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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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lehnte, wie die anderen, die Einladung ab. „Ist nett von dir, aber ich muss mich auf einen Vortrag vorbereiten, den ich übermorgen vor Studenten vom Chef halten soll.“
    „Schade.“ Daniel schüttelte enttäuscht den Kopf. „Jedes Jahr dasselbe, erst die ausgelassene Stimmung, und dann geht jeder seiner Wege.“
    „Irgendwann muss Schluss sein“, erkläre William. „War doch ein toller erster Ostertag, und nächstes Jahr gibt’s wieder einen.“
    „Bist du verrückt?“, empörte sich Daniel. „Willst du mit der nächsten Feier etwa ein ganzes Jahr warten?“
    „Nein, war doch bloß ein Scherz.“
    Alle verabschiedeten sich, jeder ging in eine andere Richtung, nur Daniel und Lena verließen den Kelvingrove Park gemeinsam. „Ich bringe dich nach Hause“, erklärte Daniel und schob sein Rad neben das von Lena. Sie waren beide begeisterte Sportler, und wenn es irgend möglich war, ließen sie die Autos in den Garagen und benutzten die Räder.
    Langsam fuhren sie durch den morgendlichen Park, überholten die ersten Jogger, winkten Frühaufstehern zu, die ihre Hunde ausführten, und erreichten wenig später Lenas Wohnung in der Argyle Street. Eigentlich wartete Daniel auf eine Einladung, aber Lena hatte keine Lust, das Zusammensein zu verlängern, das spürte er genau. Schade, dachte er, warum ist sie bloß so reserviert? Eine Tasse Kaffee, ein bisschen Schmusen auf dem Sofa oder ein gemeinsames Bad, aber darauf warte ich bei Lena wohl vergeblich.
    Lena wusste genau, was Daniel dachte. Aber sie ging sehr sorgfältig mit ihren Gefühlen um. Und für Daniel gab es keine Gefühle. Noch nicht! Er war ein netter Kollege, ein guter Kumpel, ein bisschen auch ein Freund, mehr aber noch nicht. Lena war vorsichtig. Sie hasste Risiken, und sie hasste Enttäuschungen. Zweimal hatte sie ein solches Desaster bereits erlebt, und das genügte ihr. Sie schob ihr Rad in den Vorgarten, nahm das Gepäck vom Halter und winkte Daniel lächelnd zu. „Danke fürs Heimbringen. Bis Morgen also, eine Mütze Schlaf wird uns jetzt gut tun.“ Und schon war sie in der Haustür verschwunden.
    Aber aus dem Schlaf wurde nichts. Lena hatte kaum ihre kleine Wohnung in der dritten Etage erreicht, als das Telefon klingelte. Am Apparat war ein Sergeant Marloff von einem Polizeirevier in Barcaldine, der sie dringend persönlich zu sprechen wünschte.
    „Aber Mr. Marloff, ich bin hier in Glasgow. Um was geht es denn?“
    „Ja, aber“, stotterte der Sergeant, „ich habe hier Ihre Telefonnummer, ich - wir - müssten Sie dringend und persönlich sprechen, bitte … es ist wichtig.“
    „Was ist passiert? Von wem haben Sie meine Nummer?“
    „Also, Miss Mackingtosh, ich - wir haben Ihre Nummer in den Papieren gefunden.“
    „In welchen Papieren?“
    „Ja, also, ich habe eine traurige Mitteilung für Sie, Miss Mackingtosh. Ich würde Sie ihnen gern persönlich sagen und nicht am Telefon.“
    „Bitte, was ist passiert?
    „Miss Mackingtosh, es hat einen Autounfall gegeben. In der Nähe von Glasdrum, und aus den Papieren haben wir ersehen, dass es sich um einen Dr. Mackingtosh und seine Ehefrau handelt, die dort verunglückt sind.“
    „Ja … aber … was ist mit meinen Eltern, sind sie verletzt, wo sind sie jetzt?“
    „Ihre Eltern sind in der Klink von Barcaldine, aber es sieht gar nicht gut aus. Bitte kommen Sie doch so schnell wie möglich nach Barcaldine.“
    „Ich bin schon unterwegs.“
    Lena zog sich hektisch um, raffte ihre Papiere, etwas Wäsche, ihre Schlüssel vom Elternhaus und alles Geld, das sie gerade daheim hatte, zusammen und stürmte die Treppen hinunter in die Tiefgarage. Zum Glück sprang der alte Mini Cooper sofort an. Ein Blick auf die Benzinuhr, und schon war sie mit kreischenden Reifen aus der Ausfahrt hinaus und auf der Ausfallstrasse zum River Clyde, die sie direkt nach Norden über Arden und Tarbet, dann nach Tyndrum und von dort nach Westen über Connel nach Barcaldine bringen würde.
    Sie kannte die Strecke auswendig. Wie oft war sie während ihres Studiums auf dieser Straße unterwegs gewesen. Tagsüber oder in der Nacht, bei Eis und Schnee, im Regen und im Sonnenschein, war sie durch die Berge von Loch Lomond und am Ufer vom Loch Awe und später über die Brücke bei Connel gefahren. Mal mit Herzklopfen, weil eine Prüfung bevorstand, mal mit Freude, weil eine Prüfung bestanden war. Mein Gott, überlegte sie, wie oft hatte ich Angst, wie oft war ich glücklich. Mal habe ich vor Tränen den Straßenrand

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