Schrei in Flammen

begeht eine Kurzschlusshandlung, tötet seine Frau und kann nicht mit dem Gedanken leben, dass er die Tat seines Vaters wiederholt hat?«
    »Hm, möglich. Die Computertastatur ist wahrscheinlich geschmolzen, oder?«
    »Ja, Fingerabdrücke gibt es da keine mehr. Aber wir wissen jetzt, dass Katrine kurz zuvor bei Christians Eltern war«, sagte Lars.
    »Bei seinen Eltern? Was wollte sie denn da?«
    »Sie hat einen Haufen Fragen über Christian und Jim Hellberg gestellt. Für mich hört sich das an, als hätte sie eine Theorie gehabt, dass die beiden in der Periode der Einbrüche zusammen Feuer gelegt haben. Letoft senior war sehr aufgebracht über ihre Andeutungen.«
    »Um Gottes willen.«
    »Sie hat was von einer abgefeuerten Missile. Damit macht sie sich keine Freunde.«
    »Nein …«
    »Aber sie hat zumindest versucht, alle möglichen Leute anzurufen. Nach dir hat sie es sogar bei Torsten versucht, wahrscheinlich um zu hören, wie es mit Asger Dahl weitergeht.«
    »Sie hat Torsten angerufen?«
    »Ja, hartnäckig ist sie, das muss man ihr lassen.«
    »Das kann man wohl sagen. Und was ist mit den Flügen?«
    »Sie war auf keinem der Flüge gestern Abend, Jens, tut mir leid. Aber wenigstens haben wir den englischen Anrufer gefunden.«
    »Und?«
    »Ihr Vater hat sie angerufen. Er wollte ihr von irgendwelchen Testergebnissen erzählen, die er bekommen hat. Er konnte nicht sagen, wo sie zum Zeitpunkt des Anrufes war, aber sie hat das Gespräch abrupt beendet und noch gesagt, dass sie ihn so schnell wie möglich zurückrufen wollte, was sie nicht getan hat.«
    »Sie ist unterbrochen worden?« Jens überlegte. »Vielleicht hat sie was gesehen.«
    »Vielleicht.«
    »Wir müssen sie finden!«
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, Jens, alles. Wir setzen sogar eine Hundestaffel ein.«
    »Okay«, kam es wie ein Flüstern. »Ich melde mich noch mal, Lars.«
    *
    Sie wurde von starken Armen hochgehoben.
    Noch immer war alles dunkel.
    Es presste ihr fast die Luft aus den Lungen, als der Mann sie über die Schulter warf und mir ihr loslief.
    Gleich darauf schienen sie über einen Steg oder etwas Ähnliches zu gehen, Katrine hörte schwere Schritte auf Holzplanken.
    Der Steg war nicht lang. Jetzt klangen die Schritte des Mannes wieder anders, die Unterlage absorbierte jedes Geräusch. Vermutlich Erde.
    Ihr Schädel dröhnte, ihr Hinterkopf fühlte sich wund und geschwollen an, und das Blut pulste in die Kopfhaut und peitschte die Nervenenden. Wie Wellen, die sich an Klippen brachen.
    Der Mann rückte seine schwere Last zurecht und schob sie weiter auf die Schulter. Sie stöhnte vor Schmerz.
    Kurz darauf blieb er stehen.
    Weg. Ich muss hier weg
. Sie warf sich mit einem kräftigen Ruck zur Seite und landete wie ein nasser Sack auf dem Boden, weil sie sich mit den hinter dem Rücken gefesselten Händen nicht abfangen konnte. Als er sie wieder packen wollte, trat sie mit aller Kraft zu.
    Er ließ sie liegen.
    Konnte sie aufstehen? Sie rollte so lange hin und her, bis sie auf den Knien hockte wie ein zum Tode Verurteilter, der auf seine Enthauptung wartete. Dann richtete sie den Oberkörper auf und nutzte den Schwung, in die Hocke zu kommen. Um ein Haar wäre sie nach hinten gekippt, aber vorher sammelte sie alle Kräfte, sich in einer raschen Bewegung in den Stand hochzustemmen. Aber wohin? In welche Richtung sollte sie sich bewegen? Und wo war er?
    »Ahhh!« Sie schrie laut auf, als ihr der gleiche Schmerz wie in Letofts Haus durch den Körper schoss und sie erneut zu Boden ging, außerstande sich zu bewegen. Sie hatte einen Stromschlag bekommen.
    *
    Wie aus weiter Ferne registrierte Katrine, dass sie unter ein Dach kamen. Sie stöhnte. Ihr Bauch auf seiner Schulter schmerzte. Dann drehte der Mann sich um und schloss eine Metalltür. Er ging über eine trockene, harte Unterlage, auf der jeder seiner Schritte ein knirschendes Geräusch in den Raum warf, das wie von Metallplatten zurückgeworfen wurde. Sie musste in einer Halle oder etwas Ähnlichem sein.
    Er hatte ihr einen Stromschlag verpasst. Ein beängstigender Gedanke stieg in ihr auf.
    Maja. Bewusstlos im Auto. War das Majas Mörder? Hatte er Maja auf diese Weise ruhiggestellt?
    Sie versteifte sich vor Angst.
    Nach ein paar Schritten ging es über eine leicht schwingende Metalltreppe abwärts. Auch hier war jeder Schritt wie ein hallender Schlag. Schwachgelbes Licht drang durch den groben Kapuzenstoff. Jetzt erreichten sie wieder eine harte Unterlage. Beton, schätzte