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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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um. »Martin, dies ist die Mutter von Patrick Rogan, die
dich gern noch sprechen wollte.«
      Fallon setzte sein Glas behutsam auf den Boden und
stand auf. Mit Verachtung sah er auf O'Hara, der vor seinem Blick die
Augen niederschlug, ging dann auf die Frau zu und sagte: »Hier
bin ich, Mrs. Rogan.«
    Sie hob ihre Hand und berührte sanft mit den Fingerspitzen
    sein Gesicht. Ihre Haut war straff über die Fingerglieder
gespannt und glich gelbem Pergament. Die Frau sah sehr alt und
verbraucht aus, und auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck großen
Leides. »Ich habe einen Mann und einen Sohn für unsere Sache
hergegeben, Martin Fallon; ich habe genug gegeben«, sagte sie
hart.
      Zart nahm er ihre Hand in die seine und erwiderte: »Genug bis zum Überfluß, Mrs. Rogan.«
      »Sie werden Patrick für mich retten«,
fuhr sie fort. »Sie werden ihn mir sicher heimbringen.« Es
war eine Feststellung, die keine abschlägige Antwort zuließ.
      Fallon sah in die leeren, toten Augen und versuchte,
Worte für eine Antwort zu finden. Bitterkeit erfüllte ihn und
tiefer Groll gegen O'Hara, der ihn in diese verteufelte Situation
gebracht hatte. Wie konnte er jetzt nein sagen und weiter auf das Leid
in dem Gesicht vor ihm sehen? Er versuchte, etwas zu entgegnen, doch
plötzlich, als ob die Frau den Aufruhr in ihm spüre, huschte
über ihr Gesicht ein Ausdruck von Panik, und ihre Hand umklammerte
die seine. Es war, als ob sie in die Tiefe seiner Seele schauen
könnte. Sie schwankte, und er griff nach vorn, um sie zu
stützen. »Sie werden ihn retten?« fragte sie ihn
flehend, voller Angst. »Sie müssen es tun!«
      Es war bedrückend still, während sie auf
seine Antwort wartete. Fallon lächelte schließlich und
drückte ihr sanft die Hand. »Ich werde ihn sicher zu Ihnen
heimbringen, Mrs. Rogan«, sagte er dann und wußte jetzt,
daß von dem Augenblick an, als sie den Raum betreten hatte, sein
Schicksal nach ihm gegriffen hatte. Sie seufzte, wie von weit her, und
schwankte erneut. Fallon mußte sie stützen. »Es
wäre besser, wenn Sie sich für einen Augenblick hinlegen
würden.«
    Sie nickte mehrere Male und stützte sich schwer auf seinen Arm.
    Doolan eilte rasch, die Tür für
sie zu öffnen, und sie gingen hinaus in den Vorraum und weiter in
das Schlafzimmer.
      Als Fallon zurückkehrte, waren O'Hara und Doolan
mitten in einer hitzigen Debatte. Doolan sagte gerade: »Ich
bleibe dabei; es war ein schändlicher Trick, diese Frau mit
hineinzuziehen.« O'Hara hob eine Hand: »Sprich mir nicht
von Tricks. Bei diesem Spiel ist jeder Griff erlaubt. Frag diesen Mann
hier«, setzte er hinzu und zeigte auf Fallon, der zu ihnen trat.
»Er hat zu seiner Zeit auch manches krumme Ding gedreht!«
      Fallon ließ sich in einen Stuhl fallen.
»Oh, er hat ganz recht«, sagte er zu Doolan. »Alles
ist erlaubt. Das ist die einzige Weise, auf die man etwas erreicht.
Aber der alte Bursche hat sich diesmal übernommen!«
      »Wie kommst du darauf?« fragte O'Hara.
»Ganz einfach – die ganze Sache ist von Anfang an zum
Scheitern verurteilt. Hast du vielleicht nur eine Sekunde lang
geglaubt, daß die Polizei daran dächte, jemanden nur in die
Nähe von Rogan kommen zu lassen? Da drüben lungern
dreitausend Polypen herum, die Patrick Rogan hängen sehen wollen
und die verdammt gut aufpassen werden, daß ihnen dabei niemand
vorher einen Strich durch die Rechnung macht.«
      O'Hara nickte bedächtig. »Das weiß
ich alles. Ich sagte dir ja, daß es eine sehr schwierige Aufgabe
sein wird; aber wenn es jemand schaffen kann, dann nur du.«
Fallon verzog sein Gesicht mißmutig; aber der alte Mann fuhr
fort: »Doch, Martin, so ist es. Das Dumme mit unseren Jungs ist,
daß sie, kaum über die Grenze gekommen, sofort zu knallen
beginnen. Sie nehmen die ganze Angelegenheit zu ernst. Du dagegen hast
das niemals getan.«
      »Sind Sie verrückt?« brummte Doolan
unwillig. »Ich habe noch niemals in meinem Leben solch einen
Unsinn gehört.«
    Fallon warf den Kopf zurück und
lachte. »Trotzdem hat er recht. Ich habe wirklich die Sache
niemals ernst genommen.« Dann schaute er auf Doolans erbostes
Gesicht und fuhr ernüchtert fort: »Die einzige
Möglichkeit, um da drüben zu überleben, ist, die ganze
Angelegenheit wie ein Spiel zu betrachten. Zwar ist es eigentlich Krieg
– ja, es ist sogar wirklich Krieg. Aber nicht ein solcher, von
dem Bücher und Balladen erzählen. Vielmehr ist er schmutzig
und gefährlich und unglaublich

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