Schrecken aus dem Moor
wie ein schwarzer Teich in der Nacht. Vereinzelt säumten Büsche den Weg.
Die drei Detektive und Chandler durchbohrten mit ihren Augen förmlich die Dunkelheit und hielten bisweilen sogar den Atem an, damit ihnen ja kein Geräusch entging. Aber sie konnten nichts entdecken. Kein Schatten huschte durch die Büsche, kein Ast knackte. Friedlich und ruhig lag das Anwesen vor ihnen.
»Scheint alles in Ordnung zu sein«, meinte Bob.
»So ist es in Horrorfilmen auch immer«, entgegnete Peter unbeeindruckt. »Und immer, wenn man glaubt, es passiert nichts mehr, springt das Monster mit der Axt hinter dem nächsten Baum hervor.«
Justus stöhnte. »Gerade du, Zweiter, solltest dir mal ernsthaft überlegen, ob Horrorfilme wirklich das Richtige für dich sind.«
»Ich meine ja nur.«
Sie hatten jetzt den Anstieg hinter sich gelassen und befanden sich auf einem flachen Stück frisch gemähten Rasens. Bis auf die beiden Ahornbäume standen hier keine Pflanzen mehr und der Weg führte nun schnurgerade auf die Eingangstreppe zu. Justus war der Erste, der dort ankam.
»Ich klingel mal, oder?« Justus setzte den Finger auf den Klingelknopf.
»Ich hoffe, wir tun das Richtige.« Chandler schwankte zwischen Unsicherheit und Furcht. »Wenn das vorhin nur eine Störung in der Leitung war und wir Professor Rosenberg jetzt mitten in der Nacht behelligen, wäre das mehr als peinlich.«
Bob schnaubte. »Das war keine Störung, ganz sicher nicht.«
»Na dann.« Justus drückte auf den Knopf und eine Glocke ertönte.
Sie warteten einige Sekunden, aber im Haus blieb alles ruhig. Justus klingelte ein zweites Mal.
»Da ist was passiert!«, prophezeite Peter. »Hundertprozentig!«
»Jetzt male den Teufel nicht gleich an die Wand«, wies ihn Justus zurecht. »Lasst uns mal ums Haus herumgehen. Vielleicht entdecken wir ja irgendetwas Ungewöhnliches.«
»Aber unauffällig!«, warnte Bob. »Wenn wir uns doch täuschen und Rosenberg uns bemerkt, jagen wir ihm einen höllischen Schrecken ein.«
Justus wandte sich nach rechts und schlich geduckt an der Hauswand entlang. Die anderen taten es ihm gleich.
An der Vorderseite des Hauses fiel ihnen nichts auf, und auch an der rechten Seite war alles, wie es sein sollte. Doch als sie auf der Terrassenseite angekommen waren, bestätigten sich ihre Vorahnungen.
»Da! Die Tür!«, presste Peter heiser hervor. »Sie wurde eingeschlagen!«
Trotz der Finsternis sah man ganz deutlich das hässliche, schwarze Loch in der Glasscheibe. Unregelmäßig gezackt starrte es sie wie ein böses Auge an.
»Und die Tür steht auch einen Spalt auf«, erkannte Bob.
»Dann nichts wie rein.« Justus schob vorsichtig die Terrassentür auf.
»Professor Rosenberg?«, rief Chandler. »Professor?«
»Mist! Wir hätten Taschenlampen mitnehmen sollen«, fluchte Peter.
»Professor?«
»Mach mal einer Licht«, sagte Justus. »Irgendeines.«
»Hier«, raunte Bob, »hier ist ’ne Stehlampe. Wartet!« Der dritte Detektiv drückte auf den Schalter und warmes und weiches Licht erfüllte den Raum.
Sie befanden sich in dem Arbeitszimmer, das auch auf dem Foto zu sehen gewesen war. Alle sahen sich schweigend um. Aber als Chandler seinen Blick zu der Stelle der Wand gleiten lassen wollte, wo er den Schild vermutete, entfuhr ihm ein Laut des Entsetzens.
»Professor Rosenberg! Oh, mein Gott!«
Der Direktor hastete um den Schreibtisch herum und die drei ??? eilten herbei. Fast gleichzeitig sahen sie, was Chandler so in Angst versetzt hatte. Dort am Boden, eingekeilt zwischen Stuhl, Tisch und Wand, lag in merkwürdig verkrümmter Haltung ein alter Mann. Er war nicht bei Bewusstsein und die grauen Haare an seiner Schläfe waren nass und verklebt – von frischem Blut!
Feueraugen
»Nein! Bitte nicht!«, flehte Chandler.
»Atmet er? Atmet er noch?« Justus sah den Direktor, der vor dem alten Mann kniete, eindringlich an.
»Warte … warte.« Chandler drehte den Kopf und brachte sein Ohr ganz nahe an den Mund des Professors. »Oh Gott, ich … nein, Moment, ich glaube …«
Auf einmal zwängte sich ein schmerzvolles Röcheln aus Rosenbergs Kehle und ein fiebriger Schauder durchlief seinen Körper. Sein Kopf zuckte ein paar Mal und dann hoben sich flatternd die Augenlider.
»Er lebt!« Peter packte Bob fest am Arm.
»Professor? Hallo? Hören Sie mich?« Chandler fasste unter den Nacken des alten Mannes und ging ganz dicht an sein Gesicht heran.
»Bitte!« Rosenbergs Stimme klang, als bräche man einen morschen Ast
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