Schottisches Feuer
seiner Ehre verletzt. »Ich weiß sehr gut, was auf dem Spiel steht.« Stechend blaue Augen durchbohrten sie, und die rohe Intensität seiner Stimme ließ keinen Zweifel zu. »Ich liebe dich und würde durch die Flammen der Hölle gehen, um mit dir zusammen zu sein.«
Jeannie lächelte durch ihre Tränen hindurch. Das war das Schönste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte. »Kannst du mir nicht dieselbe Höflichkeit erweisen und darauf vertrauen, dass ich weiß, was ich fühle? Ich würde deinen Bruder nicht einmal heiraten wollen, wenn er der König selbst wäre. Ich will nur dich.« Das Herz klopfte ihr heftig in der Brust, als sie sich die Tragweite dessen, was sie gleich sagen würde, bewusst machte.
Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie einmal in diese Lage geraten würde. Sie dachte an ihre Mutter. An die Zerstörung, die sie hinterlassen hatte. Aber das hier war etwas anderes. Sie würde keinen Ehemann und Kinder zurücklassen. Ihr Vater würde verletzt sein. Ihre Geschwister enttäuscht …
Tief holte sie Luft. Ganz gleich, welchen Preis sie dafür zahlen musste, sie würde ihrem Herzen folgen. »Ich werde dich heiraten, selbst wenn wir es ohne die Erlaubnis unserer Familien tun müssen.«
Eindringlich musterte er ihr Gesicht, denn ihm schien bewusst zu werden, was sie das gekostet haben musste. Erleichterung spülte über ihn hinweg, und er zog sie in die Arme und hielt sie so eng umschlungen, als wollte er sie niemals wieder loslassen. Sie hob ihm das Gesicht entgegen, und er küsste sie. Mit einem sanften, bedeutungsvollen Kuss, der jede Faser ihres Herzens berührte. Heißes Glücksgefühl durchflutete sie.
Duncan hob den Kopf, umfasste sanft ihr Kinn und sah ihr tief in die Augen. »Ich hoffe, dazu kommt es nicht. Wenn dieser Krieg mit Huntly gewonnen ist, werde ich eine Möglichkeit finden, meinen Vater zu überzeugen.«
Jeannie nickte. Sie wollte glauben, dass es möglich war, doch gleichzeitig fürchtete sie sich davor, was passieren würde, falls es nicht gelang. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas Schreckliches geschehen würde. »Was ist, wenn etwas schiefläuft? Können wir nicht einfach gleich fortgehen?«
Seine Miene verhärtete sich mit herausforderndem Blick. »Willst du, dass ich meine Clansleute im Stich lasse, damit sie ohne mich kämpfen? Ich bin Captain der Wache, und zwar so lange, bis mein Vater etwas anderes anordnet.«
Der Tadel in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. Natürlich würde er seine Männer niemals im Stich lassen. Er würde seine Pflicht tun, nicht nur, weil er es musste, sondern weil er ein Krieger war. Ein Anführer. Das hatte sie von Anfang an in ihm erkannt. Es war eine der Eigenschaften, derentwegen sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Er wäre nicht der Mann, den sie liebte, wenn er anders handeln würde, ganz gleichgültig, wie sehr sie sich wünschte, dass er in Sicherheit war.
Sanft legte sie ihren Kopf an seine breite Brust und lauschte dem tröstlichen, regelmäßigen Schlagen seines Herzens. Nie würde sie vergessen, wie gut er roch – frisch und rein wie eine warme Meeresbrise. »Ich will nicht, dass du gehst.«
Mit einem Seufzen streichelte er ihr tröstend wie einem Kind übers Haar. »Ich weiß.«
Angstvoll hob sie das Kinn. »Es wird gefährlich sein.«
» Aye .«
»Was ist, wenn du verletzt wirst?«
Um seine Mundwinkel zuckte es. »Dann werde ich wieder gesund.«
»Aber was ist, wenn du …«
Mit einem Blick ließ er sie verstummen. Er hatte recht. Daran sollte sie nicht einmal denken.
Mit seiner großen Hand umfasste er ihr Kinn. »Ich werde zu dir zurückkommen, meine Liebste. Darauf kannst du dich verlassen.«
Und das tat sie auch. »Das wäre besser für dich.« Ihre Augen funkelten schelmisch. »Mit heilen Gliedern. Ich stelle fest, dass ich mich schon sehr darauf freue, eine Ehefrau zu sein.«
Er grinste und enthüllte dabei das spitzbübische Grübchen in der linken Wange. Ihr Herz zog sich zusammen. Sein mitternachtsschwarzes Haar, die kobaltblauen Augen, die kraftvollen, männlichen Züge … Er war so ungeheuer attraktiv, dass sie manchmal gar nicht glauben konnte, dass er wirklich ihr gehörte.
»Mach dir keine Sorgen, Mädchen. Was es auch kosten mag, wir werden Mann und Frau sein.«
Kapitel 6
Früh am nächsten Morgen verließ Duncan Freuchie Castle, und sein Kopf war um einiges klarer als bei seiner Ankunft. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr ihn die Situation mit Jeannie belastet hatte.
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