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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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wünscht.«
    Die Glastür wurde geöffnet, und ein Team von Ärzten kam an den beiden vorbei. Dann sah Ryan Professor McAllan, der auf ihn zukam, und ging ihm entgegen.
    »Und, Professor?«
    Der Arzt hob abwehrend die Hände. »Wir tun, was wir können. Miss Steinberg ist in einem furchtbaren Zustand. Wir haben die zahllosen Wunden gereinigt und genäht. Wir haben ihr so viel antiseptische Mittel gegeben, wie wir verantworten konnten, und ich kann nur hoffen, dass es zu keiner Infektion kommt. Vögel sind in höchstem Grade Bakterienträger, und was das heißt, wissen Sie selbst, Mr McGregor.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Miss Steinberg kommt auf die Intensivstation, wir müssen sie ständig unter Beobachtung halten. Sie muss auf dem Bauch liegen, was für sie die Sache erschwert, und wir geben ihr starke Schmerzmittel, um sie ruhig zu halten. Sie ist also vorläufig nicht ansprechbar.«
    Ryan kämpfte um seine Fassung. Peter hatte sich abgewandt und starrte aus dem Fenster, ohne irgendetwas zu sehen. Verstohlen wischte er sich Tränen aus dem Gesicht.
    Ryan sah den Arzt an. »Ich möchte, dass Miss Steinberg vom ersten Augenblick an neben der medizinischen Versorgung seelische Betreuung hat, dass da jemand sitzt, der einfach ihre Hand hält, ist das auf der Intensivstation möglich?«
    »An wen haben Sie gedacht?«
    »An eine ältere, sehr liebevolle Frau, die ich seit vielen Jahren kenne.«
    »Frau Steinberg ist hier ganz fremd, sie hat keinerlei Bekannte oder Familienangehörige«, mischte sich Peter ein. »Ich möchte sie so bald wie möglich mit nach Hamburg nehmen. Wann wäre das möglich?«
    »Das kann ich nicht sagen, es hängt vom Zustand der Patientin ab. Aber in den nächsten Wochen wird es kaum möglich sein.«
    Peter nickte. »Danke.«
    Der Arzt wandte sich wieder an Ryan. »Die Betreuung durch eine mütterliche Frau könnte sehr hilfreich sein. Aber wenn sie auf der Intensivstation arbeiten soll, müssen wir sie gründlich untersuchen und beide, Patientin und Betreuerin, isolieren. Sie müssten ein separates Zimmer bekommen.«
    »Das ist kein Problem. Mary, so heißt die Frau, trifft in Kürze hier ein. Sie steht dann zu Ihrer Verfügung.«
    »Und sie wird damit einverstanden sein?«
    »Selbstverständlich. Mary wird alles tun, was Miss Andrea helfen kann. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Gut; dann bringen wir die Patientin auf die Intensivstation. Sie wird in einem Isolierzelt transportiert, um Infektionen, die überall auftreten können, auch in einem Krankenhaus, zu vermeiden. Ansprechbar ist sie nicht, die Narkose wirkt noch.«
    McAllan gab einigen Schwestern ein Zeichen, und nach wenigen Minuten wurde Andrea auf einem Bett vorbeigerollt. Weder Ryan noch Peter konnten etwas von ihr erkennen. Sie war vollkommen in weiße Tücher gehüllt, und der Kopf war bandagiert. Der Professor zeigte auf die wenigen Haare, die über ein Tuch fielen. »Sie hatte eine große Wunde am Kopf. Wahrscheinlich ist sie damit auf die Mauer aufgeschlagen. Wir mussten einen großen Teil der Haare entfernen. Zum Glück ist es kein Schädelbruch, wir haben das sofort kontrolliert. Aber die Narbe ist sehr lang, und wir mussten mehrfach nähen. Die Wunde ist auch schuld daran, dass die Patientin da draußen bewusstlos wurde.«
    Dann waren die Schwestern mit dem Bett fort. Ryan gab dem Professor eine Karte. »Hier ist meine private Nummer, ich möchte, dass Sie mich sofort anrufen, wenn irgendeine Veränderung eintritt.«
    »Selbstverständlich. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich möchte mich um die Unterbringung persönlich kümmern.«
    »Ich danke Ihnen für alles.« Ryan reichte dem Arzt die Hand. »Ich weiß Miss Steinberg hier in den besten Händen, danke.«
    Auch Peter nickte. Er konnte so wenig tun, er wusste aber auch, dass Andrea die beste Behandlung bekam, die möglich war. Er schluckte seinen Ärger herunter und wandte sich an Ryan: »Ich möchte Ihnen auch danken, ich weiß sehr genau, was Sie für Andrea tun. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber ich denke, sie ist hier sehr gut aufgehoben und könnte nirgends eine bessere Betreuung bekommen. Wir haben in Hamburg ausgezeichnete Ärzte, aber ich habe nicht den Einfluss, den Sie hier haben, deshalb ist es sehr gut, dass Andrea in Ihrer Obhut bleibt.«
    »Was haben Sie jetzt vor?« Ryan erwiderte den Händedruck und sah Peter an.
    »Ich werde in Aberdeen übernachten und dann die Fotos zusammensuchen und nach Hamburg bringen, wie es ihr Wunsch

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