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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Uniform, aber die ist relativ simpel, und an Freitagen dürfen sie in vernünftigen Grenzen tragen, was sie wollen. Ich habe Beatrice angehalten nachzufragen, ob er gefunden wurde, und sich zu vergewissern,dass niemand ihn versehentlich mitgenommen hatte. Kurz zuvor hatte sie bei ihrer Freundin Sasha geschlafen, und ich habe Sashas Mutter angerufen und gefragt, ob sie ihn dort vergessen hat. Er war nicht da. Er scheint ganz einfach verschwunden zu sein.«
    »Sie haben aber nie geglaubt, dass er gestohlen wurde?«
    »Nein, eigentlich nicht, nur   …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ja?«
    »Tut nichts zur Sache, es ist nichts.«
    »Bitte. Was immer Sie sagen wollten, es könnte wichtig sein.«
    Ruth sah weg. Sie hatte Gänsehaut auf den Armen. »Andrew, es tut mir leid, aber könnte ich vielleicht allein mit dem Detective Inspector sprechen?«
    »Ich verstehe nicht, warum. Ich meine, es ist doch sicher nicht nötig   …«
    »Andrew, bitte.«
    »In Ordnung, wie du willst.« Er warf ihr von der Tür aus einen Blick zu, einen langen Blick, in dem Enttäuschung und wachsendes Misstrauen lagen, dann schloss er leise die Tür hinter sich.
    Allein mit Will, zögerte Ruth, wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
    »Es war an dem Abend, über den ich gesprochen habe«, sagte sie schließlich. »Als Beatrice bei Sasha war. Andrew war auch weggegangen, er hatte irgendeine Sitzung, und ich war ganz allein im Haus. Normalerweise macht mir das nichts aus, in Wirklichkeit gefällt es mir sogar, Zeit für mich allein zu haben   – aber an diesem Abend war ich unruhig, ich weiß auch nicht, warum, beinahe nervös. Wahrscheinlich habe ich mir Sorgen um Beatrice gemacht, obwohl das gar nicht nötig war. Ich meine, es ging ihr gut. Ich hatte angerufen und nachgefragt. Sie war sehr glücklich bei ihrer Freundin. Aber dannhörte ich ein Geräusch. Es kam von oben, zumindest habe ich das gedacht. Aus Beatrices Zimmer.«
    »Was für ein Geräusch?«
    »Es klang nach Schritten. Als liefe jemand dort umher. Und dann eine Tür, die geschlossen wurde. Ich ging hinauf, und da war nichts, nur ein Fenster, das nicht richtig geschlossen worden war und klapperte, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass jemand anders da gewesen war, im Haus.«
    »Meinen Sie einen Einbrecher?«
    »Ja, das Gefühl hatte ich.«
    »Und es kann nicht Andrew gewesen sein? Der früher nach Hause gekommen war, ohne dass Sie es wussten?«
    »Nein, unmöglich. Er ist erst eine ganze Weile später zurückgekommen.«
    »Er weiß nichts davon?«
    Ruth schüttelte den Kopf.
    »Warum wollten Sie nicht, dass er im Zimmer bleibt, wenn Sie mir das erzählen?«
    »Es ist nicht ganz einfach.« Sie drückte ihre Handflächen aneinander. »Schwer zu erklären.«
    »Das ist in Ordnung. Lassen Sie sich Zeit.«
    »Es ist Heather.«
    »Ihre andere Tochter? Die, die gestorben ist?«
    »Ja.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Manchmal   … kommt sie mich besuchen. Sie   … ich weiß nicht, wie ich das sagen soll   … sie erscheint einfach. Und wir reden.«
    »Und das ist an dem bewussten Abend auch passiert?«
    »Ja.«
    »Und Sie glauben, das war es vielleicht, was Sie gehört haben? Heather?«
    »Ja.«
    »Oben in Beatrices Zimmer?«
    »Ja.«
    »Aber Sie sind sich nicht sicher, dass es wirklich das Geräusch war, das Sie gehört haben?«
    »Nein. Wissen Sie, immer wenn ich sie vorher gesehen habe   … nun, wie ich schon sagte   … sie erscheint einfach. Es gibt kein Geräusch. Sie ist ganz plötzlich da.«
    »Und was passiert dann?«
    »Wir reden. Normalerweise reden wir. Manchmal halten wir uns an den Händen. Und nach einer Weile geht sie.« Ruth presste ihre Hände an ihr Gesicht. »Sie denken, dass ich verrückt bin, nicht wahr? Dass ich das alles erfinde. Dass ich neurotisch bin.«
    »Nein, das denke ich keineswegs.«
    »Aber Sie glauben mir nicht.«
    »Es ist doch gleichgültig, was ich glaube.«
    »Andrew wäre schockiert und würde sagen, dass ich unter Druck stehe und wieder zu meinem Therapeuten gehen sollte. Um mir helfen zu lassen. Damit ich endlich von allem befreit werde.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich will aber nicht von ihr befreit werden. Ich habe sie einmal verloren und will sie nicht noch ein zweites Mal verlieren. Besonders jetzt nicht.«
    Als er Ruth ansah, wurde Will klar, dass er keine Ahnung hatte, wie er reagieren oder was er sagen sollte.

61
     
    Als Will wieder in der Dienststelle eintraf, wo Simon Pierce immer noch

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