Schottische Disteln
bestimmt Probleme.«
»Was haben die Werften mit der Umwelt zu tun? Ich erfülle jede Auflage.«
»Mann, Sie bauen Bohrinseln, da fragen Sie noch?«
»Ich baue Bohrinseln, aus denen nicht ein Tropfen Öl ins Meer fließen wird. Ich entsorge die Inseln später umweltgerecht, und ich gebe Tausenden von Menschen Arbeit, gut bezahlte Arbeit, und gesicherte Lebensverhältnisse.«
»Nach sozialen Aspekten fragt kein Umweltschützer, und ein militanter schon gar nicht. Die sehen nur die Schäden und den toten Vogel«, erklärte Gerald Jason und nahm das Tier in die Hand.
Auch Ryan konnte sehen, dass der Adler stark ölverschmiert war. Kopf und Rücken wirkten zwar sauber, deshalb war ihm das gestern auch nicht aufgefallen, aber die Brust und die Unterseiten der Flügel waren schwarz und so verklebt, dass Gerald Gewalt anwenden musste, um sie auseinander zu biegen.
»Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Ryan. Passen Sie gut auf sich auf.«
»Wissen Sie etwas darüber, wie diese Typen vorgehen?«
»Angst kennen die nicht. Die nehmen auch Haftstrafen und Geldbußen in Kauf. Inwieweit sie Gewalt anwenden, ist mir nicht bekannt. Die Firmen, die mit der Organisation zu tun hatten, schweigen sich aus. Ich weiß nur, was manchmal in der Presse steht, und da kommen die Firmen selten gut weg.«
Gerald sah sich um. »Sie wohnen sehr einsam hier draußen.«
»Es ist nur ein Ferienhaus. Ich schätze, mein Urlaub ist vorbei.«
Gerald nickte. »Ist vielleicht auch besser, wenn Sie sich in der Stadt aufhalten. Ein Hund und ein Gewehr sind bestimmt kein optimaler Schutz. Sie sehen ja, die kommen und gehen, wie es ihnen gefällt.«
Er reichte Ryan die Hand. »Tut mit Leid, dass Sie in diesen Hexenkessel geraten sind. Leider kann ich Ihnen überhaupt nicht helfen.«
»Danke für die Aufklärung, das war schon Hilfe genug.«
Gerald nahm den Helm mit dem Adler, hüllte beides wieder in die Decke und ging zum Auto zurück. »Meine Telefonnummer haben Sie ja, rufen Sie mich an, wenn noch Fragen auftauchen, aber ich glaube nicht, dass Karen Brendan in die Station zurückkommt.«
»Haben Sie eine Anschrift von ihr?«
»Ja, Augenblick.« Gerald ging zu seinem Wagen und holte ein Notizbuch aus dem Jackett. »Ich schreibe sie Ihnen auf.«
Dann brachte er Ryan zu seinem Landrover. »Vielleicht sehen wir uns ja einmal unter besseren Umständen wieder.«
Er winkte und fuhr weiter. Und Ryan wusste, dass sein Urlaub zu Ende war.
Er begann unverzüglich mit den Vorbereitungen für die Abreise. Er wusste, dass er keine Zeit für sentimentale Stimmungen hatte, und verwandelte sich fast augenblicklich in den nüchternen Firmenchef. Was jetzt gebraucht wurde, waren Konsequenzen und Courage, auch sich selbst gegenüber, und Ryan war klug genug, das sofort und ganz klar zu erkennen.
Er rief die Hündin und lief mit ihr hinüber zum Pferch, um die Herde herauszulassen und in die Nähe des Hauses zu treiben. Dann endlich bekamen die Hunde ihr Futter, und während sie Pansen und Rinderherz verschlangen, holte er den zweirädrigen Bootstransporter aus dem Schuppen, brachte ihn zum Ufer und kuppelte den Landrover davor. Dann befestigte er die Winde, hievte mit Motorkraft das Boot auf den Transporter und fuhr das Gespann in den Schuppen. Danach verschloss er das Haus und fuhr nach Inverness. Er musste Geld von der Bank holen und telefonieren. Zunächst rief er William, seinen alten Viehzüchter an. Er musste sofort den Rücktransport der Schafe einleiten. Dann gab er James Bescheid, dass er abends nach Hause käme, und schließlich rief er Charles, seinen geschäftsführenden Direktor, an und erklärte ihm die Situation mit der Umweltorganisation.
»Keine Sorge, Chef, wir wissen mit diesen Leuten umzugehen. Wir rechnen täglich mit solchen Problemen, und wir treffen unsere Vorkehrungen. Aber es ist gut, dass Sie zurückkommen. Sie werden sich wieder mit Ihren Bodyguards abfinden müssen, wenigstens für die nächste Zeit, und Ihr Haus am Dee muss auch geschützt werden. Ich habe schon von dieser Organisation gehört. Wir werden die Warnung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was halten Sie von einer Strafanzeige wegen Einbruchs?«
»Ich will erst mit meinen Anwälten sprechen. Eine Anzeige wird sie nicht von weiteren Aktivitäten abhalten.«
»Gibt es sonst noch akute Probleme?«
»Ich werde die Herde bewachen, bis die Tiere weg sind, und mit den Bauern reden, damit sie ab und zu nach meinem Haus sehen. Mehr kann ich nicht tun.«
»Dann
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