Schottische Disteln
Apparate, mit denen Herzschlag und Gehirnfrequenz, Kreislauf und Infusionen registriert und gemessen wurden.
»Ich werde den Professor benachrichtigen. Er muss wissen, dass die Patientin ansprechbar ist.«
Mary nickte und sprach weiter mit Andrea. Als der Chefarzt kam, stand sie auf und ging in den Nebenraum.
McAllan beugte sich zu Andrea hinunter, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Wie fühlen Sie sich?«
»Mein Rücken und die Schultern tun weh. Was ... ist ... passiert?«
»Sie hatten einen Unfall, Miss Steinberg, und daraus resultierend ein paar Verletzungen am Rücken und an den Schultern.«
»Aber ... warum?«
»Ein Unfall, nur ein Unfall, das kann passieren. Aber jetzt wird alles gut.« Zärtlich wischte er mit dem Daumen eine Träne ab, die ihr über die Wange rollte. »Sie müssen auf dem Bauch liegen, damit Ihr Rücken heilen kann. Ein paar Tage noch, dann wird alles besser, dann können Sie auf der Seite liegen, dann hören auch die Schmerzen auf«, versuchte er, sie zu beruhigen.
»Wo bin ich hier? Wie bin ich hergekommen?«
»Mr McGregor hat Sie hergebracht.«
»Wer ist – ach, Sie meinen Ryan?«
»Ja. Morgen wird er Sie besuchen. Sie kommen in ein anderes Zimmer, und dann kann er Sie besuchen.«
»Das ist schön.«
Der Arzt strich ihr über das Gesicht. »Tut Ihr Kopf noch weh?«
»Ein bisschen.«
»Sie haben eine Gehirnerschütterung und eine Wunde am Hinterkopf, aber sie verheilt gut.« Während er noch sprach, schlief Andrea wieder ein. Er winkte Mary und gab ihr die Hand. »Sie machen das sehr gut. Miss Steinberg wird jetzt immer öfter und immer länger wach sein. Sie müssen gut aufpassen, wenn sie nach ihren Wunden fragt. Sie soll noch nichts von den Vögeln wissen, es könnte einen neuen Schock für sie bedeuten.«
»Ja, Professor.«
Als sie allein waren, setzte sie sich wieder auf ihren Platz und nahm Andreas Hand. So konnte sie am besten fühlen, wenn die junge Frau wach wurde.
Gegen Abend war es wieder so weit. Andrea öffnete die Augen und bemühte sich, Mary anzusehen. »Wer sind Sie?«
»Ich bin Mary, eine alte Bekannte von Ryan. Er hat mich hierher gesetzt und gesagt: ›Pass auf das Mädchen auf.‹«
»Ach Ryan. Der Schäfer. Wo ist er?«
»Er muss arbeiten.«
»Ja, er hat die Verantwortung für die große Herde.«
»Er hat viel zu tun. Aber er war jeden Tag hier, um nach dir zu sehen. Er hat auch gesagt, ich könne einfach Andrea zu dir sagen.«
»Das können Sie. Gut, dass Sie da sind.«
»Morgen ziehen wir in ein schönes großes Zimmer um, hat der Professor gesagt. Dann stelle ich dein Bett direkt an das Fenster, und du kannst die ganze Stadt sehen.«
»Welche Stadt?«
»Aberdeen, wir sind in Aberdeen.«
»Da war ich schon einmal. Da habe ich ... da, da habe ich fotografiert. O Gott, wo sind meine Fotos?«
Von nebenan kam die Schwester. »Nicht aufregen, Sie dürfen die Patientin nicht aufregen.«
»Ist schon gut«, erklärte Mary. »Aber ein paar Sachen müssen wir besprechen.« Sie nahm wieder Andreas Hand und erklärte: »Es ist alles in Ordnung mit den Fotos. Sie sind in Hamburg und werden von dort aus nach Edinburgh geschickt.«
»Das ist gut. Wer ...?« Dann seufzte Andrea tief und war gleich darauf wieder eingeschlafen.
XVI
Zwei Tage später, auf dem Weg zu Andrea, hielt die Stationsschwester Ryan auf dem Flur an und bat ihn, zunächst Professor McAllan aufzusuchen. Ryan folgte der Schwester erschrocken, aber der Arzt winkte beruhigend ab, als er sah, dass Ryan sich Sorgen machte.
»Alles in Ordnung, Mr McGregor, kein Grund zur Beunruhigung. Ich möchte nur etwas mit Ihnen besprechen, bevor Sie zu Miss Steinberg gehen.«
Ryan setzte sich. »Was gibt es, Professor?«
»Wir haben heute Morgen die Fäden gezogen und die Patientin in ein normales Bett gelegt. Sie hat wieder Schmerzen und wagt nicht, auf dem Rücken zu liegen. Das ist verständlich, und es schadet nichts, wenn sie mehr oder weniger im Bett sitzt. So viel zu dem äußeren Eindruck, wenn Sie das Zimmer jetzt betreten. Aber wir möchten auch den Kopfverband abnehmen. Die Wunde dürfte verheilt sein, und ein leichtes Pflaster wird genügen. Aber, und da fängt unser Problem an, Miss Steinberg wird erfahren, dass wir einen großen Teil ihrer Haare abnehmen mussten. Sie ist fast kahl, und das ist für eine Frau schrecklich. Nun weiß ich nicht, ob es der Patientin gut tut, wenn Sie dabei sind und sie trösten, oder ob sie lieber allein mit dem Schock fertig werden möchte. Wie
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