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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die langen Gespräche mit den Mönchen über das Böse hatte bei ihm noch Früchte hinterlassen.
    »Ihr Wasser...«
    »Ah, merci. Was habe ich zu zahlen?«
    Sie lächelte wieder. »Geben Sie mir hundert Franc.«
    Eine stolze Summe, doch sie war hier normal, wo das Unnormale zum Leben zählte.
    »Merci, Monsieur. Sie können gern wiederkommen.«
    Er schaute sie mit seinen dunklen Augen an, und er wußte, daß sein Blick so manche Frau schon hatte schwach werden lassen. »Ich werde mich daran erinnern. Wie heißen Sie?«
    »Claudine.«
    »Wir sehen uns bestimmt, Claudine.«
    »Ich warte.«
    Er grinste ihr nach. Die Spielchen kannte er. Hier waren so viele heiß, hier wollten sie etwas erleben, und Gefahren schien es für sie nicht zu geben.
    Er trank das kalte Wasser. Sein Blick glitt nach vorn. Hinweg über die anderen Tische, zwischen den Kübelpflanzen hindurch, und er sah auf der Straße die Schlange der Fahrzeuge, die eigentlich nie abriß, auch in der Nacht nicht.
    Es gab keinen freien Platz mehr. Und das nicht nur in diesem Lokal, sondern auch in all den anderen auf der kilometerlangen Vergnügungsstätte an der Côte.
    Eros überlegte. Den Tag würde er abwarten. Am Abend wollte er zurück auf sein Boot. Er würde auf das Meer fahren und sich seine beiden Vampire vornehmen. Sie durften nicht leben. Sie durften kein fremdes Blut trinken. Das war einzig und allein ihm belassen, denn er war der Schrecken der Nacht und nicht die anderen. Plötzlich sah er die beiden Polizistinnen. Sie waren ihm vorhin nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war er auch zu stark in seiner Gedankenwelt versunken gewesen, und er fühlt sich zudem sicher. Die Uniformierten sah man hier öfter, es gab bei ihm nie einen Grund zur Panik, aber in diesem Fall verhielten sie sich anders.
    Beide gingen von Tisch zu Tisch und sprachen mit den Gästen. Sie zeigten ihnen Fotos, stellten dazu Fragen und warteten auf Antworten, die unterschiedlich ausfielen. Entweder wurden Schultern angehoben oder Köpfe geschüttelt.
    Eros stand nicht auf. Er beobachtete und wartete, bis die beiden auch an seinen Tisch herantraten.
    Sie grüßten freundlich und legten die beiden Fotos auf den Tisch. »Sind Ihnen die Mädchen bekannt, Monsieur?«
    Eros sah hin und hatte das Gefühl, eine glühende Nadel geschluckt zu haben. Natürlich kannte er die beiden. Es waren Gina und Doreen. Doch er hatte sich in der Gewalt und schüttelte den Kopf. »Nein, die habe ich noch nie gesehen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wenn ich es Ihnen sage. Was ist denn mit ihnen?«
    »Sie sind verschwunden.«
    »Das passiert hier oft.«
    » Oui , aber bei den beiden ist das etwas anderes. Sie haben sie also nicht gesehen?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Danke für Ihre Mühe. Dann wünschen wir Ihnen noch einen schönen Tag, Monsieur.«
    »Gleichfalls.«
    Die Polizistinnen gingen wieder, und das Gesicht des Mannes am Tisch erstarrte, als wäre es von einer Eiskruste bedeckt. Es war ihm noch nie passiert, daß die Polizei nach einer Verschwundenen gesucht hatte. Und diesmal waren es sogar zwei Personen. Seiner Ansicht nach mußten die beiden irgendwas Besonderes gewesen sein, sonst hätte sich die Polizei nicht um sie gekümmert.
    Habe ich einen Fehler gemacht? fragte er sich. War ich nicht vorsichtig genug?
    Er wußte es nicht genau. Er war sich keiner Schuld bewußt, aber er nahm sich vor, noch mehr achtzugeben, und er mußte vor allen Dingen die beiden so schnell wie möglich loswerden. Am besten gleich. Aufs Meer diesmal weiter hinausfahren, sie dort pfählen, ihre Leichen beschweren und sie dann versenken. Es hielt ihn nicht mehr länger auf seinem Stuhl. Er drängte sich zwischen den anderen Stühlen hindurch und auch an Tischen vorbei, setzte die Sonnenbrille auf und machte sich auf den Weg zum Hafen. Er ging mit schnellen Schritten und kümmerte sich auch nicht um die heiße Sonne, deren Strahlen von den Wedeln der Palmen nur unzureichend gefiltert wurden. Andere Dinge waren wichtiger.
    Am Hafen herrschte Trubel. Es wurde auf den Decks gefeiert. Man war wieder nach der langen Nacht erwacht, und die ersten Boote liefen auch auf das strahlende Meer hinaus.
    Das hatte er auch vor. Zunächst aber mußte er nach den beiden schauen und verschwand deshalb unter Deck. Eros kannte das Spiel. Er wußte, daß sich seine Opfer im Prinzip alle gleich verhielten. Nach dem Erwachen blieben sie zunächst ruhig, dann aber machte sich ihr neuer Zustand bemerkbar, und die ebenfalls neue Natur in ihnen sorgte

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