Schottische Engel: Roman (German Edition)
betreten. Aber David verstellte ihr den Weg.
»Du bist nicht erwünscht, Joan.« Er wollte die Tür schließen, aber sie hielt sich am Türrahmen fest und erklärte: »Ich will und ich werde jetzt und hier frühstücken. Und wenn du mir das nicht möglich machst, hast du Tatjana vor vier Wochen zum letzten Mal gesehen. Ist das klar?«
»Du kannst und du wirst mir nicht verbieten, mein Kind zu sehen. Wir werden jetzt und hier einen Schlussstrich unter deine Anmaßungen und Erpressungen ziehen. Sobald ich in Schottland bin, werde ich Rechtsmittel einsetzen, die mir meine Rechte als Vater garantieren.«
»Schlussstrich«, kreischte Joan, »Schlussstrich, du weißt ja gar nicht, was du willst. Jetzt einen Schlussstrich ziehen, und in drei Tagen kommst du wieder mit Geschenken angewinselt und bittest fast auf den Knien, Tatjana sehen zu dürfen. Entweder wir frühstücken jetzt gemeinsam, oder ich schreie das ganze noble Hotel zusammen und erzähle allen, was für ein Schuft du bist. Hier hurst du rum, und die Mutter deines Kindes sperrst du aus. So geht das nicht, nicht mit mir.«
Mary war aufgestanden und nach nebenan gegangen. Sie wählte die Nummer der Rezeption und nannte ihren Namen. »Bitte schicken Sie sofort einen leitenden Angestellten in die vierte Etage, wir werden von einer Frau belästigt, die das ganze Hotel zusammenschreien will.« Dann ging sie zurück in ihre Suite und stellte sich neben David in die Türöffnung.
»Sie sollten sich beruhigen, Madam, wir haben wirklich zu tun.«
»Zu tun, zu tun, dass ich nicht lache. Zu tun mit Butterbrötchen und Mandelhörnchen, wollen Sie mich für dumm verkaufen? Ich werde ...«
Vom Lift her kamen zwei Männer, einer in einer Pagenuniform, der andere in einem schwarzen Anzug. Sie grüßten höflich. »Können wir behilflich sein?«
Angriffslustig drehte sich Joan zu ihnen um. »Jawohl, das können Sie. Der Vater meines Kindes verweigert mir den Eintritt in diese Suite und das gemeinsame Frühstück.«
Der Mann im schwarzen Anzug verbeugte sich vor Joan. »Wohnen Sie in dieser Suite, Madam?«
»Nein, man hat mich in ein kleines Zimmer verbannt, obwohl mir als Mutter eine solche Suite zusteht.«
»Darf ich einmal Ihre Key-Card sehen, Madam?«
»Selbstverständlich.«
Der Mitarbeiter nahm die Karte. »Aber das ist ein Zimmer hier im vierten Stock, wir haben nur ausgewählte Zimmer hier oben, Madam.«
»Unsinn, waren Sie mal drin? Haben Sie gesehen, ob ich einen Ausblick auf die Alster habe wie hier? Nein, ich schaue auf die Dächer kleinerer Häuser und auf einen Parkplatz. Und an der Wand nebenan rumpelt der hintere Lift. Was sagen Sie dazu?«
»Gnädige Frau, wir sind selbstverständlich bereit, das Zimmer für Sie zu wechseln. Allerdings ist diese Etage voll besetzt. Aber wenn es Ihnen recht ist, zeige ich Ihnen sofort ein anderes Zimmer in einer der unteren Etagen, eines mit dem Blick auf die Außenalster.«
Joan war verblüfft. »So schnell können Sie das ändern? Gestern musste ich wer weiß wie lange warten, bis ich ein Zimmer bekam.«
»Das Geschäft fluktuiert, gnädige Frau, in einem so großen Haus ändern sich die Zimmerverhältnisse von Stunde zu Stunde. Darf ich bitten? Dann sehen wir uns gleich ein anderes Zimmer an.«
Joan, noch immer verblüfft, nickte und folgte den beiden Männern zum Lift, während der Mann im schwarzen Anzug David und Mary kurz zunickte und sich dann telefonisch bei der Rezeption über frei gewordene Zimmer informierte.
Aber auch David war verblüfft. »Donnerwetter, wie haben die das gemacht?«
Mary legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Ich habe die Rezeption um Hilfe gebeten. Allerdings hatte ich befürchtet, die Frau würde mit Gewalt entfernt. So eine elegante Lösung hatte ich nicht erwartet.«
»Daran erkennt man die Qualität eines Hauses erster Klasse.«
»Und was machen wir nun? Eine oder zwei Etagen werden diese Joan nicht abhalten, uns weiter zu belästigen.«
»Wir schließen ab, öffnen nicht und frühstücken. Und dann müssen wir sowieso nach Tonndorf in die Studios.«
»Aber eine dauerhafte Lösung ist das nicht, David.«
»Ich weiß, aber ich muss jetzt und hier die Filmvorbereitungen unter Dach und Fach bringen. Vorher habe ich den Kopf nicht frei für private Probleme. Aber am allerwichtigsten ist für mich, dass du neben mir stehst, Mary, neben mir, wie eben in dieser Tür.«
»Das ist doch selbstverständlich, David.«
»Danke, mein Schatz. Und jetzt lass uns essen, und dann
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