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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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hinunter zur Erde, andere hockten auf Mauerresten, die Ryan jetzt auch erkennen konnte.
    »Da vorn steht ein Auto«, rief der Pilot.
    Ryan nickte, er erkannte Andreas Wagen, der in der prallen Sonne auf dem Schotterweg stand.
    Er drehte sich zu den anderen Männern um. »Fertig machen, wir sind da.«
    Neben einem Automechaniker, denn an einen festgefahrenen oder beschädigten Wagen hatte er als Erstes gedacht, befanden sich noch zwei Sanitäter und ein Arzt vom Werkschutz in der Maschine.
    Ryan war ein umsichtiger Mann, und Rettungseinsätze gehörten zum normalen Alltag in seinem Unternehmen. Immer wieder kam es zu Unfällen auf den Werften oder draußen auf See, wo die Bohrinseln fertig montiert und in den Meeresboden eingelassen wurden. So hatten sein Vater als Schiffsbauer und er als Nachfolger nicht allein durch großzügige Spenden beim Ausbau eines modernen Hospitals in Aberdeen mitgeholfen, sondern sie besaßen auch eine eigene Station in der Klinik, in der verletzte Arbeiter bestens versorgt wurden. Und auf dem Werftgelände hatten sie eine Tag und Nacht besetzte Ambulanz eingerichtet.
    Die Krähen, von der Maschine aufgeschreckt, flogen auseinander und setzten sich in einiger Entfernung auf die Ruinen. Kaum war die Tür geöffnet, sprang Ryan hinaus und rannte zwischen die Mauerreste, wo er Andrea vermutete. Als er sie schließlich fand, wurde ihm übel. Sie kauerte bewegungslos zwischen Steinen. Den Kopf hatte sie auf die Knie gelegt, die Arme hingen seitlich herunter. Als Ryan ihre Schultern und ihren Rücken sah, musste er sich beinahe übergeben. Die Bluse war zerfetzt, überall hatten die Vögel mit ihren gefährlichen Schnäbeln Löcher in ihren Rücken gehackt.
    Während einer der Sanitäter sich um Ryan kümmerte, untersuchten der Arzt und der zweite Sanitäter die Frau.
    »Sie lebt noch«, rief der Mediziner ihm zu, »wir werden sie durchbringen, es sind nur äußere Wunden, aber wir müssen uns beeilen.« Er gab ihr eine Spritze und rief dem Mechaniker zu, das Sauerstoffgerät und die zusammenklappbare Trage aus der Maschine zu holen und diese verdammten Vögel zu verscheuchen, die in unglaublicher Dreistigkeit immer wieder angeflogen kamen und sich auf ihrer Beute niederlassen wollten. Dann begann er, die Haut von Schultern und Rücken – oder was davon noch übrig war – mit Mulltüchern abzudecken.
    Ryan hatte sich von dem Schreck erholt und wollte dem Arzt helfen, Andrea auf die Trage zu betten. Da erst bemerkten die Männer das bis zum Knie festgeklemmte Bein und begriffen, in welcher Lage sie sich befunden hatte. Aber trotz gemeinsamer Anstrengung gelang es ihnen nicht, das Bein aus dem Mauerspalt zu befreien. Ratlos sahen sie sich an. Und als Ryan dem Arzt in die Augen blickte, sah er, was der Mediziner dachte. »Das kommt überhaupt nicht infrage«, schüttelte er den Kopf. »Auf gar keinen Fall, das Bein wird nicht amputiert.«
    Dann sahen sie zwei Männer, die durch die Ruinen auf sie zukamen. Ryan ging ihnen entgegen. »Ich bin McGregor, ich nehme an, Sie sind der Herr aus Deutschland, mit dem ich telefoniert habe.«
    »Erasmus«, stellte sich Peter vor und ging weiter. »Was ist passiert?«
    Da Andreas Wunden abgedeckt waren, blieb ihm der entsetzliche Anblick ihres Rückens erspart, trotzdem wurde er schneeweiß, und ein Sanitäter sprang hinzu, um ihn zu stützen.
    Aber Peter winkte ab. »Ist schon in Ordnung. Was ist passiert?«
    Während der Arzt ihm die Lage erklärte, sprachen Byron und der Mechaniker miteinander.
    »Wir könnten versuchen, mit dem Geländewagen von Miss Steinberg heranzufahren und mit Seilen die Mauern auseinander zu ziehen.«
    »Seile liegen im Helikopter, so etwas haben wir immer dabei.«
    »Ich könnte fahren, ich bin ganz gut, wenn ich das passende Fahrzeug habe«, erbot sich Byron.
    Der Mechaniker nickte. »Ich hole die Seile und was ich sonst noch an Werkzeug finde.«
    »Gut.« Byron wandte sich ab. »Ich werde den Herren Bescheid sagen und fahre dann den Wagen heran.«
    Er ging zu der Gruppe hinüber, die sich um den Arzt gebildet hatte. In knappen Worten erklärte er, was sie vorhatten, und lief zurück, um zu versuchen, mit dem Geländewagen durch die Steinwüste zu fahren.
    Der Wagen sprang sofort an. Byron öffnete alle Fenster, denn die aufgestaute Hitze in dem Fahrzeug war fast unerträglich. Bis auf den Arzt, der ständig Andreas Puls kontrollierte und mit dem Sauerstoffgerät hantierte, und Ryan, der die Vögel verscheuchte, halfen alle Männer,

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