit der Aufschrift »Warnung an die McGregor-Werften«. Ryan richtete sich auf.
    »Sieht so aus, als hätte ich Besuch gehabt. Das Schild war gestern noch nicht da.«
    »Sieht so aus, als hätten Sie Schwierigkeiten. Haben Sie etwas mit den Werften zu tun?«
    »Ich bin McGregor.«
    »Sie werden Ärger kriegen. Mit der Organisation kriegen Sie

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