Schottisches Feuer
klopfte ihr das Herz heftiger. Sie hatte ihn noch nie so viel trinken sehen – er schien fest entschlossen zu sein, sich zu betrinken.
Sein Blick traf sie, und einen langen Augenblick lang starrten sie sich schweigend an. Dann kippte er den Inhalt seines Bechers hinunter und stand langsam auf. »Du solltest nicht hier sein.«
»Du auch nicht«, konterte sie. Sie wollte sich nicht von seiner Unhöflichkeit verletzen lassen. »Hat dir das Fest nicht gefallen?«
Stechend blaue Augen durchbohrten sie mit gefährlicher Eindringlichkeit. Der Ärger, den sie vorhin schon gespürt hatte, war nur noch schlimmer geworden, und die ruhige Beherrschung, die sie stets an ihm bewundert hatte, war einer gefährlichen Unbeständigkeit gewichen. »Nicht so sehr wie dir«, versetzte er.
Wie betäubt von dem unerwartet boshaften Tonfall seiner Stimme stockte Jeannie der Atem. Sie hörte die scharfe Anklage darin, doch sie hatte keine Ahnung, was der Grund dafür war. »Was soll das heißen?«
Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass die Mundwinkel weiß hervortraten. »Nichts«, antwortete er steif. »Kehrt zurück zu Euren Gästen, Mylady.«
Mylady ? Zögernd trat sie einen Schritt auf ihn zu. Wo war der Mann, den sie bei Hofe kennengelernt hatte? Der, dem sie ihr Herz – sie schluckte – und ihren Körper geschenkt hatte? »Duncan, was ist los? Warum behandelst du mich so?« Ein heißer Kloß schnürte ihr die Kehle zu, und Tränen traten in ihre Augen. »Sag es mir! Habe ich etwas falsch gemacht?«
Er starrte auf sie herab, und ihre Blicke trafen sich. Ebenso plötzlich, wie er gekommen war, erstarb der Zorn, der so wütend in ihm getobt hatte, und sein Ausdruck wurde sanfter. Der schraubstockartige Griff, der sich um ihr Herz gelegt hatte, lockerte sich. Nun war er wieder der Mann, in den sie sich verliebt hatte.
Duncan schüttelte den Kopf. » Nay , Liebes. Du hast nichts falsch gemacht.«
»Was ist es dann? Ist es mit deinem Vater nicht gut gelaufen?«
Ein scharfer Laut drang tief aus seiner Kehle. »So könnte man es sagen.«
Er war verletzt, und instinktiv wollte sie seinen Schmerz lindern, deshalb legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Sag es mir.«
Einen Augenblick lang starrte er auf ihre Hand hinunter, dann sah er ihr in die Augen und berichtete ihr mit tonloser Stimme von der Weigerung seines Vaters, ihnen zu helfen, und von der vorgeschlagenen Verlobung mit Colin.
Wie betäubt schüttelte sie den Kopf. »Das ist unmöglich. Mein Vater würde keine Ehe für mich arrangieren, ohne es mir zu sagen.« Oder würde er das?
»Es wurde noch nichts offiziell vereinbart. Ich vermute, er möchte erst noch mit dir darüber sprechen.«
»Und wenn er das tut, dann werde ich ihm sagen, dass es unmöglich ist. Dass ich einen anderen liebe.«
Er musterte sie eindringlich. Zu eindringlich. »Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?«
»Natürlich. Wie kannst du auch nur denken …«
Sie verstummte, und ihre Augen wurden schmal. »Was genau denkst du dir da, Duncan Campbell?«
Er zuckte mit den Schultern. Es sollte eine beiläufige Geste sein, doch Jeannie konnte sehen, wie angespannt er war. »Colin wird einmal Chieftain sein.«
War das die Ursache für seinen Zorn? Ungläubig trat sie einen Schritt zurück und sah kopfschüttelnd zu ihm hoch. »Du bist eifersüchtig.«
Empört verschränkte er die Arme vor der Brust, jeder Zoll ein stolzer Highland-Krieger. »Sei nicht albern!«
Abgelenkt vom Anblick seiner gewölbten Muskeln, dauerte es ein paar Sekunden, bis sie antwortete. Gewaltsam riss sie den Blick von seinen steinharten Armen los und sah ihm in die Augen. »Wie kannst du auch nur denken, dass ich es in Erwägung ziehen könnte, einen anderen zu heiraten?«
»Verstehst du denn nicht, Jeannie? Ohne die Unterstützung meiner Familie werde ich nichts als mein Schwert haben, um uns zu ernähren.«
Und all das, wofür er gearbeitet hatte, wäre verloren – ein schwerer Schlag für einen ehrgeizigen Mann wie ihn. Ihr Herz setzte einen Augenblick lang aus. Bereute er sein Versprechen? Sie holte tief Luft. Ganz gleich, was es sie auch kostete, sie würde ihn nicht zwingen, sie zu ehelichen. »Willst du mich immer noch heiraten?«
Ihre Frage schien ihn zu verblüffen. »Natürlich.«
Jeannie unterdrückte die jähe Erleichterung. »Selbst wenn du dann deine Position bei deinem Vater und deinem Cousin verlierst?«
Duncan straffte sich, als hätte sie ihn bereits durch die bloße Vermutung in
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