Schrecken aus dem Moor
gekommen war, und von einem Eindringling war erst recht nichts zu sehen.
»Hm, und was jetzt?« Bob sah Justus fragend an.
»Erster Stock oder Keller?«, antwortete der Erste Detektiv.
»Erster Stock!«, entschied Peter sofort. »Definitiv erster Stock!«
Justus drehte an dem Knauf der Kellertür, die sich unter dem Treppenaufgang befand. Sie war abgesperrt. »Da kommen wir ohnehin nicht rein«, sagte er. »Also dann rauf in den ersten Stock.«
Der Erste Detektiv betrat die Stufen und Peter folgte ihm. Doch in dem Moment, als Bob an der verschlossenen Kellertür vorbeiging, geschah es.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss der Kellertür und dann wurde sie mit einem Ruck aufgerissen. Justus blieb so abrupt auf der Treppe stehen, dass Peter auf ihn auflief. Beide sahen sie über das Geländer, konnten von da jedoch kaum erkennen, was sich unter ihnen abspielte. Dafür sah es Bob umso deutlicher.
Aus dem Dunkel, das sich hinter der Kellertür wie ein schwarzes Loch auftat, starrte Bob ein feuerrotes Augenpaar entgegen. Wie zwei glühende Kohlen hing es in der Finsternis. Der dritte Detektiv war viel zu entsetzt, um zu schreien. Gelähmt vor Angst fühlte er, dass ihn eine Hand packte. Er roch noch die modrige Erde und die Fäulnis, die von ihr ausging. Dann zog ihn die Hand mit unvorstellbarer Kraft zu sich in die Dunkelheit.
Das Schiff in der Flasche
»Bob!«
»Bob! Oh Gott! Bob!«
Justus und Peter schrien wie von Sinnen und hasteten die Stufen hinab. Sie hatten nur schemenhaft eine dunkle Hand gesehen, die Bob gepackt und zu sich gerissen hatte, dann war ihr Freund verschwunden.
»Bob!« Peter war als Erster an der Kellertür. Wie verrückt rüttelte er daran, aber sie war verschlossen. »Sie hat wieder zugesperrt!«, rief er hysterisch. »Sie hat zugesperrt und Bob mitgenommen! Just! Just! Was sollen wir tun?«
»Aufbrechen!«, stieß Justus heiser hervor. »Wir müssen die Tür aufbrechen! Los, auf drei. Eins, zwei, drei!«
Zusammen warfen sich die beiden Detektive gegen die Kellertür. Aber ohne Erfolg. Die Tür gab nicht nach. Sie versuchten es ein zweites und ein drittes Mal, aber immer mit demselben Ergebnis.
»Verdammter Mist!«, fluchte Peter und hämmerte gegen die Tür. Er war den Tränen nahe. »Bob!«
»Was ist denn passiert?« Chandler stand am Ende des Ganges und winkte ihnen zu.
»Die Moorleiche hat Bob!«, rief Peter. »Sie hat ihn in den Keller geschleppt!«
»Was?« Chandler lief so schnell, wie er konnte, zu ihnen. »Bob wurde entführt?«
»Ja!«
»Um Himmels willen!« Der Direktor sah entsetzt von einem zum anderen und raufte sich die weißen Haare.
»Zweiter, hast du dein Dietrichset dabei?«
Peter klopfte hektisch seine Jacke ab. »Nein. Mist!«
»Dann brauchen wir etwas, womit wir die Tür aufstemmen oder aufbrechen können!« Justus sah sich hektisch im Flur um. »Los, jeder sucht in den Zimmern nach geeignetem Werkzeug! Schnell!«
Es roch nach Erde und Staub. Das war das Erste, was Bob mitbekam. Doch schon in der nächsten Sekunde spürte er den pochenden Schmerz, der von seinem Hinterkopf aus in immer neuen Wellen durch seinen Körper jagte. Ihm wurde schlecht, jeden Moment würde er sich übergeben müssen. Aber als sich Bob zur Seite drehen wollte, stieß er an eine Wand.
Alarmiert schlug er die Augen auf. Es war stockfinster. Bob hatte für eine schreckliche Sekunde sogar Angst, er wäre blind geworden, so undurchdringlich war diese Finsternis. Er hob die Hände und tastete umher, um zu fühlen, was seine Augen nicht sehen konnten. Er spürte Wände: Holzwände. Überall waren sie. Oben, links, rechts, sogar unter ihm. Und sie waren ganz nah, er hatte weder Platz sich zu drehen noch sich aufzurichten.
»Oh mein Gott!« Die Erkenntnis traf Bob wie ein Schlag und raubte ihm fast wieder das Bewusstsein. ›Ich liege in einem Sarg! Ich bin lebendig begraben!‹
Panik wallte in ihm auf. Für einige Sekunden lag Bob völlig starr. Er konnte sich nicht mehr bewegen, war wie gelähmt von der entsetzlichen Feststellung. Eiskalt durchrieselte es seinen Körper und kurz darauf ließ ein Hitzeschauder den Schweiß aus allen Poren brechen.
Bob versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Er atmete bewusst langsam und ermahnte sich zur Ruhe. Dann, als sich sein Herzschlag wieder ein wenig beruhigt hatte, versuchte er den Sargdeckel aufzudrücken. Er presste mit aller Kraft dagegen und stemmte gleichzeitig die Füße gegen den Boden, doch vergebens. Das Holz ächzte
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