Schottisches Feuer
Duncan ihm nicht nach dem Mund redete. Was nicht bedeutete, dass Argyll seine Ratschläge stets berücksichtigte. Nay , Argyll hatte seinen eigenen Kopf, unglücklicherweise mit all der Arroganz, die Rang und Jugend mit sich brachten.
»Den Nachteil, den wir an Reitern haben mögen, werden wir durch unsere zahlenmäßige Überlegenheit mehr als ausgleichen. Es würde mich überraschen, wenn die Rebellen es schaffen, auch nur ein Viertel der Männer aufzubringen, die wir haben.«
Duncan unterließ eine Bemerkung über das Können ihrer Männer, von denen einige nur mit Schwertern oder Lanzen bewaffnet waren und dem Aufruf des Königs vermutlich nur gefolgt waren, um an Plünderungen teilzunehmen. Huntlys Truppen würden viel kleiner sein, wohl wahr. Aber sie waren ausgebildet und besser ausgerüstet.
Doch das würde sich noch ändern. Sobald der König und die Frasers, Irvings, Forbes’ und Leslies ankamen, würden sie viel mehr Reiter haben. »Vermutlich hast du recht«, stimmte Duncan zu.
Sarkastisch zog Argyll eine Augenbraue hoch – eine Geste, die die scharf geschnittenen Züge seiner dunklen, gallischen Abstammung noch betonte. »Vermutlich?«
Duncan grinste. Archie glaubte gerne, dass er immer recht hatte. » Aye .«
»Es besteht kein Zweifel daran, dass wir sie vernichtend in die Flucht schlagen. Dieses Mal wird Huntly seiner Strafe nicht entkommen.« Argyll konnte seine Schadenfreude nicht verbergen. »Nicht einmal James kann eine Verschwörung ignorieren, die ihm die Krone nehmen und sie auf den Kopf eines Papisten setzen will.«
Die erbitterte Rivalität zwischen den beiden Earls war wohlbekannt. Es machte Argyll rasend, dass der König sich gegenüber »Geordie«, seinem Freund aus Kindertagen, trotz dessen beständiger Weigerung, seiner Religion abzuschwören – und trotz seines offenen Widerstands – immer noch wohlwollend zeigte. »Geordie« gefügig zu machen – und Anspruch auf einige seiner Ländereien zu erheben –, war etwas, worauf sich Argyll schon seit Langem freute.
Als Duncan nicht widersprach, musterte sein Cousin ihn lauernd. »Wohin bist du gestern Abend eigentlich verschwunden?«
Duncan bemühte sich um eine unbeteiligte Miene. »Ich war müde. Ich bin zu Bett gegangen.«
»Hm-m …« Sein viel zu aufmerksamer Cousin glaubte ihm nicht. »Es ist eigenartig«, meinte Archie ironisch. »Unsere schöne junge Gastgeberin ist ungefähr zur selben Zeit wie du verschwunden.«
Der Muskel an Duncans Kiefer zuckte. »Ach wirklich?«
Das Problem mit Pflegebrüdern war, dass sie einen einfach zu verdammt gut kannten. Duncan warf seinem Cousin einen warnenden Blick zu, welcher ignoriert wurde.
Als Argyll erkannte, dass er ins Schwarze getroffen hatte, lächelte er wie eine Katze, die gerade eine fette Maus in die Enge getrieben hatte. Wie viele frisch verheiratete junge Männer schien er eifrig darum bemüht zu sein, dass jeder um ihn herum sein Schicksal teilte, und er hatte Duncan schon des Öfteren ermutigt, sich eine Frau zu suchen. »Der Vorschlag einer Verlobung zwischen dem Mädchen und Colin überraschte mich – auf Stirling war ich mir sicher, dass du sie wolltest.«
Sein verfluchter Cousin sah viel zu viel. Duncan bedachte ihn mit einem harten Blick. »Hätte das einen Unterschied gemacht?«, fragte er. Er konnte die Verbitterung in seinem Tonfall nicht gänzlich unterdrücken.
Argyll dachte über diese Frage nach, allerdings nicht lange. Die Antwort war schmerzlich offensichtlich. » Nay , ich vermute, nicht.« Sein Cousin schreckte nie davor zurück, ihm die Wahrheit zu sagen – ganz gleich, wie hart sie war. In dieser Hinsicht waren sie sich ähnlich. »Wie sehr willst du sie?«
Duncan sah ihn an, doch Worte waren nicht nötig, die wilde Heftigkeit in seinem Blick war Antwort genug.
»Ich verstehe«, meinte Argyll in gemessenem Ton. »Das ist schade. Colin wird nie auch nur ein halb so guter Anführer sein wie du.«
»Er ist noch jung«, verteidigte Duncan ihn, wie immer unerschütterlich loyal seinen jüngeren Geschwistern gegenüber. Er hatte seinen Halbgeschwistern immer nahegestanden, sogar noch mehr, seit deren Mutter vor einem Jahr gestorben war. Die Frau seines Vaters hatte sich Mühe gegeben, doch sie hatte ihre Verbitterung über Duncans Platz in ihrem Haushalt nie überwinden können. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sein Vater ihn nicht so begünstigt hätte. Doch glücklicherweise hatte die Kälte der Mutter seine Beziehung zu ihren Kindern nie
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