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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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den Wagen durch die Felsbrocken und die Mauerreste zu dirigieren. Als er nahe genug war und die Seile gespannt waren, traten alle zur Seite. Die Sanitäter eilten zu der Verletzten, der Mechaniker und der Chauffeur besprachen letzte Kommandos, und Peter sammelte die Fotoapparate ein, die um Andrea herum verstreut im Gras lagen. Er wusste, welche Bedeutung die teuren Geräte und die darin enthaltenen Filme für sie hatten.
    Dann war es so weit. Byron bekam seine Kommandos, alle Männer halfen zusätzlich, die Steine auseinander zu schieben, und Ryan stand bereit, das Bein aus dem Spalt zu ziehen, während der Arzt Andrea in den Armen hielt. Auf den Zuruf des Mechanikers hin bewegte sich der Wagen, die Männer zerrten an den Mauerresten. Die Steine bewegten sich, für Sekunden nur, aber die reichten aus, um das Bein aus der Öffnung zu ziehen.
    Andrea wurde auf die Trage gelegt und festgebunden. Byron fuhr den Wagen zurück auf die Straße. Der Mechaniker, der die Werkzeuge und Seile eingesammelt hatte, erklärte sich bereit, den Geländewagen nach Aberdeen zu fahren. In der Zwischenzeit stand Peter hilflos zwischen den Mauerresten, die Arme voller Fotoapparate und die Wangen nass vor Tränen. Erst jetzt war der Schock eingetreten, den der Arzt befürchtet hatte. Er sah Ryan an und bat: »Mr McGregor, ich glaube, der Mann braucht jetzt Hilfe.«
    Ryan drehte sich um. In der Eile, Andrea zum Helikopter und in die Klinik zu bringen, hatte er den Deutschen ganz vergessen.
    »Mr Erasmus, kann ich etwas für Sie tun?«
    Peter schüttelte nur den Kopf.
    »Kommen Sie, Sie können mit uns zurückfliegen.«
    »Danke.« Peter fing sich wieder. »Ich werde meinem Fahrer Bescheid sagen und Andreas Sachen aus dem Wagen holen, dann komme ich.«
    »Beeilen Sie sich, die Verletzte muss so schnell wie möglich in die Klinik.«
    Peter lief zum Auto, holte Andreas Fototasche und den kleinen Reisebeutel, den sie immer bei sich hatte, und bat Byron: »Ich rufe Sie von Aberdeen aus an, sobald ich weiß, wo ich bleibe. Kommen Sie dann bitte dorthin. Und ich danke Ihnen, ohne Ihren Einsatz und die Idee mit den Seilen hätten wir Miss Steinberg nicht befreien könne.«
    »Ist schon gut, Mr Erasmus. Die Idee hatten wir beide, der Mechaniker und ich. Und morgen sehen wir uns in Aberdeen wieder. Sie können sich auf mich verlassen.«
    Ryan erklärte dem Mechaniker, der den Geländewagen an die Ostküste bringen sollte: »Fahren Sie über Inverness und Tradespark zurück. Holen Sie dort in der Gastwirtschaft die Sachen von Miss Steinberg, und bezahlen Sie die Rechnung. Ich telefoniere inzwischen mit der Wirtin.«
    »Selbstverständlich, Sir, wird gemacht. Wohin soll ich die Sachen bringen?«
    »In mein Haus am Dee.«
    »Jawohl, Sir.«
    Ryan stieg in die Maschine, nahm neben Peter Platz, und Minuten später waren sie in der Luft.
    Peter verhielt sich still. Er war dankbar, dass er mitgenommen wurde, und wusste, dass sein Begleiter keinerlei Fragen duldete. So schwieg er, bis Ryan schließlich sagte: »Sie kennen Miss Steinberg aus Hamburg?«
    »Wir sind befreundet.«
    »Wie sehr befreundet?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Da irren Sie sich.«
    »Ich kenne Sie nicht und wüsste nicht, was unser Leben in Deutschland mit Ihnen zu tun hat.«
    »Sie werden mich kennen lernen.«
    Peter war schockiert. Der arrogante Mensch zeigte offene Feindschaft, und er wusste, dass seiner Beziehung zu Andrea von diesem Mann Gefahr drohte. Andererseits war er es gewesen, der Andrea das Leben gerettet hatte, denn ohne ihn und sein Team hätte er mit seinem Fahrer absolut hilflos in der Einöde gestanden. Und hier kam es wirklich auf jede Minute an.
    Im hinteren Teil der Maschine stöhnte Andrea. Der Arzt sprach beruhigend auf sie ein. Die beiden Männer standen auf und beugten sich über die Trage. Dann erkannte sie Peter und flüsterte: »Die ... Fotos ... bitte ... nach ... Hamburg.«
    Peter nickte. »Natürlich Andrea, verlass dich darauf.«
    Aber sie hatte die Augen schon wieder geschlossen.
    »Ich musste ihr ein starkes Schmerzmittel geben, sonst könnte sie den Transport auf dem Rücken liegend nicht ertragen.«
    »Wie geht es ihr?« Ryan beugte sich über sie und nahm ihre Hand.
    »Der Herzschlag ist stabil, aber die Wirkung der Spritze wird bald nachlassen. Eine zweite kann ich nicht geben, die Patientin ist zu geschwächt. Der Pilot soll über Funk die Klinik verständigen.«
    »Ist bereits geschehen. In wenigen Minuten landen wir.«
    Der Pilot forderte alle

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