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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Fischer waren allein gekommen, sie wussten, dass heikle Themen besprochen werden mussten, und hatten die Frauen zu Hause gelassen. So hörte Ryan nur das Durcheinander erregter Männerstimmen und hoffte, dass die Atmosphäre nicht allzu aufgeheizt war. Er wollte schließlich sagen, wer er wirklich war, und es war besser, dies mit nüchternen Leuten zu besprechen.
    Im Mittelpunkt der Diskussion standen noch immer der Schafstöter, seine Verhaftung, die Frage einer Entschädigung und dann die Geschichte mit dem Motorradfahrer, der eine Frau war und Bob das Leben gerettet hatte. Ryan setzte sich zu Keit und Kendell Durness an den Tisch, sie hatten den Motorradfahrer entdeckt und sonnten sich in dem Erfolg, Bob gefunden zu haben.
    Ryan erkundigte sich nach dem Großbauern.
    »Er ist wieder bei Bewusstsein, aber wir durften ihn nicht sprechen. Die Ärzte sagen, es regt ihn zu sehr auf. Außer Quetschungen und einer bösen Schramme am Kopf hat er eine schwere Gehirnerschütterung und erinnert sich an nichts. Deswegen kann man nicht mit ihm reden.«
    Andere Männer sprachen über den Schafstöter, dem sie schon immer misstraut hatten.
    »Ich hab Bob damals gleich gesagt, als er ihn einstellte, der Mann taugt nichts, das ist ein falscher Hund, aber Bob brauchte dringend einen Hirten, und dann hat er ihn genommen.«
    »Kannte man ihn denn hier in der Gegend?«, fragte Ryan. »Nein, er kam von Süden rauf ...«
    »... und von da kommt selten etwas Gutes«, fuhr ein anderer dazwischen.
    »Nun mal langsam«, unterbrach Ryan das Geplänkel. »Man darf nicht verallgemeinern. Überall gibt‘s solche und solche Menschen, und die Leute hier oben haben auch nicht alle eine reine Weste.«
    Billy kam und fragte Ryan, was er trinken wolle.
    »Bring mir auch ein Bier und dann eine Portion Fish and Chips, ich hatte noch kein Abendessen.«
    »Das glaube ich sogar. Du warst ja ganz schön beschäftigt dies Wochenende, wie man sich erzählt.«
    Ryan sah sich um: »Ist hier jemand, der etwas gegen meine Wochenendgestaltung hat? Ihr braucht es nur zu sagen.«
    Rundherum war es plötzlich still.
    »Wie war denn der Verkauf auf dem Trödelmarkt?«, fragte Billy und sah Ryan scharf an. »Bei so ‚ner schönen Begleitung hattest du wohl nicht viel Lust aufs Handeln?«
    Plötzlich wusste Ryan, dass er mit der Wahrheit herausrücken musste. Jetzt war nicht mehr die Zeit für Spielchen.
    »Also«, Ryan stand auf, »ich muss euch etwas sagen.«
    In der Kneipe herrschte absolute, Stille, sogar das Geschirrgeklapper in der Küche legte sich.
    »Trotz allem, was ihr jetzt zu hören bekommt, bitte ich euch, ein bisschen Verständnis zu zeigen.«
    Dann holte er tief Luft und sagte: »Also, ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Ich bin nicht nur Ryan, der Schäfer, der einmal in jedem Sommer hier oben seine Schafe weiden lässt. Ich bin Ryan ...«
    »Du brauchst nicht weiterzureden«, unterbrach ihn Billy, der noch immer neben ihm stand, die Hand auf seiner Schulter. »Du bist Ryan McGregor, der Multimillionär aus Aberdeen, und das wissen wir schon immer. Das wussten wir schon, als du noch als kleiner Junge hier bei dem alten Fischer deine Schulferien verbracht hast.«
    Ryan sah sich um. Einige der älteren Männer nickten, ein paar grinsten, andere prosteten ihm zu.
    Billy legte ihm auch die andere Hand auf die Schulter und drückte ihn auf seinen Stuhl: »Nun setz dich mal wieder hin. Dachtest du etwa, wir haben keine Augen im Kopf, wenn die modernsten Viehtransporter mit der Aufschrift ›McGregor-Corporation of agriculture‹ durch unser Dorf fahren und deine Schafe bringen? Oder damals, als jeden Sommer ein schwarzer Bentley einen kleinen Jungen beim alten Scotti ablieferte?«
    Billy holte tief Luft und fuhr fort: »Keine Sorge, Ryan, wir mögen dich trotzdem. Du hast dich immer korrekt verhalten und nie den Großgrundbesitzer herausgekehrt. Deine Familie hat unsere Vorfahren nicht vom Land verjagt und zum Auswandern gezwungen wie so viele andere Herren. Wir hatten immer unsere Pflichten gegenüber dem Laird, wir hatten aber auch immer unsere Rechte. Wir waren nie reich, aber es ist uns immer gut gegangen unter der Herrschaft der McGregors, und du hast nichts daran geändert. Du hast uns nie beschummelt – bis auf die Sache mit dem Trödelmarkt. Aber da wollten wir dich provozieren. Wir wollten sehen, wie du reagierst, wenn du in die Enge getrieben wirst.«
    »Klar doch«, kam es aus einer Ecke, »wir wollten wissen, wie weit deine

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